Was heißen die Zolldrohungen für Unternehmen, die in Mexiko und USA produzieren?
Wimmer: Trump ist ein Rüttler am Baum. Dem geht es darum, den Zustrom von Flüchtlingen zu begrenzen, deshalb wurde das Zolldekret angekündigt und wieder vom Feuer genommen. Was er allein durch die Androhung geschafft hat, ist einen zusätzlichen Wall von Einwanderungs- und Drogenkontrollen hochzuziehen. Das ist sein politisches Ziel. Trump weiß: Zölle von 25 Prozent auf Komponenten aus Mexiko hießen für viele in der diskreten Fertigung das K.o. In der Autoindustrie sind die vergleichsweise kleinen Fertigungsshops, die 100 Millionen Euro Umsatz machen, nicht so fett aufgestellt. Die sitzen auch in Kalifornien, Arizona und oben in Michigan. Trump sind die 70 Milliarden Dollar Handelsvolumen in der Autobranche zwischen Mexiko und USA ein viel zu gefährliches Gut, um es einfach umzurennen. Aber es ist jedenfalls eine Münze, mit der man hart pokern kann. Und wie man sieht auch gewinnt.
Und das wird in einem Monat wieder anfangen?
Wimmer: Man muss da Nerven bewahren. Ich denke, dass die Pläne der Automobilindustrie, darauf kurzfristig zu reagieren, komplett sinnlos sind, weil man verlagert nicht für vier Jahre eine Fahrzeugproduktion aus Mexiko nach USA zurück. Aber es wird sicherlich die Verlagerung von neuen Anläufen geben. Es wird in die Planungen einbezogen werden, dass man jetzt in Nordamerika unterwegs sein muss und nicht in Mexiko zusätzliche Investitionen tätigt. Die Investitionsdynamik wird sich verändern. Und die Leute werden bereit sein, sehr große Zugeständnisse und Deals anzubieten.
Braucht Trump die Zölle also gar nicht zur Stützung der Wirtschaft?
Wimmer: Er braucht sie sicher, um einen Ausfall zu kompensieren. Er wird ein Riesendefizit aufrufen und muss aufpassen, dass der Dollar nicht komplett abschmiert. Um den Dollar zu stützen, muss er massive makroökonomische Zuflüsse in den Dollar hineinorganisieren, damit ihm die Währung nicht um die Ohren fliegt. Er muss die anderen also zwingen, das Geld nach USA zu schicken. Das ist sein Spiel. Und viele kleine Komponentenlieferanten sitzen eben in Mexiko. Jetzt wird es höchste Zeit sich zu überlegen, wo man in den USA produzieren kann. Das wird nicht in den Hochlohngebieten in Amerika sein, nicht in Kalifornien, was Trump auch recht sein wird. Es werden eher Texas und Arizona sein – und damit werden die klassischen Hochburgen der Republikaner gestärkt.