Menschen : Was wurde eigentlich aus Rudolf Haberleitner?

Sie erinnern sich noch: Der Mann hatte richtig Großes vor. Auf einen Schlag wollte Rudolf Haberleitner nicht nur die Österreich-Tochter des Pleite gegangenen deutschen Schlecker-Imperiums retten, sondern nebenbei auch noch die Misere der heimischen Nahversorgung lösen. Die österreichischen Schlecker-Filialen sollten unter dem Label „Dayli“ zu Nahversorgern umgewandelt werden, alle Güter des täglichen Bedarfs feilbieten und sonntags offen halten. Von der Rückkehr des alten Kaufmanns war die Rede, von Greißler 2.0.

Nach seinem Ausflug in die Welt von nah und frisch, der mit einem Sanierungsverfahren endete, bäckt Rudolf Haberleitner im Moment etwas kleinere Brötchen. Seine MCS Unternehmensberatung beschäftigt gerade zwei Personen, Haberleitner selbst betätigt sich als Geschäftsführer, als Eigentümer ist im Firmenbuch sein Sohn eingetragen. Bei Anrufen kommt man zuverlässig zu einem Tonbandgerät.

Als Fädenzieher unterwegs

Doch im Hintergrund, so ist jedenfalls zu vernehmen, bastelt der inzwischen 70-Jährige, der früher unzählige Pleiteunternehmen sanierte, bereits an seinem nächsten großen Coup. Danach gefragt gibt sich Haberleitner wortkarg. Denn: „In Österreich ist die Gefahr sehr groß, dass gute Projekte sofort von Lobbys boykottiert und vernichtet werden, wenn man Konkurrenz befürchtet.“ In ihrem Kern bestätigt er aber die seit längerem kursierenden Gerüchte über einen Comeback-Plan: „Dass es ein sehr interessantes und für Österreich tragendes Projekt gibt, für das bedeutende österreichische Industrielle und internationale Investoren mich ersucht haben, mein Know-how zur Verfügung zu stellen und die Fäden zu ziehen, ist richtig.“

Deutlich gesprächiger ist Haberleitner hingegen, wenn es um die Darstellung der Dayli-Causa geht, in der zu Jahresanfang die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Linz an die Korruptionsstaatsanwaltschaft abgegeben wurden: „Die Wahrheit ist, dass jemand gegen mich eine anonyme Anzeige über die Whistleblower-Homepage des Justizministeriums machte und es so zu Ermittlungen gekommen ist, die noch nicht abgeschlossen sind. Dass die Ermittlungen aus Linz abgezogen wurden, hat aber nichts mit der anonymen Anzeige gegen mich zu tun.“ Vielmehr liege es daran, dass nun auch gegen andere wegen Wirtschaftskorruption ermittelt werde. Er, Haberleitner, sei der Erste, der an einer Aufdeckung der Umtriebe interessiert sei: „Da wurden tausende Arbeitsplätze vernichtet. Ich hoffe sehr, dass bald offengelegt wird, wie sehr sich bestimmte Leute bis heute auf Kosten der Steuerzahler und der öffentlichen Hand bereichert haben und weiter bereichern.“

„Unglaubliche Vorgänge“

Denn, so Haberleitner, die Liste an „unglaublichen Vorgängen“, die sich rund um die Daily-Insolvenz abgespielt haben, sei nahezu endlos: „Dem Vernehmen nach liegt die Summe, die der Insolvenzverwalter mit seinen Stellvertretern in dieser kurzen Zeit bislang kassiert hat, bei 15 Millionen Euro.“ Haberleitner empört: „Das ist um sechs Millionen Euro mehr, als die gesamte Konsuminsolvenz in neun Jahren gekostet hat!“

Dass er selbst aus der Konkursmasse dreißig Millionen gefordert habe, sei hingegen erstens nicht richtig und habe außerdem auch noch andere Hintergründe, erklärt der ehemalige Dayli-Chef: „Ich habe nie aus der Dayli-Masse 30 Millionen zurückgefordert. Das ist unwahr, denn die Masse schuldet mir nur meine Ansprüche aus meinem Dienstvertrag, da es der Insolvenzverwalter nach Ansicht meiner Anwälte übersehen hat, den Vertrag in der dafür vorgesehenen Frist zu kündigen.“ Womit zumindest so viel klar wäre: Den Instinkt, auf etwas nicht zu verzichten, was ihm zusteht, hat sich Haberleitner bewahrt.

Rudolf Haberleitner, 70, denkt nicht an die Rente: Der gelernte Nachrichtentechniker war über viele Jahre einer der schillerndsten, aber auch umstrittensten selbsternannten Sanierer in Österreich. 2012 übernahm er die Schlecker Österreich GmbH mit ihren 1.350 Filialen in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg. 2013 meldete Dayli Insolvenz an und ging in ein Sanierungsverfahren. Heute ermittelt in dem Fall die Korruptionsstaatsanwaltschaft.