Schwarmorganisiert : Wie Polytec mit crossfunktionalen Teams für Tempo in der Organisation sorgt

28 Werke, dazu unzählige Kunststofftechnologien und hohe Fertigungstiefe: Komplexität hat hat für den Automobilzulieferer Polytec in den letzten Jahren eine neue Qualität erreicht. Darauf reagiert der Junior, wie es der Senior tut: Er lässt Freiheiten dort, wo es sie braucht. Auch die Lösung für einen Lieferengpass zu finden, diesen also rasch und eigenverantwortlich aus der Welt zu schaffen, zählt COO Markus Huemer dazu. „Natürlich haben wir Richtlinien zur Entscheidungsbefugnis“, erzählt Huemer. Klar sei aber auch: „Wenn jeder auf seine Entscheidungsgrenzen pocht, gäbe es in schwierigen, kurzfristigen Situationen keinen, der Verantwortung übernimmt".

Keine Eskalationen zum Vorgesetzten

Doch konnte es sich Unternehmensboss Friedrich Huemer in den Neunzigern noch leisten, die zweite und dritte Ebene, nämlich Spartengeschäftsführer und Abteilungsleiter, stärker mit Freiheiten auszustatten, sieht COO Markus Huemer das System aus Entscheidungsvollmachten weiter gefasst: Ende 2016 startete der Vorstand – inspiriert durch die Schwarmorganisation von Daimler-Chef Dieter Zetsche – mit dem Aufbau einer Netzwerkorganisation.

Viel stärker prozessgetriebene, crossfunktionale Teams sollen abseits von starrem Abteilungsdenken Tempo bringen. Eine der ersten Missionen: Die Implementierung einer bruststarken ERP-Lösung und Erarbeitung eines konzernweiten Blueprints – Harmonisierung über 28 Werke inklusive.

Aber auch Produktionsmitarbeiter sollen stärker mit Entscheidungsvollmachten ausgestattet sein. Huemer schwebt eine Produktion vor, in dem nicht zum Schichtleiter oder Instandhaltungchef eskaliert wird, wenn der Schuh drückt. Bedingung für eine solche Selbstorganisation seiner Mannschaft sei die IT: Die entscheidungsrelevanten Informationen müssen in der richtigen Datenqualität – in Echtzeit an der Maschine visualisiert – vorliegen. „Keiner darf das Gefühl haben, von Informationen abgeschnitten zu sein“, sieht Huemer das Management hier in der Bringschuld.

Zugleich müssten über die IT aber auch Mitarbeiterentscheidungen vollständig transparent sein: „Sonst gehen wir in Meetings unter“, sagt Huemer.

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