Pawel Packing & Logistics : Tücke der Technik: Verpackungs-Insourcing bei Opel Wien

211.000 Motoren und 63.000 Getriebe. So viele Teile verpackten Michael Pawels Mitarbeiter zwischen August 2010 und August 2011 in der Firmenzentrale von Pawel Packing & Logistics am Freudenauer Hafen in Wien für Auftraggeber Opel Wien (vormals GM Powertrain). Geplant war gerade mal die Hälfte, doch dann wurde der Autozulieferer vom Nachfrageboom nach spritsparenden Motoren in den USA und Südkorea überrollt. Logistikdienstleister Michael Pawel auch. Er ist zwar von der zyklischen Autobranche einiges gewohnt, „aber Schwankungen dieser Art hatten wir vorher noch nicht“. Forecasts vom Kunden waren schneller Makulatur als die Wiener brauchten, um einen einzigen Motor zu verpacken. 1500 Motoren pro Tag.Eingepackt wurde trotzdem alles – Firmenchef Pawel trommelte seine Stammmannschaft zusammen, man einigte sich auf flexible Sprünge zwischen Ein- und Zwei-Schicht-Betrieb, fallweise Samstagsarbeit. Und als das nicht mehr genügte, heuerte Michael Pawel Langzeitarbeitslose an, die das AMS schickte („sicher 20 bis 30 Prozent der Mannschaft“) und holte Leasingpersonal in die Firma, das von den erfahrenen Vorarbeitern angelernt wurde. Bis zu 65 Leute werkten im Zwei-Schicht-Betrieb, schafften 1.500 Motoren pro Tag. „Wir haben uns voll auf die Flexibilität der Mitarbeiter verlassen müssen“, sagt Michael Pawel. Verpackt werden die Motoren in Gruppen – eine stellt die Kartonagen zusammen, drei Gruppen mit je zwei bis drei Mann arbeiten an den Kränen, die die Motoren hochheben und in die Kartons setzen, ein Staplerteam fährt die vollen Gestelle mit den Motoren zu den Kränen und bringt die leeren weg. Ein eigener Containerstapler staut die Kartons in den Containern, die Pawel direkt von der benachbarten Wiener-Hafen-Tochter Wiencont angeliefert werden. Das rollierende Depot mit bis zu 20 Containern, auf das der Verpacker Zugriff hat, wurde während des Zwei-Schicht- Betriebs mehr als ausgereizt. Verpackt, geprüft und rausgeworfen.Die Verpackungsmenge schaffte Pawel auch dank der Lernkurve („man wird immer schneller“) relativ locker – profitieren konnte er davon nicht: „Es kamen Zusatztätigkeiten dazu, zum Beispiel Prüfungen, ob dieses oder jenes Ventil in Ordnung ist. Und die wurden immer mehr.“ Auch das schafften die Pawelianer. Nur: Jetzt haben sie nichts mehr davon. Nach dem Managementwechsel wurde bei Opel Wien beschlossen, die Getriebe und Motoren künftig wieder selbst einzupacken. „Es ist für uns einfach kostengünstiger“, meint dazu Opel-Wien-Sprecherin Elisabeth Schuller. „Das ist natürlich ein Wermutstropfen, wenn man den ganzen Prozess entwickelt hat“, kommentiert Michael Pawel die GM/Opel-Kehrtwende zum Insourcing. Für die Opel-Lösung holte Pawel sich 2009 den Staatspreis für Verpackung, unter anderem, weil damit die Container um 25 Prozent besser ausgelastet wurden und so Kosten eingespart wurden. Schmales Trostpflaster: „Wir liefern weiterhin das Verpackungsmaterial zu.“ Teil des Geschäfts.Das Hin und Her zwischen Out- und Insourcing von Verpackungsleistungen sieht Pawel mittlerweile als Teil seines Geschäfts. Bei vollen Auftragsbüchern konzentrieren sich viele seiner Industriekunden auf das Kerngeschäft, wandeln ihre Verpackungsstraße in eine Produktionsfläche um und lagern das Einpacken aus. Stockt das Geschäft, wird oft die Produktions- wieder zur Logistikfläche rückgewidmet, „dann will man eher die Mitarbeiter halten“ – und sei es als Packer. Michael Pawel kontert das mit einem Hinweis auf das Kleingedruckte im Versicherungsvertrag: „Wir haften auch für Verpackungsschäden. Wenn ein Betrieb das selbst macht, bleibt ihm dieses Risiko.“Und wenn auch das nichts hilft? „Wir versuchen, die Wertschöpfungstiefe zu erhöhen, mehr Verpackungstypen anzubieten, das Kundenspektrum zu erweitern.“ 350.000 Euro hat er gerade in eine CNC-Maschine investiert, um Sperrholzteile auch selbst fräsen zu können. Falls nötig, zieht Pawel seinen Auftraggebern auch nach. In Brno, wo er bei der dortigen ABB-Niederlassung ebenfalls einen Standort betreibt, kann er sich über einen Großauftrag freuen: Die von ABB gelieferten Stromaggregate für die neue Eisenbahnverbindung zwischen Mekka und Medina werden von seinen tschechischen Packern für den Versand nach Saudi-Arabien verstaut.