Kraftwerksprojekte : Wien Energie: Kraftwerk Molln kommt

Seit Herbst 2012 hätten eigentlich schon Bauaufträge zur Errichtung des Pumpspeicherkraftwerks Pfaffenboden in Molln (OÖ) vergeben werden sollen, das dann ab 2017 Strom für 150.000 Haushalte liefern sollte. So rasch wird es dazu aber nicht kommen: Vor 2019 wird die Anlage nicht anlaufen. Die Wien Energie hält an ihrem 320 Millionen Euro teuren Projekt fest, wie am Donnerstag der APA vom Unternehmen versichert wurde, sucht aber nun - bis Sommer - Partner. Zudem hofft man auf Veränderungen am Strommarkt, die solche Pumpwerke wieder attraktiv machen. Dass an den örtlichen Grundeigentümer 25 Millionen Euro Pönale zu zahlen sind, falls zu spät oder gar nicht gebaut wird, wie die "Presse" (Donnerstag) berichtete, stellt man in Abrede.Partnersuche Noch vor oder kurz nach dem Sommer soll die Partnersuche abgeschlossen sein, es gebe mehrere Interessenten, so die Wien Energie. Erst danach könne man die Ausschreibung der insgesamt neun Baulose vornehmen, was allein mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen werde. "Frühestens 2019/20" sei dann eine Inbetriebnahme des Kraftwerks Molln denkbar. Die derzeit ungünstige Marktsituation für Pumpspeicher-Strom werde sich auf längere Sicht sicher wieder verbessern, ist man bei der Wien Energie zuversichtlich: "Vielleicht ist das schon in zwei, drei Jahren anders." Schließlich würden Wasserkraftwerke für einen 50- oder 100-jährigen Betrieb errichtet, "und da wird es immer gute und schlechtere Zeiten geben". Im übrigen sei derzeit in der gesamten Energiewirtschaft nicht die beste Zeit, um an Kraftwerks-Investitionen zu denken.Ausgleich der Strompreis-Schwankungen Laut Plan soll das Pumpspeicherwerk Molln geschickt die täglichen Schwankungen zwischen niedrigen und hohen Strompreisen ausnützen: Wenn Strom günstig ist - zu Zeiten geringen Bedarfs - soll Wasser 600 Meter hoch auf den Berg gepumpt werden und zu Spitzenstrom-Zeiten zum Antreiben der Turbinen entnommen werden. Soweit die Theorie. Faktisch gibt es echte Spitzenstrom-Zeiten kaum noch, heißt es in der E-Wirtschaft. Eine Ursache ist etwa das große Wind- und Solarstromaufkommen, das zeitweise sogar zu negativen Strompreisen führt. Auch Gaskraftwerke rentieren sich deshalb derzeit kaum, da die Gasbeschaffungskosten oft höher sind als die Erlöse des damit gewonnenen Stroms. Wegen der Befürchtung einer mangelnden Wirtschaftlichkeit des Molln-Projekts, das der dortige Grundeigentümer Karl Bernegger ursprünglich mit anderen Energieversorgern realisieren wollte, haben etwa die Energie AG Oberösterreich (EAG) und die Linz AG schon früher abgewunken - laut "Presse" auch der Verbund und mehrere deutsche Stromkonzerne. Die Oberösterreicher wollten auch nicht als Partner der Wiener mitmachen, als die dann - mangels eigener Erfahrung mit Pumpspeicherwerken - auf der Suche nach einem Betriebsführer für die Anlage mit 300 MW Leistung waren, für die längst alle Genehmigungen vorliegen. Die EAG erwägt für Ebensee in OÖ ebenfalls ein 300-MW-Pumpspeicherwerk, die Umsetzung hänge aber von den "Bedingungen am Strommarkt" ab, wurde vorige Woche erklärt.Hier geht´s weiter

Beim Molln-Projekt der Wien Energie im Bezirk Kirchdorf soll im Tal ein 10 Hektar großer Speichersee mit 1,34 Millionen m3 Fassungsvermögen auf dem Gebiet der ehemaligen Bernegger-Kiesgrube errichtet werden - der bei der Inbetriebnahme einmalig mit Wasser aus der Steyr gefüllt werden soll. Zudem sind vier unterirdische Tunnels mit 1,5 km Länge, ein 600 m über Tal gelegenes Oberwasserbecken im Berg und ein Schachtkraftwerkshaus vorgesehen, hatte es voriges Frühjahr geheißen."Es muss in Richtung Erneuerbare gehen"Sieben Stunden täglich werde Wasser im Schnitt hochgepumpt und sechs Stunden lang Strom produziert, hieß es voriges Jahr seitens der Wien-Energie-Geschäftsführung. "Das Kraftwerksprojekt passt optimal in unsere Energiestrategie, nach der 50 Prozent des von uns erzeugten Stroms bis 2030 aus erneuerbaren Quellen kommen sollen", wurde damals auch gesagt. Und diese Maxime gilt heute noch: "Wenn wir in Europa das Thema Unabhängigkeit von Russland und Nahost ernst nehmen, muss es in Richtung Erneuerbare gehen", betonte man seitens der Wien Energie am Donnerstag zur APA.Und mit Blick darauf steht der oberösterreichische Energielandesrat Rudi Anschober (G) hinter dem Projekt Molln: Im Gespräch mit der APA hielt er fest, dass es den großen Vorteil habe, dass alle Genehmigung dafür vorliegen und es keinen Widerstand in der Region dagegen gebe. Und es sei auch als Ausgleich zu Energie aus Sonne und Windkraft notwendig. In Oberösterreich seien deshalb mehrere solche Anlagen in Entwicklung.Es könne schon sein, dass die Margen zwischen Grundlast- und Spitzenstrom, die ein solches Vorhaben finanzieren, derzeit sehr gering seien, so Anschober. Doch es könne sich jederzeit wieder rechnen. Es sei ja auf Jahrzehnte angelegt. Die Wien Energie werde sich das Asset des ersten bereits genehmigten Projektes sicher nicht entgehen lassen. In Deutschland sei das Interesse an Pumpspeicherwerken enorm, von dort könnte auch ein Partner für Molln kommen, vermutet Anschober. (APA)