Neuer KTM-CEO : Neuer KTM‑Chef Gottfried Neumeister: Seine berufliche Laufbahn im Überblick

Gottfried Neumeister KTM CEO

Gottfried Neumeister, neuer CEO von KTM

- © KTM

Seit dem 23. Januar 2025 steht Gottfried Neumeister als CEO an der Spitze der KTM AG und der Pierer Mobility AG. Mit seiner Ernennung übernimmt er die Führung eines der weltweit renommiertesten Motorradhersteller in einer Phase tiefgreifender Umstrukturierungen.​

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Gottfried Neumeister begann seine Karriere nach dem Studium der Internationalen Betriebswirtschaft an der Universität Wien als Berater bei Siemens Austria. 2003 gründete er gemeinsam mit Niki Lauda die Fluggesellschaft flyniki und war maßgeblich an deren Aufbau beteiligt, bis sie an Air Berlin verkauft wurde. 2012 wechselte er zur DO & CO Aktiengesellschaft, wo er verschiedene Positionen im Vorstand innehatte und zuletzt von 2021 bis 2023 als Co-CEO tätig war.

Am 1. September 2024 trat Neumeister als Co-CEO in die Führung von KTM ein und übernahm am 23. Januar 2025 vollständig die Rolle des CEO von Stefan Pierer, der das Unternehmen seit 1992 geleitet hatte. Pierer bleibt dem Unternehmen als Co-CEO erhalten und begleitet den Restrukturierungsprozess weiterhin aktiv .​

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Gottfried Neumeister und flyniki: Aufstieg einer österreichischen Fluggesellschaft

Gottfried Neumeister war wesentlich an der Gründung und dem Aufbau der österreichischen Fluggesellschaft flyniki beteiligt. Die Airline wurde im Jahr 2003 gemeinsam mit dem früheren Formel-1-Weltmeister Niki Lauda gegründet und trat zunächst unter dem Namen flyniki auf, bevor sie später unter dem Markennamen NIKI firmierte.

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Neumeister war von Beginn an in leitender Funktion tätig. Er war für zentrale Geschäftsbereiche verantwortlich und begleitete die Entwicklung des Unternehmens über mehrere Jahre hinweg. Unter seiner Mitwirkung baute flyniki ihr Streckennetz schrittweise aus und erweiterte die Flotte. Die Fluggesellschaft etablierte sich im Laufe der Zeit als Anbieter im europäischen Luftverkehr.

Ein Wendepunkt war die enge Zusammenarbeit mit der deutschen Airline Air Berlin, die später zur vollständigen Übernahme führte. Im November 2011 verkaufte Niki Lauda seine verbliebenen Anteile an Air Berlin. In der Folge wurde flyniki vollständig in den Konzern integriert. Nach dem Ausstieg Laudas verließ auch Gottfried Neumeister das Unternehmen. Sein Ausscheiden erfolgte zum 31. Januar 2012. 

Gottfried Neumeister startete seine Karriere bei flyniki

- © Wikipedia

Neumeisters Einfluss bei DO & CO: Expansion im Airline-Catering

Von 2012 bis 2023 war Gottfried Neumeister in verschiedenen leitenden Positionen bei der DO & CO Aktiengesellschaft tätig. Das international ausgerichtete Unternehmen ist in den Bereichen Airline-Catering, Bahnverpflegung und Hospitality aktiv. Während seiner Zeit im Unternehmen war Neumeister in zentralen geschäftlichen und organisatorischen Bereichen eingebunden.

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Seinen Einstieg bei DO & CO hatte Neumeister 2012 als Chief Commercial Officer (CCO). In dieser Funktion war er unter anderem für den weltweiten Vertrieb im Airline- und Railway-Catering sowie für sämtliche Produktionsstandorte verantwortlich. Darüber hinaus arbeitete er eng mit dem Vorstandsvorsitzenden zusammen und war in strategische sowie strukturelle Fragen des Unternehmens eingebunden.

Im Juni 2021 wurde Neumeister vom Aufsichtsrat zum Co-CEO berufen. Er führte das Unternehmen ab diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Attila Dogudan. Neben der bisherigen operativen Verantwortung übernahm er auch Aufgaben in den Bereichen Finanzen und Investor Relations. Während seiner Amtszeit begleitete er unter anderem die Erschließung neuer Märkte und die Weiterentwicklung bestehender Geschäftsbereiche.

