Börsengang : Verkauf von Landis+Gyr bringt Toshiba 2,3 Milliarden Franken ein

Der größte Börsengang in der Schweiz seit elf Jahren ist unter Dach und Fach. Die Aktien des Messtechnik-Herstellers Landis+Gyr stiegen am Freitag beim Debüt an der Schweizer Börse um 1,8 Prozent über den Ausgabepreis auf 79,40 Franken (69,1 Euro).

Mit der Platzierung sammeln die bisherigen Eigner - der angeschlagene japanische Konzern Toshiba und der staatlich unterstützte Investmentfonds Innovation Network Corp of Japan - brutto 2,3 Mrd. Franken ein. Der Technologiekonzern, der 60 Prozent an Landis+Gyr hielt, braucht nach der Insolvenz der US-Kraftwerkstochter Westinghouse dringend Geld, denn der Verkauf seiner Chipsparte geht nicht so schnell über die Bühne wie erhofft.

Der Zeitdruck und die bevorstehenden Sommerferien sorgten Finanzkreisen zufolge dafür, dass für die Vorbereitungen der Transaktion - etwa Gespräche mit Investoren - weniger Zeit zur Verfügung stand als üblich. Dennoch ging der Börsengang, der einem Insider zufolge mehrfach überzeichnet war, glatt über die Bühne. Der Ausgabepreis der Landis+Gyr-Aktien lag bei 78 Franken und damit im oberen Bereich der ursprünglichen Bandbreite von 70 bis 82 Franken. Das letzte größere IPO in der Schweiz war der Raffineriebetreiber Petroplus im Jahr 2006 mit 2,9 Mrd, Franken.

Federführend bei der Transaktion waren die UBS und Morgan Stanley. Neben einem Börsengang hatte Toshiba lange Zeit auch einen Verkauf an einen Investor verfolgt. Einem Insider zufolge waren die Finanzinvestoren nicht bereit, den von Toshiba geforderten Preis zu bezahlen. Landis+Gyr stellt neben traditionellen Stromzählern auch Sensoren und Automatisierungstechnik her. Im Ende März ausgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 verbuchte das Unternehmen mit 5.900 Beschäftigten einen Umsatz von 1,66 Mrd. Dollar (1,5 Mrd. Euro).

Noch größer als der Landis+Gyr-Börsengang war der von Allied Irish Banks mit einem Volumen von 3,4 Mrd. Euro Ende Juni. Rund ein Viertel des IPO-Volumens in Europa entfällt in diesem Jahr auf die Schweiz. Auch die Apotheken-Betreiber Galenica Sante und die Versandapotheke Zur Rose sammelten ordentlich Geld ein. Zudem wurde die Forschungsfirma Idorsia von dem Biotechkonzern Actelion abgespalten und börsennotiert.

Insider erklärten, die Börsenneulinge hätten insgesamt einen guten Start hingelegt, weil die Investoren nach dem Verschwinden von Actelion und dem Agrochemiekonzern Sygenta nach neuen Anlagemöglichkeiten Ausschau gehalten hätten. Dazu komme, dass die Anleger in der Schweiz bereit seien, für neue Firmen etwas tiefer in die Tasche zu greifen als an anderen Handelsplätzen. In der zweiten Jahreshälfte rechneten Experten mit rund zwei weiteren IPOs in der Schweiz - allerdings nicht mehr in derselben Gewichtsklasse wie Landis+Gyr. (reuters/apa/red)