Maschinenbau : Welser-Profile-Chef Thomas Welser: „Wir werden unser Geschäft nicht verlegen, weil der Protektionismus auf der Welt gerade Mode ist“

Maschinenbau vorausgeDACHt Thomas Welser
© McMaster

Ihre Keynote heute Vormittag hieß „Digitale Transformation – Der Mensch bleibt analog!“ Also alles gut?

Thomas Welser Die Frage ist spitzfindig gestellt. Wenn ich die Transformation zum Erfolg bringen möchte, gibt es nur den Menschen als Schlüssel. Das ist ein analog gestricktes Wesen, der als Mensch und mit Wertschätzung gesehen werden will. Wenn ich es schaffe, den Mitarbeitern das Werkzeug der Digitalisierung schmackhaft zu machen und dort abhole, wo sie sind – als qualifizierte Facharbeiter –, und gemeinsam den Weg gestalte, dann ist das der richtige Weg. Als Erfolgskonzept ist zuerst das Wollen zu haben, dann die Qualifikation sicherzustellen und dann das System so zu gestalten, dass die Leute auch dürfen und nicht blockiert werden.

Ist es ein Stück weit auch ein Generationsproblem? Was ist Ihre Erfahrung mit älteren, langgedienten Technikern?

Welser Es ist ein Mindset, das muss nicht unbedingt eine Generationsfrage sein. Menschen, die in der Digitalisierung arbeiten, Programmierer oder auch Start-ups, haben ein anderes Mindset, als Menschen mit der klassischen Betriebskarriere. Hier treffen sich Mindsets, und natürlich auch Generationen. Die Generationen werden auch immer kürzer: alle fünf Jahre eine andere Generation, weil sich in dieser Zeit so viel verändert und sich getan hat. Es ist eine mehrschichtige Herausforderung. In meinem Vortrag war das Denken an die nächste Generation der Schlüssel, weil dort hat man den gemeinsamen Nenner, sprich: die Verantwortung für die nächste Generation zu arbeiten. Dass man sich die Zukunft der Kinder vorstellt, die jeder hat.

Das Generalthemen gestern lautete neuer Protektionismus auf der einen Seite, Chinas Vormarsch auf der anderen. Wie ist die Betroffenheit bei der Welser Profile?

Welser Interessanterweise ist auch sie sehr vielschichtig. Wir haben ein Unternehmen in den USA und den Stahleinkauf, der ein sehr wichtiger Aspekt ist. Wir exportieren Produkte in die USA oder produzieren in den USA, wo man Stahl aus Europa benötigt. Der Stahleinkauf ist ein wichtiger Aspekt. Wir machen 80 Prozent unseres Umsatzes im Ausland. Lange Rede, kurzer Sinn: Wichtig ist sich auf die Stärken, die man hat, zu fokussieren und nicht zu glauben, die Strategien zu lange oder zu intensiv auf die Abschottung der Märkte auszurichten. Da bin ich wieder bei er nächsten Generation. Für uns kommt nicht in Frage, die Produktionsstandorte großartig zu verlegen. Wir werden unser Geschäft in Amerika so gut wie möglich entwickeln und nicht verlegen oder nach China gehen, weil der Protektionismus auf der Welt gerade Mode ist. Man sollte versuchen mit nachhaltigem Denken zu agieren und nicht so nervös, wie die Politik es momentan macht.

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