Stellenabbau in der Autoindustrie : HELLA schließt Montage in Großpetersdorf – 225 Jobs in Gefahr

Hella Standort Zulieferer

FORVIA HELLA zieht drastische Konsequenzen: Am Standort Großpetersdorf wird die Montage bis 2027 eingestellt. 

- © Hella

Der Automobilzulieferer HELLA Fahrzeugteile Austria GmbH, eine hundertprozentige Tochter des internationalen Konzerns FORVIA HELLA, kündigt tiefgreifende strukturelle Anpassungen am Standort Großpetersdorf im Burgenland an. Die Montagetätigkeiten sollen bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2027 sukzessive ins internationale Produktionsnetzwerk von FORVIA HELLA überführt werden. Infolge dieser Maßnahme ist ein Stellenabbau von rund 225 Beschäftigten im Stammpersonal vorgesehen.

>>> Das sind Österreichs größte Automobilzulieferer 2025

Das Unternehmen, das seit über vier Jahrzehnten auf Beleuchtungslösungen für Land- und Baumaschinen spezialisiert ist, reagiert damit auf den gestiegenen Wettbewerbs- und Kostendruck im europäischen Nutzfahrzeugsegment. Künftig sollen in Großpetersdorf lediglich die Bereiche Spritzguss und Veredelung erhalten bleiben.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Rückläufige Produktionsvolumina und Standortverlagerung

Die geplanten Maßnahmen resultieren laut Unternehmensangaben aus mehreren strukturellen Herausforderungen. Zum einen sind die Produktionsvolumina im Land- und Baumaschinensektor seit Jahren rückläufig. Auch mittelfristig sei keine Besserung in Sicht: „Diese werden auch in 2030 rund zehn Prozent unter dem Niveau von 2023 liegen und sich zudem in Richtung Asien und Amerika verlagern“, heißt es in einer Mitteilung von HELLA.

>>> Produktions- und Jobverluste: US-Zölle setzen Österreichs Autoindustrie unter Druck

Zum anderen beeinflussen auch die hohen Standortkosten in Österreich sowie der steigende Margendruck durch Kunden und Mitbewerber die Entscheidung. Stefan van Dalen, Geschäftsführer der Business Group Lifecycle Solutions bei FORVIA HELLA, erläutert: „Der ohnehin schon hohe Wettbewerbsdruck im Land- und Baumaschinengeschäft hat sich weiter intensiviert. Das hat in der Konsequenz zur Folge, dass für den Standort Großpetersdorf in seiner derzeitigen Aufstellung nicht in ausreichendem Umfang Neuaufträge verbleiben und die Auslastung des Standortes absehbar leerläuft. Deshalb müssen wir jetzt verantwortungsvoll handeln und uns frühzeitig und vorausschauend auf die neuen Marktbedingungen einstellen.“

Stefan van Dalen
Stefan van Dalen - © FORVIA HELLA

Sozialverträgliche Umsetzung im Fokus

Im Rahmen der Restrukturierung bekennt sich HELLA zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Belegschaft. Das Unternehmen strebt kurzfristig Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung an, um gemeinsam mit dem Betriebsrat einen umfassenden Sozialplan zu erarbeiten. Ziel sei es, die vom Abbau betroffenen Beschäftigten mit „zielgerichteten, fairen und respektvollen Konditionen“ zu unterstützen.

>>> Volkswagen, BMW, Mercedes - Wer überlebt den „darwinistischen Ausleseprozess“

Van Dalen unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Entscheidung, aber auch das langfristige Ziel, Wettbewerbsfähigkeit zu sichern: „Wir wissen, die geplante Schließung der Montage in Großpetersdorf und der damit einhergehende Stellenabbau sind eine harte Entscheidung. Aber angesichts der tiefgreifenden Veränderungen im Marktumfeld müssen wir wettbewerbsfähig bleiben, um auch weiterhin erfolgreich sein zu können. Als bedeutender Industriebetrieb in der Region ist es uns wichtig, dass wir auch in dieser Situation verantwortungsvoll gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern handeln. Wir wollen daher die Zeit der Unsicherheit für die Beschäftigten so gering wie möglich halten.“

HELLA Fahrzeugteile Austria mit Standorten in Großpetersdorf und Wien gilt seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner der internationalen Landmaschinen- und Nutzfahrzeugindustrie. Die Ankündigung bedeutet für die Region Südburgenland einen empfindlichen Einschnitt, da der Betrieb zu den wichtigen industriellen Arbeitgebern zählt. Wie sich die Restrukturierung langfristig auf die wirtschaftliche Lage vor Ort auswirkt, wird nicht zuletzt auch von der Ausgestaltung des Sozialplans und möglichen Ersatzarbeitsplätzen abhängen.