Chipmangel : Halbleitermangel: Wieder Kurzarbeit bei Daimler Truck

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Trotz guter Auftragslage: Chipmangel zwingt Daimler Truck zu teilweiser Kurzarbeit.

- © Daimler Truck AG

Noch hat Daimler-Truck Vorstandschef Martin Daum die Wachstumszahlen für heuer nicht abgeräumt: So soll der Absatz soll auf eine Spanne von 500.000 bis 520.000 Nutzfahrzeuge steigen nach einem Plus von 20 Prozent auf 455.400 Einheiten im Vorjahr. Doch der Mangel an Halbleitern, der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres die Produktion gebremst hat, vor allem bei schweren Nutzfahrzeugen, ist weiter ein Klotz am Bein: Wegen des Versorgungsengpasses bei Halbleitern setzt man auf Kurzarbeit in einigen Bereichen von zwei großen Werken. Betroffen seien die Fabriken in Mannheim im laufenden Monat und in Gaggenau im kommenden Monat, teilte ein Sprecher des Herstellers am Montag auf Anfrage in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart mit. Mit Kurzarbeit würden einzelne Produktionsruhetage und abgesagte Schichten überbrückt, sagte der Sprecher. Details nannte er nicht.

Das Werk Mannheim mit rund 4.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellt Motoren und zugehörige Teile für alle Nutzfahrzeugsparten des Lkw-Bauers her. In Gaggenau mit knapp 6.200 Beschäftigten werden unter anderem Getriebe und Achsen gefertigt. An den anderen Lkw-Standorten gebe es zurzeit keine Kurzarbeit, berichtete der Sprecher. Vorstandschef Martin Daum hatte in der vergangenen Woche über eine gute Auftragslage berichtet. Schon im vergangenen Jahr gab es aber spürbare Probleme mit Lieferengpässen in der Halbleiterversorgung. Der Hersteller produzierte deswegen auch auf Halde. Daimler Truck mit rund 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist aus eigener Sicht der weltweit größte Hersteller von Lastwagen und Bussen.

Kein Umsatzminus trotz Russland-Aus

Angesichts des Ukraine-Kriegs macht man bei Daimler jetzt keine Geschäfte mehr in Russland. "Wir haben uns komplett rausgezogen aus dem Russland-Geschäft", sagte Vorstandschef Martin Daum Mitte März. Daimler Truck hatte lange mit dem russischen Hersteller Kamaz kooperiert und Teile für zivile Fahrzeuge geliefert. Daum machte deutlich, dass für ein Verschieben von Unternehmensanteilen in Russland die Genehmigung der dortigen Regierung nötig sei. In früheren Verträgen sei festgelegt worden, dass die Fahrzeuge nur für eine zivile Nutzung bestimmt seien. Im Zusammenhang mit Kamaz plant Daimler Truck im laufenden Jahr Abschreibungen in Höhe von rund 220 Millionen Euro.

Daum sagte, es gebe ein gemeinsames Werk mit Kamaz, wo bisher Kabinen für Kamaz-Lkw und für importierte Lkw der Schwaben hergestellt wurden. Die Produktion sei erst einmal stillgelegt. Das Engagement von Daimler Truck in Russland und in der Ukraine sei vergleichsweise gering - es habe bisher nur rund ein Prozent des weltweiten Umsatzes ausgemacht. Eine Prognose zur Zukunft des Russlandgeschäfts machte Daum nicht. "Wir bewerten das jeden Tag neu", sagte er. Die steigenden Rohstoff- und Energiepreise wälzt das Unternehmen über Preiserhöhungen auf die Kunden ab. Die Preise für Lkw seien deutlich erhöht worden und könnten weiter steigen, wenn die Kosten weiter anziehen sollten, erklärte Daum. Solche Diskussionen mit den Kunden seien immer schwierig, "aber wir tun es". Finanzchef Jochen Götz ergänzte, es habe nur wenige Stornierungen gegeben nach deutlichen Preiserhöhungen. "Das unterstreicht, wie stark die Nachfrage ist und der Bedarf an Trucks", sagte er.

Daimler Truck sehe derzeit kein Risiko, dass Bestellungen zurückgenommen würden wegen Belastungen der Wirtschaft durch den Ukraine-Krieg, erklärte Daum weiter. Damit wäre nur zu rechnen, wenn es zu einer Rezession käme. "Das sehen wir nicht." Das Unternehmen wäre schon jetzt für das Gesamtjahr ausverkauft. Auch für das laufende Jahr rechnet der Lkw-Bauer mit einem deutlichen Wachstum. Das Unternehmen gehe davon aus, "dass weder die Covid-19 Pandemie noch der Krieg in der Ukraine negative Auswirkungen auf die generelle Marktentwicklung haben werden", erklärte der Konzern.

Im abgelaufenen Jahr waren die Erlöse um zehn Prozent auf 39,5 Mrd. Euro gestiegen. Die bereinigte Umsatzrendite soll zwischen sieben und neun Prozent erreichen. Im vergangenen Jahr hatte Daimler Truck mit einer Rendite von 6,1 Prozent gerade so die eigene Prognose erreicht, nach nur 1,9 Prozent im Vorjahr. Unter dem Strich schrieb Daimle Truck 2,4 Mrd. Euro Gewinn nach einem Verlust von 131 Mio. Euro 2020. Daimler Truck schnitt damit so ab wie am Markt erwartet.