Zulieferindustrie : Zulieferer Grammer kann auf "weißen Ritter" aus China nicht zählen

Im Kampf um die Macht beim deutschen Autozulieferer Grammer hat der bosnische Großaktionär Hastor einen Etappensieg errungen. Das Landgericht Nürnberg-Fürth untersagte Grammer in einer einstweiligen Verfügung, neue Aktien an den chinesischen Konkurrenten Ningbo Jifeng auszugeben, wie das Unternehmen und Prevent bestätigten.

Mit den Anteilen des "weißen Ritters" aus China von gut neun Prozent sähe der Grammer-Vorstand auf der Hauptversammlung am 24. Mai bessere Chancen, den Angriff der Unternehmer-Familie Hastor abzuwehren, die hinter dem Autozulieferer Prevent steht.

"Wir sind Investoren": Bosnische Familie will Management von Grammer stürzen

Die Hastors hatten angekündigt, Grammer-Chef Hartmut Müller stürzen und fünf Aufsichtsräte durch eigene Leute ersetzen zu wollen. Das Unternehmen sei nicht gut geführt, sagte Prevent-Manager Arslan Barbaros der "Süddeutschen Zeitung". "Wir sind nicht da, um Beliebtheitspreise zu gewinnen, wir sind Investoren."

Die Familie hält inzwischen mehr als 20 Prozent an Grammer. Das könnte bei der üblichen niedriger Präsenz reichen, um ihre Vorstellungen auf der Hauptversammlung durchzusetzen. Prevent war im vergangenen Jahr durch einen öffentlichen Streit mit dem Autobauer Volkswagen bekannt geworden. Die Auseinandersetzung hatte zeitweise die Produktion in Wolfsburg lahmgelegt. Mehr dazu hier: Der Kampf um Autozulieferer Grammer - und die Parallelen zu VW >>

Zulieferer will Gerichtsurteil anfechten

Ein Grammer-Sprecher sagte in Amberg, das Unternehmen werde Widerspruch gegen die Verfügung einlegen. Um Ningbo Jifeng den Einstieg zu ermöglichen, hatte der oberpfälzische Hersteller von Armlehnen, Kopfstützen oder Mittelkonsolen eine Wandelanleihe über 60 Mio. Euro an die Chinesen ausgegeben, die zeitnah in Aktien getauscht werden sollte. Die Hastors argumentierten, dass das nicht geschehen dürfe, ehe der Einstieg beim Kartellamt angemeldet sei. Grammer hält das für nicht nötig.

Die Hastors fürchten, dass Grammer die Hauptversammlung aus taktischen Gründen nach hinten verschieben könnte. Sie wollten deshalb eine außerordentliche Hauptversammlung erzwingen, waren damit aber vor dem Amtsgericht Amberg abgeblitzt. Über eine Beschwerde dagegen könnte noch vor Ostern entschieden werden. (reuters/apa/red)

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