Anfang 2024 schien bei KTM noch alles in geregelten Bahnen zu laufen. Die Konzernmutter Pierer Mobility AG meldete stabile Verkaufszahlen, der Markenauftritt war stark, die Marktposition gefestigt.
Doch schon wenige Monate später mehrten sich die Anzeichen, dass etwas aus dem Ruder lief. Im Sommer geriet das Unternehmen spürbar unter Druck. Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung, ambitionierte Expansionspläne – das alles kostete viel Geld. Gleichzeitig kühlte sich der internationale Motorradmarkt deutlich ab. Als ob das nicht genug gewesen wäre, kamen Lieferprobleme, steigende Rohstoffpreise und eine schwache Konsumstimmung in Europa hinzu. Die Folge: Die Verkaufszahlen gingen zurück, die Kosten liefen weiter – und mit ihnen die Schulden.
Im Herbst 2024 war der Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab. Die Schuldenlast hatte die Marke von 1,8 Milliarden Euro überschritten, offene Rechnungen bei Zulieferern türmten sich. KTM blieb schließlich keine andere Wahl, als den Weg in die gerichtliche Sanierung anzutreten. Das Landesgericht Wels eröffnete ein Insolvenzverfahren – ein Schritt, den viele bis zuletzt für kaum vorstellbar hielten. Immerhin galt CEO und Firmengründer Stefan Pierer über Jahre hinweg als einer der strategisch versiertesten Köpfe der österreichischen Industrie.
Der Schock saß tief – nicht nur bei Mitarbeitenden und Partnern, sondern auch bei langjährigen Kundinnen und Kunden. Es folgte ein Bruch mit der Vergangenheit. Der Rücktritt Pierers markierte den Beginn eines umfassenden Umbaus. KTM musste sich neu aufstellen – personell, strukturell, strategisch. Interne Abläufe wurden gestrafft, eine mögliche Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland diskutiert. Gleichzeitig lief die Suche nach frischem Kapital auf Hochtouren.
Die Insolvenz wurde zur Zäsur für ein Unternehmen, das über Jahrzehnte hinweg als Vorzeigebetrieb der heimischen Wirtschaft gegolten hatte – und nun um seine Zukunft kämpft.
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