Außenhandel : Westliche Firmen: Zahlungsmoral in der Türkei gesunken

In der diplomatischen Krise zwischen der Türkei und den USA sind die Fronten verhärtet. Ende vergangene Woche hat US-Präsident Donald Trump die Regierung in Ankara erneut scharf kritisiert. "Die Türkei ist seit langem ein Problem. Sie haben sich nicht wie ein Freund verhalten", erklärte Trump vor Journalisten.

Trump warf Ankara vor, Pastor Andrew Brunson wegen erfundener Vorwürfe festzuhalten, dass er ein Spion sei.

In der Angelegenheit sei noch nicht das letzte Wort gesprochen. "Wir werden es nicht auf sich beruhen lassen, sie können nicht einfach unsere Leute nehmen", fügte Trump hinzu.

Wirtschaftspolitischer Kurs von Erdogan als Auslöser

Marktexperten machen für die wirtschaftliche Situation des Landes die Wirtschaftspolitik von Erdogan verantwortlich - vor allem die davon ausgehenden Gefahren für die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank.

Die US-Sanktionen gegen die Türkei, mit denen die USA die Freilassung eines aus politischen Gründen in dem Land festgehaltenen US-Pastors erreichen will, hatten den Konflikt nur weiter angeheizt.

Ankara will verhafteten Pfarrer weiter nicht freilassen

Zuvor hatte erneut ein Gericht in Izmir die Freilassung Brunsons abgelehnt. Bereits am Donnerstag hatte die Regierung der Vereinigten Staaten neue Sanktionen angekündigt, sollte der Pastor nicht freikommen.

Der US-Staatsbürger war im Oktober 2016 in der Türkei festgenommen worden, im Dezember 2016 wurde wegen Terrorvorwürfen Untersuchungshaft gegen ihn verhängt. Vor seiner Festnahme war er Pastor in einer evangelikalen Kirche im westtürkischen Izmir. Ende Juli hatte ein Gericht die Untersuchungshaft in Hausarrest umgewandelt. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu 35 Jahre Gefängnis für Brunson.

Sein Anwalt Ismail Cem Halavurt sagte der Deutschen Presse-Agentur, Brunson bleibe weiter in Hausarrest. In der Gerichtsentscheidung heißt es, es müssten weiterhin Beweise gesammelt und ausgewertet werden. Weil Brunson Ausländer sei, bestehe außerdem Fluchtgefahr. Bereits am Mittwoch hatte ein anderes, untergeordnetes Gericht dem Antrag des Anwalts auf Freilassung nicht stattgegeben.

Erdogan verspricht inländischen Firmen mehr Schutz

Die türkische Regierung will die Firmen im Land vor negativen Auswirkungen der aktuellen Währungs- und Finanzturbulenzen bewahren. Das Finanzministerium teilte mit, man werde die Kreditkanäle für die Firmen offenhalten.

Das türkische Finanzministerium erklärte, gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um die Banken und die Güterwirtschaft des Landes zu entlasten. Die Kreditkanäle für die Firmen sollten offen bleiben.

Zahlungsmoral türkischer Geschäftspartner sinkt

Das Ministerium für Industrie und Technologie legte wenig später nach und kündigte ein Maßnahmenpaket an, um die Firmen bei den Auswirkungen der Währungskrise zu entlasten. Davon sollen vor allem kleine und mittelgroße Betriebe profitieren.

In der deutschen Wirtschaft, die mit über 6.500 Firmen in der Türkei vertreten ist, war zuletzt von einer verschlechterten Zahlungsmoral türkischer Geschäftspartner die Rede.

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Lira weiter stark unter Druck

Die Auseinandersetzung mit den USA hat die Türkei in eine schwere Währungskrise gestürzt. Trumps Regierung hatte Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt und Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe aus der Türkei verdoppelt.

Die Lira, die schon seit Monaten an Wert verliert, brach daraufhin schwer ein. Nach mehreren Tagen der Erholung verlor sie zuletzt wegen der neuen Sanktionsdrohungen der USA wieder stark an Wert. Zum Mittag gab die Währung im Verhältnis zum US-Dollar bis zu knapp acht Prozent nach. Auch zum Euro ging es ähnlich stark bergab.

Die Türkei kämpft derzeit an allen Fronten darum, die Lira aus ihrem Loch zu holen und das Vertrauen von Investoren und Märkten zu stärken. Am Freitag stellte der Industrieminister einen 16-Punkte-Plan zur Unterstützung kleiner und mittelständischer Betriebe sowie der Industrie vor.

Türkei sucht Verbündete: China klopft schon an

Auf der Suche nach Alliierten hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vergangene Woche mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel sowie mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron gesprochen. Sein Finanzminister und Schwiegersohn Berat Albayrak sprach per Telefonkonferenz zuerst mit mehreren tausend ausländischen Investoren, danach mit seinem deutschen Amtskollegen Olaf Scholz.

Die deutsche Regierung zeigte sich zum Thema Türkei reserviert. Die Möglichkeit eines IWF-Programms für die Türkei sei bei dem Telefonat von Scholz mit Albayrak aber kein Thema gewesen. Während Albayrak eine solche IWF-Hilfe ablehnt, hält die deutsche Seite ein Programm nach Insider-Angaben für hilfreich. Moralische Unterstützung erhielt die Türkei aus China. (dpa/reuters/apa/red)

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