Do&Co: Von 2012 bis 2023 war Gottfried Neumeister in verschiedenen leitenden Positionen tätig 

- © Do&Co

Neumeisters Neustart an der Spitze von KTM

Gottfried Neumeister stieg am 1. September 2024 als Co‑CEO in den Vorstand der Pierer Mobility AG und der KTM AG ein. Am 23. Januar 2025 folgte seine Ernennung zum alleinigen CEO von KTM, nachdem Stefan Pierer, der die Gesellschaft seit 1992 geleitet hatte, seine Vorstandsfunktion an ihn übergab. Pierer bleibt jedoch weiterhin im Vorstand vertreten, um den laufenden Restrukturierungsprozess zu begleiten.

Wirtschaftliche Herausforderungen bei Amtsantritt

Neumeister übernahm die Führung in einer schwierigen Phase: Das Geschäftsjahr 2024 brachte für KTM einen Umsatzrückgang von rund 29 % auf etwa 1,9 Mrd. €, während die Stückzahl der verkauften Motorräder um 21 % auf knapp 292 500 sank. Dennoch blieb die Nachfrage bei Endkunden stabil, ein wichtiger Indikator, auch wenn Überproduktion und hohe Lagerbestände die Insolvenzgefahr erhöhten.

Restrukturierungsmaßnahmen unter Neumeister

Unter Neumeisters Führung wurde ein umfassender Restrukturierungsplan umgesetzt: etwa 1.800 Arbeitsplätze wurden weltweit abgebaut, und die Produktionskapazität auf rund 230.000 Einheiten reduziert – ein Minus von 26 % gegenüber dem Vorjahr. Ziel dieser Maßnahmen ist es, Lagerbestände zu reduzieren und gleichzeitig die finanzielle Stabilität zu sichern. Am 25. Februar 2025 stimmten die Gläubiger dem Sanierungsplan zu, der unter anderem Zahlungen von insgesamt 548 Mio. € in bar bis spätestens 23. Mai 2025 vorsah. 

KTM-CEO Gottfried Neumeister am Dienstag 25. Februar 2025 anlässlich der Sanierungsplantagsatzung

- © FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUM

Weiterer Support durch Bajaj Auto

Ein entscheidender Schritt war die Kapitalisierung durch Bajaj Auto, das mit etwa 800 Mio. Euro den Einstieg als Mehrheitsgesellschafter wagte. Diese Mittel ermöglichen den Neustart der Produktion, insbesondere am Standort Mattighofen und Munderfing. Neumeister betonte in diesem Kontext den Bestand des Hauptwerks als „Basis für künftigen Erfolg“.

Kommunikation und Mitarbeiterbindung

Neumeisters Fokus auf interne Stabilität wurde früh deutlich: Bereits im November 2024 veröffentlichten Pierer und Neumeister gemeinsam den Restrukturierungsplan vor Mitarbeitenden – Neumeister betonte dabei, dass „die Begeisterung unserer Mitarbeiter unser größtes Wettbewerbsmerkmal“ sei. Auch in späteren Interviews hob er hervor, dass es nun darum gehe, „das Unternehmen robust zu machen – robust für die Zukunft“.

  • Gottfried Neumeister KTM
    „Stefan Pierer hat ein einzigartiges Unternehmen geschaffen, das die Leidenschaft und den Pioniergeist aller Mitarbeiter widerspiegelt. Ich sehe es als meine Aufgabe, dieses Erbe zu bewahren und gleichzeitig neue Wege zu gehen.“

    Gottfried Neumeister bei seiner Ernennung zum CEO der KTM AG am 23. Januar 2025

Video: Führungswechsel bei KTM

Nachdem Stefan Pierer über drei Jahrzehnte lang die operative Führung des Unternehmens innehatte, hat er sich Anfang 2025 schrittweise aus der Unternehmensleitung zurückgezogen. Die Rolle des CEO hat seitdem Gottfried Neumeister übernommen, der zuvor als Co-CEO fungierte. Pierer bleibt dem Unternehmen jedoch als Mitglied des Vorstands erhalten und begleitet den laufenden Restrukturierungsprozess in beratender Funktion.

Im Zentrum der aktuellen Entwicklungen steht der Einstieg von Bajaj Auto als zentralem strategischen Partner und Kapitalgeber. Das indische Unternehmen, das bereits seit vielen Jahren mit KTM kooperiert, stellt nun bedeutende finanzielle Mittel zur Verfügung, um die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren. Gleichzeitig werden Produktionskapazitäten durch neue Fertigungslinien in Oberösterreich erweitert, was als deutliches Signal für die langfristige Standortbindung in Österreich gewertet werden kann.