Compliance : Unternehmenskultur der Zukunft: Compliance und Verhaltenskodex

Neben dem wirtschaftlichen Profit geht es mittlerweile auch um die Corporate Responsibility, die Verantwortung der Umwelt und den Menschen gegenüber, die ein faires und sozial verträgliches Arbeiten und Leben ermöglichen soll. Innerhalb Europas haben sich dabei einige Modelle herausgestellt, die von Verhaltenskodexen bis zu intensiven Compliance- und Nachhaltigkeitsregeln reichen.

Code of Conduct – Verhaltenskodex für Unternehmen

Der Code of Conduct oder Verhaltenskodex sind selbst auferlegte ethische und moralische Regeln, die alle Mitarbeiter eines Unternehmens zu befolgen haben. Der Ursprung liegt in den USA, wo Unternehmen vor einigen Jahrhunderten diese internen Regelungen als einzige offizielle Textdokumente für ein angemessenes Arbeitsverhalten nutzen konnten. Heutzutage richtet sich der Kodex an das Schützen der Shareholder, an ethische Grundsätze und an einen guten Ruf der Firma. Mittlerweile gibt es europaweite Kodexe, welche sich nach verschiedenen Bereichen richten und nachhaltige Veränderungen in der Unternehmenskultur erzielen wollen. Der Code of Conduct ist öffentlich bekannt zu geben, damit alle Mitarbeiter davon in Kenntnis gesetzt worden sind. Viele Unternehmen beziehen sich bei diesen internen Regelungen auf offizielle Wertesysteme wie die Menschenrechte der Vereinten Nationen, die OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen oder die ILO, die Konventionen der International Labour Organisation. In folgendem Beispiel ist zu erkennen, wie ein Code of Conduct aufzubauen ist und welche Inhalte die jeweilige Firma hervorheben kann. Dabei betont das Unternehmen den Einklang mit den ILO-Konventionen und fasst einen Bogen von Diskriminierung, Umweltschutz, bis zu Arbeitszeiten und der Einhaltung von Gesetzen. Unter dem Punkt „Umweltschutz“ bezeichnet der Kodex beispielsweise die Einhaltung der geltenden Umweltnormen und eine kontinuierliche Vermeidung von Umweltbelastungen.

Ein anderes Beispiel der Raiffeisen Bank in Österreich bezieht sich auf festgelegte Wertvorstellungen:

Kundenorientierung

Professionalität

Qualität

Gegenseitiger Respekt

Initiative

Teamwork

Integrität

Diese Grundwerte sollen der Reputation der Bank helfen und Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern zeigen, dass ethische Verantwortung im Unternehmen verankert ist.

Ein Kritikpunkt dieser Verhaltenskodexe liegt darin, dass viele der genannten Punkte bereits gesetzlich festgeschrieben sind und die Einhaltung eigentlich selbstverständlich sein sollte. Allerdings gibt es einige zusätzliche Elemente wie den Kampf gegen Diskriminierung, Umweltzerstörung und Korruption. Ein eigenes Überwachungssystem soll die Einhaltung des Kodexes gewährleisten und gegebenenfalls Sanktionen oder Maßnahmen fordern. Folgender Artikel beschäftigt sich mit dem Verhalten der Parlamentarier im Nationalrat, bei dem sich viele ebenfalls einen Code of Conduct wünschen.

Compliance in Unternehmen

Compliance ist ein weiterer Bereich der Corporate Responsibility, dem sich viele Unternehmen unterwerfen. Allerdings gehen die Compliance-Maßnahmen noch ein Stück weiter, denn es gibt strengere Überwachungsmechanismen und eine dokumentierte Sicherstellung der Einhaltung dieser Regeln. Im Prinzip gibt es mehrere sogenannte Auditverfahren, in denen der Stand des Unternehmens untersucht wird und weitere Maßnahmen getroffen werden, welche die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben festlegen sollen. Zum Beispiel gibt es regelmäßig eine Aktualisierung der Umweltmanagementsysteme, die anfangs größere Schäden in der Umwelt durch Industrieprozesse verhindern sollten und nun auf freiwilliger Basis Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit kombinieren können. Das Ökonetzwerk Austria beschreibt, dass ein implementiertes Umweltmanagementsystem viele Vorteile besitzt, zum Beispiel:

Öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung

Finanzielle Unterstützung durch staatliche Finanzierung oder verbesserte Position bei Banken und Versicherern

Verwaltungsvereinfachungen und Deregulierungen

Allerdings gibt es auch vielseitige Kritik an überbordenden Compliance-Maßnahmen, was die Tiroler Tageszeitung in folgendem Artikel erläutert. Um Korruption und Bestechung zu verhindern, seien die Complianceregeln viel zu eng gefasst, und viele Firmen befürchten, dass sie ihre Flexibilität dadurch verlieren könnten oder sich ein natürlicher Beziehungsaufbau erschwere. Allerdings sehen die Gesetzgeber den Vorteil in einem faireren Wettbewerb für alle, und ein angepasstes Verhalten würde vielen Menschen etwas nützen.

