Standort USA : Voestalpine-Chef Eder hat Plan B für Standort Mexiko

Staatsmännischer werde Donald Trump werden, glaubt Voestalpine-Chef Wolfgang Eder, wie er im aktuellen „trend“ sagt. Zur Ankündigung einer Einfuhrsteuer von 35 Prozent für deutsche Autobauer meinte Eder: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Aussage wirklich durchdacht war, denn dies würde zweifellos zu Retorsionsmaßnahmen mit entsprechender Auswirkung auf die US-Wirtschaft führen. Ich glaube, solange er nicht angelobt war, hat Trump bewusst überdeutliche Signale gesetzt." Die Wirtschaftspolitik werde ja auch nicht von Trump alleine gemacht.

Eder hofft, das Trump nach seiner Angelobung einen "wirtschaftspolitisch kalkulierbareren" Weg gehen wird als im Vorfeld. Ein Antasten oder gar Auflösen des NAFTA-Vertrags etwa hätte nicht nur für Nordamerika, sondern auch für andere Regionen weitreichende Konsequenzen. Wenn alles "America first" sei, würden andere Länder nachziehen, wohl sogar aus Selbstschutz nachziehen müssen. Denn bei 35 Prozent Importzoll stünden auch viele andere Handelsverträge zur Disposition. "Wenn Boeing, Apple, Microsoft & Co. aber plötzlich vor internationalen Barrieren stehen, ist das kaum im Sinne der USA."

Voestalpine als das „Idealbild“ Trumps

Die Voestalpine entspreche mit ihrem im Herbst vergangenen Jahres eröffneten Roheisenwerk Corpus Christi und einer Reihe anderer US-Investitionen von in Summe mehr als einer Milliarde Dollar "so ziemlich dem Idealbild Trumps. Insofern mache ich mir diesbezüglich wenig Sorgen."

An ihrer geplanten Investition in Mexiko von 20 bis 30 Millionen Dollar hält die Voest fest. Auf Basis des heutigen Wissenstandes werde nichts geändert. "Nicht zuletzt, weil die Investition auf den Großauftrag eines europäischen Autoherstellers beruht, der nur teilweise in die USA exportiert. Wir verfolgen die Entwicklung, sehen aber derzeit keinen Handlungsbedarf", so Eder.

Die Voest hat für Mexiko laut den "Oberösterreichischen Nachrichten" einen "Plan B": Falls der Kunde zur Überzeugung komme, seine Produktion in die USA zu verlegen, könne die mobile Halle kurzerhand auch dorthin verlegt werden. Priorität habe die Nähe zum Kunden.

Voestalpine als größter österreichischer Investor in den USA

Beim Werk im texanischen Corpus Christi sind die Kosten höher als die ursprünglich geplanten 550 Millionen Euro. Kolportiert wird in etwa eine Verdopplung auf rund eine Milliarde Dollar. "Wieviel das Werk Christi tatsächlich kostet, wird im Mai abgerechnet und dann Aktionären und Öffentlichkeit bekannt gegeben, so Voestalpine-Sprecher Peter Felsbach.

Österreichische Firmen haben in den USA laut Wirtschaftskammer etwa 680 Niederlassungen. Die Direktinvestitionen lagen 2015 bei rund 10,2 Milliarden Euro. Größter Investor aus Österreich ist die Voestalpine. Mit Produktionsstätten vertreten sind beispielsweise auch Agrana, Miba, Palfinger, Rosenbauer und Wienerberger. Lenzing baut in den USA aus und hat Ende 2016 eine 293-Millionen-Dollar-Investition in ein neues Faserwerk angekündigt.

Österreicher in den USA

Die USA sind die zweitgrößte Exportdestination Österreichs mit Ausfuhren im Wert von rund neun Milliarden Euro im Jahr 2015. Laut Wirtschaftskammer erzielen viele der Top-100 österreichischen Unternehmen große Teile ihrer weltweiten Konzernumsätze am US-Markt. Besonders stark engagiert sind demnach Schoeller Bleckmann, Red Bull, Plansee, Rosenbauer, Miba, Andritz, Voestalpine, Palfinger, Blum, Alpla, Hoerbiger, Agrana oder VAI Siemens. Auch bei Swarovski, Engel, Wienerberger, Tyrolit, Kapsch, Teufelberger, Plasser & Theurer, AVL, Doka, Boehler Uddeholm, Fronius, Glock, Constantia, Mondi oder Greiner dürften die Ertragsbeiträge aus dem US-Geschäft in wesentlichen Größenordnungen liegen. Viele der genannten Unternehmen sind laut Wirtschaftskammer in ihrem Segment US-Marktführer oder zumindest unter den Top 5.

Die österreichischen Exporte nach Mexiko dürften 2016 laut Wirtschaftskammer 900 Millionen bis eine Milliarde Euro erreicht haben, in den ersten neun Monaten gab es einen Anstieg um ein Drittel auf rund 700 Millionen Euro. Die österreichischen Direktinvestitionen lagen dort 2015 bei 523 Millionen Euro. Mit Werken vertreten sind beispielsweise Agrana, Backaldrin oder Greiner. (apa)

Lesen Sie auch den Kommentar von Chefredakteur Rudolf Loidl zu den US-Strafzöllen, die auch die Voestalpine trafen.