Auto- und Rüstungsindustrie : Porsche im freien Fall – jetzt setzt die Holding auf Rüstungsinvestments
Inhalt
- Porsche senkt Gewinnprognose erneut – US-Zölle belasten Sportwagenbauer massiv
- Porsche-Chef Blume: „Die Welt verändert sich massiv“ – Sportwagen-Ikone vor radikalem Umbau
- Porsche bricht ein: 91 Prozent weniger Gewinn im zweiten Quartal – Aktie stürzt weiter ab
- Porsche SE plant Einstieg in Rüstungsbranche – Netzwerk-Offensive mit „Defense Day“
- Auch VW-Mutterkonzern schwächelt massiv
- Luxus unter Druck: Porsche und Audi verlieren massiv an Profitabilität
- Von Rekordgewinnen zum Absturz: VWs Premiumstrategie wird zum Risiko

Blick in die Porsche-Produktion: Der Sportwagenbauer kämpft mit Absatzproblemen, hohen Kosten und neuen US-Zöllen – der Gewinn ist dramatisch eingebrochen.
- © PorschePorsche senkt Gewinnprognose erneut – US-Zölle belasten Sportwagenbauer massiv
Porsche hat seine Gewinnprognose für 2025 erneut nach unten korrigiert. Statt der bislang erwarteten 6,5 bis 8,5 Prozent rechnet die VW-Tochter nun nur noch mit einer operativen Umsatzrendite von 5 bis 7 Prozent. Auch die Netto-Cashflow-Marge fällt schwächer aus und liegt nur noch bei 3 bis 5 Prozent.
Als Hauptgrund nennt Porsche die jüngst vereinbarten 15 Prozent US-Zölle auf europäische Autoimporte. Besonders hart trifft es den Sportwagenbauer, weil er über kein eigenes Werk in den USA verfügt. Die strategische Neuausrichtung schlägt zudem mit rund 1,3 Milliarden Euro an Sondereffekten zu Buche.
Die Umsatzprognose von 37 bis 38 Milliarden Euro bleibt dagegen unverändert – doch der Druck auf Porsche wächst.
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Porsche-Chef Blume: „Die Welt verändert sich massiv“ – Sportwagen-Ikone vor radikalem Umbau
Porsche galt jahrzehntelang als Renditemaschine im VW-Konzern, noch 2024 lag die Marge bei starken 14,1 Prozent. Doch jetzt stellt CEO Oliver Blume klar: „Die Welt verändert sich massiv – und anders, als wir es noch vor einigen Jahren erwartet haben.“
Die VW-Tochter steht vor einem tiefgreifenden Umbau. Nach einem ersten Sparprogramm, das bereits den Abbau von 15 Prozent der Stellen bis 2029 vorsieht, plant Porsche nun ein zweites, noch umfassenderes Maßnahmenpaket. Details werden derzeit mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt.
Intern heißt es, das bisherige Geschäftsmodell sei so nicht mehr tragfähig. Blume will Porsche daher „grundlegend weiterentwickeln“ – ein radikaler Schritt für den einstigen Renditegaranten des Konzerns.
>>> VW-Gewinne brechen um 38 % ein – der Konzern setzt nun alles auf China und die USA.
Porsche bricht ein: 91 Prozent weniger Gewinn im zweiten Quartal – Aktie stürzt weiter ab
Die aktuellen Zahlen sind dramatisch: Porsche erzielte im zweiten Quartal nur noch 154 Millionen Euro Gewinn im Autogeschäft – ein Rückgang um fast 91 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die operative Marge sank auf nur 1,9 Prozent, nach zuvor fast 18 Prozent. Damit verdient die VW-Tochter inzwischen sogar weniger als Volumenhersteller Skoda.
Belastet wird die Bilanz durch Absatzrückgänge in China, hohe Restrukturierungskosten, teure Batterieprojekte und die 15 Prozent US-Zölle, deren Kosten Porsche seinen Kunden bislang ersparte. Im ersten Halbjahr brach der Konzerngewinn von 3 auf 1 Milliarde Euro ein, die Rendite fiel auf 5,5 Prozent.
Die schwachen Zahlen verstärken auch die Kritik an Oliver Blumes Doppelrolle als CEO von VW und Porsche. Während die Aktie seit Jahresbeginn von knapp 60 Euro auf 43 Euro abgestürzt ist, bleibt Blume mit 10,6 Millionen Euro Gesamtvergütung 2024 der Topverdiener unter den DAX-Chefs.
