Investition : "Tupack wird nicht wiederzuerkennen sein"

Es ist mehr als ein Facelifting, das die Tupack Verpackungen GmbH derzeit am Standort Wien-Simmering machen lässt. Vielmehr unterzieht sich der Hersteller von Tuben und Lippenstifthüllen für so bekannte Kosmetikriesen wie Estée Lauder, L’Oreal, Johnson & Johnson oder Lancaster einer Rundumerneuerung: „Wir tauschen die Produktionslinien komplett aus. Die Firma wird danach nicht wiederzuerkennen sein“, beschreibt es Tupack-Geschäftsführer Thomas Reisner.

Tatsächlich ist das Vorhaben ehrgeizig: Die Investition soll das Unternehmen, schon jetzt Weltmarktführer in seiner Nische, Reisner zufolge zum „modernsten, das es auf dem Sektor gibt“, machen. Zumindest gemeinsam mit dem Tochterunternehmen Mareto am Standort Parndorf im Burgenland. Denn das burgenländische Werk sei immer das neuere gewesen, in das man laufend investierte, Wien das ältere. „Nun bringen wir Wien auf den Standard von Mareto.“ Die Gesamtinvestition in beide Werke von 2010 bis zum ersten Quartal 2018 hat ein Volumen von 200 bis 220 Millionen Euro. Manche der neuen Maschinen werden dabei eigens für den Tubenhersteller aus Österreich angefertigt.

Grund für die Großinvestition bei der Tupack ist einerseits der steigende Bedarf an Automatisation. Denn nur so gelingt es dem Firmenchef zufolge, international wettbewerbsfähig zu sein. Andererseits waren es die hohen Ansprüche der Kunden, zu denen so gut wie alle namhaften internationalen Kosmetikkonzerne zählen, die Reisner zu dem Schritt drängten: „Unsere Kunden verlangen zwei Produktionsstandorte, die auch örtlich voneinander getrennt sind.“ Daher habe man sich für die Modernisierung des Werks am Firmensitz in Wien entschieden, obwohl auch in Parndorf, wo man 1998 Mareto auf die grüne Wiese stellte, genug Raum vorhanden wäre.

Die USA reizt wenig

Einem anderen Wunsch seiner Kunden gab der Tupack-Chef hingegen nicht nach: dem nach einem Produktionsstandort in den USA. „Wir sind von Seiten der Kunden einem enormen Druck ausgesetzt, in den USA zu produzieren. Aber mein Lebensmittelpunkt ist hier, deshalb investiere ich hier“, sagt Reisner. Außerdem sei mit einer Produktionsverlagerung immer ein Know-how-Verlust verbunden. Diesen will Reisner, der bei Tupack und Mareto zusammen stets bis zu 40 Lehrlinge ausbildet und somit viel Know-how selbst heranzieht, nicht riskieren. Auch ist der 78-Jährige kein großer Freund des American Way of Life, zumindest was das Arbeitsleben betrifft: „In den USA besteht keine Bindung zum Unternehmen. Sobald die Firma ums Eck einen Cent mehr bietet, ist der Mitarbeiter weg“, ist Reisner überzeugt.

Dass an den Standorten Wien und Parndorf stets kräftig investiert wird, hat für Reisner aber auch damit zu tun, dass es sich um ein Familienunternehmen handelt. Einer der größeren Mitbewerber etwa, ein Tubenerzeuger aus Frankreich, wurde vor einigen Jahren von einer Equity-Gruppe übernommen. Und eine solche wolle „nur Rendite sehen und investiert nicht“, so Reisner, der die Tupack Verpackungen GmbH 1987 nach dem Tod des damaligen Eigentümers über ein Management-Buyout erwarb. Damals setzte das Unternehmen umgerechnet 13 Millionen Euro um und zählte 240 Mitarbeiter. Heute liegt der Jahresumsatz inklusive der Tochter Mareto zwischen 160 und 170 Millionen Euro und wird nahezu zur Gänze im Export erzielt. Die Zahl der Mitarbeiter beträgt rund 600 in Parndorf und rund 400 in Wien. Daran wird sich übrigens auch nach Abschluss der derzeitigen Investition wenig ändern. Miteigentümer des Unternehmens sind auch Reisners Frau und Tochter, was sich im Namen Mareto widerspiegelt. Er steht für Marion (Tochter), Renate (Frau) und Thomas Reisner.

Zur Person und zum Unternehmen

Die Tupack Verpackungen GmbH in Wien sowie das Tochterunternehmen Mareto Kunststoffverarbeitung GmbH in Parndorf stellen Kunststofftuben sowie Lippenstifthüllen für die Kosmetikindustrie und die pharmazeutische Industrie her. Beide Unternehmen gemeinsam haben zwischen 160 bis 170 Millionen Euro Jahresumsatz, mehr als 99 Prozent Exportanteil und beschäftigen gut 1.000 Mitarbeiter. Sie sind im Eigentum der Familie Reisner. Thomas Reisner (78) hatte als Angestellter bei Tupack begonnen und erwarb das Unternehmen nach dem Tod des damaligen Eigentümers 1987 über ein MBO. Damals lag der Umsatz bei umgerechnet 13 Millionen Euro.