Automobilindustrie : BMW steckt Ziele vorsichtiger: "2022 wird kein einfaches Jahr"

BMW

BMW-Montage: Der deutsche Autobauer BMW rechnet mit deutlichen Belastungen durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine.

- © BMW

Acht bis zehn Prozent Gewinnmarge - das wäre das Ziel von BMW gewesen, das heute bei der Bilanzpressekonferenz verlautbart werden hätte sollen. Der deutsche Autobauer BMW lässt die Coronapandemie hinter sich. Die weltweit starke Autonachfrage und die hohen Preise für Neu- und Gebrauchtwagen lassen trotz der anhaltenden Halbleiterknappheit die Kassen klingeln: Gewinn und Umsatz lagen im vergangenen Jahr deutlich über den Werten des Vorkrisenjahres 2019. Unter dem Strich erwirtschaftete BMW nach Angaben vom Donnerstag einen Gewinn von knapp 12,5 Mrd. Euro, das war mehr als dreimal so viel wie vor Jahresfrist.

Doch dann kam der russische Einmarsch in die Ukraine - und BMW steckt jetzt seine Ziele jetzt vorsichtiger: Der deutsche Autobauer BMW rechnet mit deutlichen Belastungen durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Heuer geht der Konzern wegen der Auswirkungen auf die eigene Produktion bei der Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft von 7 bis 9 Prozent aus, wie BMW am Mittwoch mitteilte.

Ohne die Probleme aus dem Konflikt hätte sich das Unternehmen nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, dass zwischen 8 und 10 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn hängen bleibt. Analysten trauten BMW im Schnitt hier zuvor um die 9 Prozent zu. Die Nachfrage sei weltweit hoch, hieß es vom Konzern - dennoch rechnet BMW wegen der geopolitischen Lage in Osteuropa nur mit Auto-Auslieferungen auf dem Niveau des Vorjahres.

Der Konzern insgesamt dürfte den Vorsteuergewinn deutlich steigern, prognostiziert das Management um Chef Oliver Zipse. Das liegt auch am chinesischen Produktions-Joint-Venture BMW Brilliance, an dem der Autobauer im Februar die Mehrheit übernommen haben.

Endlich elektrischer turnaround?

BMW schätzt die Marktchancen vollelektrischer Autos zunehmend besser ein. Mit ihrer ab Mitte des Jahrzehnts geplanten neuen Fahrzeuggeneration halten es die Münchener für möglich, dass der Anteil reiner Batterieautos am weltweiten Gesamtabsatz schon vor 2030 die Hälfte erreichen wird, wie der DAX-Konzern am Mittwoch weiter mitteilte. Da BMW-Chef Zipse schon vor Ende des Jahrzehnts einen Gesamtverkauf von 3 Millionen Autos anpeilt, könnten die jährlichen Stückzahlen dann bei über 1,5 Millionen liegen.

Bisher war BMW davon ausgegangen, dass 2030 mindestens 50 Prozent der verkauften Autos nur noch von einem Elektromotor angetrieben werden. Bedingung für das stärkere Wachstum bei den Vollelektroautos sei der Ausbau der weltweiten Ladeinfrastruktur, forderte BMW erneut. Dieser müsse mit dem Modellangebot und der gestiegenen Nachfrage mithalten können.

In der neuen Modellgeneration - die BMW "Neue Klasse" nennt - werde erstmals ein neuer batterieelektrischer Antrieb zum Einsatz kommen, der die Kosten des Antriebsstrangs deutlich senken solle, hieß es vom Konzern. Für diesen Antrieb entwickle BMW eine neue Generation von Batteriezellen.

Noch heuer will BMW zur neuen Batterietechnologie Details bekanntgeben. Rivalen wie Tesla, Volkswagen und Mercedes-Benz hatten in den vergangenen Jahren bei Investoren mit solchen Veranstaltungen rund um Batterie-Technik starkes Interesse geweckt. BMW gilt bisher nicht als offensivster Autobauer, was den reinelektrischen Batterieantrieb angeht. Nach wie vor geht BMW auch davon aus, dass auch ab 2030 herkömmliche Antriebe wie Verbrenner in manchen Weltregionen nötig sind.