Textilindustrie : Wolford könnte "das neue Apple für Strümpfe sein"

Unter dem Strich verbuchte Wolford einen Gewinn von knapp über einer Million Euro, nach einem Verlust von 2,8 Millionen Euro im Jahr davor. Auch das operative Ergebnis drehte wieder ins Plus - von minus 4,7 auf plus 2,2 Millionen Euro. Der Umsatz stieg leicht von 155,87 auf 157,35 Millionen Euro. Von der verbesserten Ertragslage sollen auch die Aktionäre profitieren. Der Vorstand werde erstmals seit 2012 wieder eine Dividende von 20 Cent je Aktie vorschlagen, kündigte Melzer an.

Das Geld stamme aus dem Verkauf des nicht-betriebsnotwendigen Vermögens. Wolford verkaufte ein Grundstück in Bregenz, der Erlös daraus betrug acht Millionen Euro. Drei Millionen Euro davon seien in verstärkte Marketingaktivitäten investiert worden. Der andere Teil werde für die Dividende verwendet.

Produkte die man noch nie gesehen hat

Seit Jänner ist bei Wolford ein neuer Chef am Ruder. Der in Indien geborene niederländische Staatsbürger Ashish Sensarma hatte heute seinen ersten offiziellen Auftritt. "Wir wollen eine globale Marke sein. Wir wollen Produkte schaffen, die man so noch nie in der Welt gesehen hat", gab Sensarma die Richtung vor. "Wir könnten das neue Apple sein, nur halt für Strümpfe", so der Manager, der laut eigenen Angaben "extrem begeistert" ist, nun bei Wolford zu sein. Sensarma arbeitet seit 30 Jahren in der Modebranche. Für den niederländischen Wäscheriesen Mexx baute er das Handelsgeschäft auf.

Auch bei Wolford hat der neue Vorstandschef ganz konkrete Vorstellungen: Die Marke müsse globaler werden, die Produktzyklen kürzer, das Sortiment weniger breit. Der Fokus liege auf "Legwear", also Beinbekleidung jeglicher Art. Mehr Augenmerk will Sensarma auf Schaufensterdekoration und Werbung legen. In den nächsten Jahren sollen in Großstädten wie New York, Hongkong, Berlin, aber auch Wien Flagship-Stores entstehen. Sieben bis zehn könne er sich vorstellen, meinte der CEO. Derzeit gibt es bereits etwa eine Handvoll solcher "Vorzeige-Filialen".

Großes Potenzial sieht das Management für das Online-Geschäft, das derzeit zwar erst fünf Prozent zum Konzernumsatz beisteuert, im abgelaufenen Geschäftsjahr aber mit einem Plus 24 Prozent das größte Umsatzwachstum hinlegte. "Unsere Produkte eigenen sich sehr fürs Online-Geschäft. Sie sind leicht und lassen sich klein verpacken", sagte Melzer. Online kauften vor allem bereits bestehende Kundinnen ein, die ihre Größe kennen.

Shops in Ukraine geschlossen

Nach permanenten Rückgängen habe sich das Großhandelsgeschäft im Jahr 2014/15 wieder erholt, die Umsätze gingen dennoch um zwei Prozent zurück. Im Einzelhandel gab es einen Zuwachs von einem Prozent. Harte Einschnitte musste Wolford in Russland und der Ukraine hinnehmen, wo die Umsätze um 14 Prozent einbrachen. Die Shops in der Ukraine seien seit Monaten geschlossen. Auch in Österreich ging der Umsatz um sieben Prozent zurück, was laut Finanzchef Melzer vor allem auf Standortschließungen zurückzuführen ist. Rückgänge verbuchte der Strumpfhersteller auch in Deutschland (minus zwei Prozent), der Schweiz (minus neun Prozent) und Frankreich (minus drei Prozent). Gut lief es für Wolford in Italien (plus neun Prozent), Spanien (plus elf Prozent), Großbritannien (plus sieben Prozent), in den Niederlanden (plus fünf Prozent), in den USA (plus fünf Prozent) sowie im Fernen Osten (plus 23 Prozent). Kein Markt für Wolford ist übrigens die Heimat von Sensarma, Indien.

Das Ziel für 2015/16 sei, den Umsatz weiter zu steigern und nachhaltig in der Gewinnzone zu bleiben, um dividendenfähig zu sein, sagte Axel Dreher (COO). Langfristig erwartet Sensarma eine durchschnittliche Produktivität von über 10.000 Euro pro Quadratmeter im Handelsgeschäft und eine EBIT-Marge von zehn Prozent. (apa)