Stahlindustrie : US-Importzölle gegen Voest: Wolfgang Eder bleibt "gelassen"

Wolfgang Eder sieht die neuen Strafzölle des US-Handelsministeriums gegen die österreichische Voestalpine "gelassen". Da gehe es um einige tausend Tonnen, nicht um hunderttausende oder gar Millionen, sondern sehr geringe Mengen, so der Vorstandsvorsitzende des Konzerns: "Das ganze kommt für uns nicht ganz erwartet und wir werden das ordentlich abarbeiten".

Außerden gehe es "nicht um einen massiven wirtschaftlichen Ertrag oder um ergebnismäßige Bedrohungen. Das ist ein Randaspekt im großen Spiel, das derzeit abläuft".

Offensichtlich sei das "ein Nebengeräusch der derzeit gegen asiatische Anbieter laufenden Anti-Dumping Verfahren", so Unternehmenssprecher Peter Felsbach gegenüber der Austria Presse Agentur.

Trotzdem kommt die Maßnahme Washingtons ausgerechnet in einer Zeit, in der die Voestalpine immer stärker auf Nordamerika als den wichtigsten Wachstumsmarkt außerhalb Europas setzt. Erst vor wenigen Tagen nahm der Hersteller in Texas die riesige neue Produktionsanlage für Eisenschwammbriketts in Betrieb. Mehr dazu hier: Erste Bilder vom neuen Standort der Voestalpine in Texas >>

"Bin kein Freund von Antidumping-Maßnahmen"

Angesichts der Überproduktion und des Billigimports aus China sind Strafzölle nach Ansicht Eders kein probates Mittel.

Angesprochen auf die jüngsten Aussagen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, dass die USA zehnmal so hohe Schutzzölle verhängten als Europa, zeigte sich Eder zurückhaltend. "Ich mache kein Hehl daraus, dass ich kein Freund von Antidumping-Maßnahmen bin." So angebracht sie im Einzelfall auch sein mögen, stellten sie "niemals eine dauerhafte Lösung dar".

Eder war fünf Jahre Präsident des europäischen Stahlverbands und zwei Jahre lang Vorsitzender des Weltstahlverbands.

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Der Voestalpine-Chef meinte weiters, dass solche Maßnahmen helfen, "gewisse Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten vorübergehend zu bereinigen. Aber das Problem das wir heute haben, sind Überkapazitäten Wir brauchen nicht Antidumping-Maßnahmen und damit mehr oder weniger Mauern rund um einzelne Länder oder Regionen. In einer globalisierten Welt kann man das nicht zurückdrehen, das ist der falsche Ansatz. Sondern man muss die Probleme an der Wurzel lösen und die Kapazitäten dem Bedarf anpassen."

Amerika viel härter als Europa bei der Schließung eigener Grenzen

Amerika sei außerdem "wesentlich rigider, wenn sie die eigenen Grenzen dicht machen. Das hat aber nicht nur Vorteile. Es klingt komfortabel, führt aber dazu, dass der Druck in Richtung Kostenoptimierung, technologischer Aufrüstung oder permanenter Innovation nicht sehr groß ist. Das wiederum kann dazu führen, dass mit dem Schutz und den Antidumping-Maßnahmen ganze Industriebereiche im globalen Kontext nicht mehr wettbewerbsfähig sind".

Eder: "Also kurzfristig ist das eine Option. Es geht die ganze Welt in Richtung Antidumping-Maßnahmen. Europa ist die letzte große Region, die sich als Hort der freien Marktwirtschaft sieht", wofür er "hohe Sympathien" habe.

"Aber wenn alle anderen die Barrieren hochziehen und Europa bleibt als letzter im freien Markt über, versammeln sich alle hier und der freie Markt kommt erst recht unter die Räder." Dann bleibe auch Europa nichts anders übrig, als zu solchen Instrumenten zu greifen. "Aber am Ende des Tages wird das keinesfalls die Lösung sein." (APA/red)

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