Porsche SE plant Einstieg in Rüstungsbranche – Netzwerk-Offensive mit „Defense Day“
Angesichts des massiven Gewinneinbruchs will Porsche ihre Investitionen künftig stärker auf den Verteidigungs- und sicherheitsnahen Sektor ausrichten. Diese Industrie biete „erhebliches Entwicklungspotenzial“, heißt es im Halbjahresbericht der Holding. Vorstandschef Hans Dieter Pötsch betont, man verfolge die Themen Verteidigungsfähigkeit, Sicherheit und europäische Resilienz „sehr genau“ – ohne den bisherigen Fokus auf Mobilitäts- und Industrietechnologien aufzugeben.
Für den Einstieg setzt Porsche SE auf Partnerschaften mit anderen vermögenden Familien. Geplant ist ein „Defense Day“, um gezielt Kontakte zu deutschen und europäischen Family Offices zu knüpfen, die Interesse an Rüstungsinvestitionen haben.
Erster Meilenstein: der Aufbau einer Plattform für Beteiligungen an technologiegetriebenen Rüstungsunternehmen – von Satellitenüberwachung und Aufklärungssystemen über Cybersecurity bis hin zu Logistik- und Nachschublösungen. Engagements in diesem Bereich gibt es bereits: So ist Porsche SE am Satelliten-Start-up Isar Aerospace und am Drohnenhersteller Quantum Systems beteiligt.
Auch VW-Mutterkonzern schwächelt massiv
Die Probleme von Porsche sind kein Einzelfall – sie spiegeln die Krise der gesamten Volkswagen-Gruppe wider. VW selbst kämpft mit sinkenden Gewinnen, schwacher Profitabilität und massiven Umbaukosten. Im ersten Halbjahr 2025 sank der Gewinn nach Steuern um mehr als 38 Prozent auf 4,47 Milliarden Euro, das operative Ergebnis brach um 29 Prozent auf 6,71 Milliarden Euro ein. Die operative Marge liegt mit 4,2 Prozent weit unter den Zielen.
Die Lage ist ernst: US-Zölle, Absatzprobleme in China und die teure Umstellung auf Elektromobilität und Softwareplattformen belasten den Konzern schwer. Porsche – einst der Gewinnanker im VW-Verbund – fällt damit genau in dem Moment aus, in dem die Muttergesellschaft dringend stabile Ergebnisse braucht.
Luxus unter Druck: Porsche und Audi verlieren massiv an Profitabilität
Die neuesten Zahlen machen deutlich, wie stark vor allem die Premiummarken im VW-Konzern unter Druck geraten sind. Der jahrelange Fokus auf hochmargige Modelle rächt sich nun: Während günstigere Modelle in Teilen der Welt von einer steigenden Nachfrage profitieren, brechen die Gewinne bei Porsche und Audi dramatisch ein.
Auch Audi kämpft mit schwachen Absatzzahlen in China und einer schwächelnden Kernmarke, was den gesamten Konzern belastet. VW-Chef Oliver Blume betont zwar weiterhin das Ziel einer operativen Umsatzrendite von zehn Prozent, doch dieses Ziel rückt in weite Ferne. Die Kernmarke Volkswagen liegt mit einer Marge von 2,5 Prozent noch deutlich unter Plan, Porsche und Audi mussten ihre Renditeziele verschieben.
Während das Premiumsegment schwächelt, gelingt es Volkswagen bei günstigeren Modellen und einigen neuen Elektromodellen, von der Nachfrage zu profitieren. Doch die Herausforderungen bleiben enorm – vor allem in den Schlüsselregionen China und Nordamerika.
Von Rekordgewinnen zum Absturz: VWs Premiumstrategie wird zum Risiko
Jahrelang konnte der Volkswagen-Konzern trotz sinkender Verkaufszahlen Rekordumsätze verbuchen – dank einer klaren Strategie: weniger Stückzahlen, dafür höhere Preise und ein starker Fokus auf Premium-Modelle. Besonders während der Pandemie, als Chipmangel und Lieferengpässe die Produktion einschränkten, zahlte sich dieser Kurs aus. Die Margen stiegen, VW meldete Rekorderlöse.
Doch was damals funktionierte, wird nun zum Problem. Die Luxusmarken Porsche und Audi, einstige Gewinnanker, melden massive Einbrüche. Die künstlich hohen Margen der vergangenen Jahre lassen sich nicht mehr halten – Kaufkraft und Preisspielraum schwinden, während asiatische Hersteller wie BYD und Geely Marktanteile gewinnen.
Die Premiumstrategie, die Volkswagen jahrelang glänzende Ergebnisse bescherte, erweist sich nun als Bumerang. Besonders deutlich zeigt sich das an Porsche: Statt hoher Gewinne muss die Marke nun ihre Prognosen kappen und ein Sparprogramm nach dem anderen auflegen.