In Österreich gibt es seit 2013 bei den Austrian Standards die Norm ONR 192050, welche die Grundlage für die Internationalen Standards ISO 19600 „Compliance Management Systems“ darstellt. Austrian Standards ist ein Komitee, das für Normen und Standards für Unternehmen in Österreich, Europa und der Welt sorgt und damit Wirtschaftswachstum und Innovation fördern will. Für die Zertifizierungen müssen Unternehmen Geld zahlen, wie es bei Umweltschutzzertifizierungen oder Gütesiegeln auch der Fall ist. Österreich ist sozusagen ein Vorreiter im Compliancewesen, denn es herrscht eine allgemeine Zustimmung der ansässigen Unternehmen darüber, dass Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sich nicht ausschließen müssen und besonders in Zukunft mit Blick auf den Klimawandel Veränderungen eintreten müssen.

Internationale Wertesysteme und ihre Anwendung

Ob ein Code of Conduct oder Compliance-Regeln explizit eine Verbesserung bringt, hängt auch davon ab, wie streng die Gesetzeslage der jeweiligen Länder ist, auf welche sich die Maßnahmen beziehen. Internationale Regelungen sollen viele Kontrollen vereinfachen, doch oft ist es nicht leicht, zwischen den unterschiedlichen Konzepten zu unterscheiden.

Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen sind von allen teilnehmenden Ländern (34 OECD-Mitgliedsstaaten und zwölf weitere Staaten) unterzeichnet worden, und diese Länder haben sich völkerrechtlich zu dieser Einhaltung verpflichtet. Seit 2011 gibt es in Österreich aktualisierte Leitsätze zu den Nationalen Kontaktpunkten, welche die Überwachung der Unternehmen darstellen. Das unabhängige Gremium kann anonyme oder direkte Beschwerden entgegen nehmen und hat zum Beispiel 2006 vermittelt, als ein Unternehmen mit Abteilung in Sri Lanka ein Entlohnungssystem einrichtete, das große Nachteile der Arbeitnehmer mit sich führte. Die Beschwerden gingen vom Kontaktpunkt zum OECD-Sekretariat und endeten schließlich in einem Vergleich. Weitere Informationen im Bericht des BMWFW.

Die International Labour Organization (ILO) ist eine Agentur der Vereinten Nationen. Sie soll die Mindeststandards der Arbeit weltweit regulieren und für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen sorgen. Diese völkerrechtlichen Regulierungen sind nicht alle zwingend einklagbar, aber Österreich hat sich wie viele andere Länder auch dazu verpflichtet, der Organisation Bericht zu erstatten und die wesentlichen Konventionen zu befolgen. Ein Beispiel ist die Verpflichtung der Regierung zur Vollbeschäftigung, die beispielsweise auch für ältere Arbeitnehmer gelten soll. Die Zielvorgabe der Europäischen Union liegt bei einer Steigerung der Erwerbstätigenquote für Menschen zwischen 55 und 64 Jahren bei 50 Prozent. Die österreichische Regierung leitete dafür Reformen des Pensionssystems ein.

Dass viele Unternehmen in ihre Compliance Regulierungen oder Kodexe bereits bestehende Gesetze mit einbeziehen, ist ein Versprechen für die Zukunft und ein Zeichen dafür, dass sich die Lebens- und Arbeitswelten verändern. Viele multinationale Konzerne wollen nicht nur den größtmöglichen Profit machen, sie nutzen ihre Position, um mit transparenten Veränderungen für Aufmerksamkeit zu sorgen und den eigenen Ruf positiv zu stärken. Wirtschaftsethik nimmt im Zuge von Klimawandel und Globalisierung eine entscheidende Bedeutung ein, die neben den Umweltmaßnahmen vor allem die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für viele Menschen darstellen kann. Für Unternehmen gibt es einige Vorteile, wenn sie sich auch um die Belange ihrer Mitarbeiter kümmern und für eine angenehme Unternehmenskultur sorgen. Die Motivation der Angestellten kann durch viele Maßnahmen gesteigert werden und Kunden vertrauen Firmen, welche auf Nachhaltigkeit und Transparenz setzen.

Das Österreichische Netzwerk für Wirtschaftsethik (OeNWE) fordert Unternehmen, Politiker, NGOs und die Zivilbevölkerung dazu auf, sich untereinander auszutauschen und die ethischen Fragen der Wirtschaft und des wirtschaftlichen Handelns zu berücksichtigen. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich in Österreich viel verbessert, denn die Unternehmen öffnen sich und gehen mehr auf Kunden und Mitarbeiter zu, um Produktivität und Erfolg zu steigern und dabei gleichzeitig die Rechte anderer bewusst zu schützen. Allerdings ist der Grat sehr schmal zwischen tatsächlicher Corporate Responsibility mit nachhaltiger Wirkung und den PR-Maßnahmen, die den Ruf nur beschönigen sollen. Doch viele Kunden sind aufgeklärter, als zuvor und für Firmen, die sich unmoralisch verhalten oder unethische Handlungen betreiben, kann eine Aufdeckung dieser Taten zu einer Rufschädigung führen. Zuletzt zeigte sich dies im Kärntner Gift-Skandal, in welchem das Umweltgift Hexachlorbenzol in Frischmilch und Tropfen gefunden wurde. Das Vertrauen der Kunden in die Überwachungsorgane der Regierung und der betroffenen Hersteller ist erst einmal zerstört. Weitere Informationen zu dem Fall gibt es beim Standard.