KTM Insolvenz : Pierer Mobility meldet Milliardenverlust

Förderband in Fertigung Pierer Mobility

Seit Montag steht die Produktion bei KTM wieder still.

- © Pierer Mobility

Seit Montag Früh steht die Produktion in Mattighofen wieder Still. In der Nacht auf Dienstag veröffentlichte die KTM-Mutter ihre vorläufigen Kennzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr - und die haben es in sich: So hat Pierer Mobility im vergangenen Jahr einen operativen Verlust von 1,188 Milliarden Euro geschrieben. Der Umsatz brach um 29 Prozent auf 1,879 Milliarden Euro ein, und auch für das laufende Jahr wird ein negatives operatives Ergebnis erwartet. Die Nettoverschuldung beläuft sich auf 1,643 Milliarden Euro, während das Eigenkapital mit -199 Millionen Euro ausgewiesen wird. Bei den Zahlen handelt es sich lediglich im die vorläufigen Ergebnisse, solange noch kein Investor gefunden wurde. Denn scheitert die geplante Rettung von KTM, sind auch die Zahlen von Pierer Mobility Makulatur.

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KTM-Absatz brach um 21 Prozent ein - Rückzug aus dem Fahrrad-Geschäft

Die Gruppe hat im Vorjahr knapp 293.000 Motorräder verkauft, um 21 Prozent weniger als im Jahr davor. 38 Prozent davon (rund 110.000) wurden in Europa abgesetzt, gefolgt von Nordamerika (24 Prozent) sowie Indien und Indonesien (21 Prozent). Durch die Verringerung des Produktionsvolumens auf 230.000 Motorräder hat man die weltweiten Lagerbestände um 40.000 Stück verringert - Mit Jahresende standen trotzdem noch immer etwa 182.000 Motorräder auf Lager. Der Absatz von Elektrofahrrädern und Fahrrädern ist um 32 Prozent auf rund 106.000 gesunken. Aus diesem Geschäftsbereich will sich Pierer Mobility im laufenden Jahr komplett zurück ziehen.

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Pierer Mobility baut über 1.600 Stellan ab

Deutlich verringert hat sich der Mitarbeiterstand bei KTM und damit der Pierer Mobility. Der Personalstand ist im Vorjahr um 874 Personen auf 5.310 gesunken, davon arbeiteten rund 4.100 in Österreich. In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 wurden weitere 750 Mitarbeiter abgebaut. Nicht inkludiert sind etwaige Arbeitszeitverkürzungen von bestehenden Beschäftigten während der Produktionsstillstände.

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KTM-Sanierung soll 1,3 Milliarden Euro bringen

Von der Sanierung der KTM erwartet sich das Unternehmen eine deutliche Verringerung der Nettoverschuldung, konkret einen Sanierungsgewinn von rund 1,3 Mrd. Euro. "Damit wäre auch das Eigenkapital wieder deutlich, im hohen dreistelligen Millionenbereich, positiv". Ob es zu der Sanierung kommt ist jedoch nach wie vor ungewiss, noch immer fehlen zusagen von Investoren, noch immer ist völlig unklar wie die fehlenden 600 Millionen Euro aufgetrieben werden sollen.

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Bis Ende Mai braucht KTM 600 Millionen Euro - Nun werden Aktien verpfändet

Bis zum 23. Mai hat der Motorradhersteller noch Zeit, einen Investor oder Kreditgeber zu finden. Bis dahin muss die Gläubigerquote von 30 Prozent aufgebracht werden. 

Wie man das Geld in wenigen Wochen auftreiben will? Im Ausmaß von bis zu 500 Millionen Euro sollen Aktien der KTM AG verpfändet werden. Dabei handle es sich um “ein normales Vorgehen in einer schwierigen Situation”, so Hans Lang, Kommunikationschef der Pierer Mobility gegenüber dem Industriemagazin. Der entsprechende Beschluss wurde am vergangenen Freitag auf der außerordentlichen Hauptversammlung abgesegnet.

Lang bestätigt, dass geplant sei, die verpfändeten Aktien als Sicherheit für einen Kredit zu nutzen, mit dem die Gläubigerquote erfüllt werden soll - sofern nicht doch noch ein Investor einspringt. Ziel sei es „das Vertrauen potenzieller Investoren zu stärken.“ Die ursprünglich angestrebten 150 Millionen Euro aus dem Aktienverkauf hätten dem Unternehmen finanziellen Spielraum für die mittelfristige Planung verschafft – dieser Weg ist nun versperrt. Man arbeite mit Hochdruck daran, die entstandene Finanzierungslücke zu schließen. Im Kern bedeutet das: Pierer Mobility setzt Aktien des Tochterunternehmens KTM ein – also Anteile an der wichtigsten Gesellschaft der Gruppe, zu der auch große Teile der Produktion gehören - um notfalls mittels Kredit die Gläubiger zu bedienen. Trotz dieses Schritts sei man weiterhin in intensiven Gesprächen mit möglichen Investoren, so Lang – Details dazu wollte er jedoch nicht nennen.

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