Maschinenbau : Trumpf: Ein Apfel weit vom Stamm?

Nur wenige Wochen ist die Gründung des Karlsruher IT-Dienstleisters Axoom durch den Maschinenbauer Trumpf alt. Schon jetzt mag sich der eine oder andere Student des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sitz der neuen Firma gelegen – die Sinnfrage gestellt haben: Warum überlässt ein Maschinenbauer nicht anderen das Feld? Heinz-Jürgen Prokop, Geschäftsführer und Entwicklungsleiter bei Trumpf Werkzeugmaschinen, grämt sich über solche Einschätzungen nicht. Musste er doch selbst erst lernen, welche Chance die Vernetzung der digitalen Produktionswelt – und der Einstieg in die Softwareentwicklung – bringt. Fast lauter IT-Profis, unter anderem ehemalige Spezialisten von SAP oder der Telekom, arbeiten in dem Karlsruher 20-Mitarbeiter-Betrieb. Die Besonderheit der hier entwickelten Plattform: Sie soll offen und damit herstellerunabhängig sein und Prozessoptimierung und Datenanalyse in einem System möglich machen. Google greift ins Herz der deutschen Industrie, hieß es vor Kurzem in der Presse, erinnert sich Prokop. "Wir wappnen uns und bieten unseren Kunden zusätzlich zu unserer Produktionskompetenz und den passenden Softwarelösungen auch den Einstieg in die vernetzte Fertigung", sagt er.
Apps für die Fertigung
Mit einem Betriebssystem mit vorinstallierten Apps für die Fertigungswelt begründen die Deutschen, falls die entwicklerische Umsetzung so klappt, wie sie es sich wünschen, wohl ein neues Geschäftsmodell. Zumindest ist der Anspruch ein solcher: "Die Softwareplattform soll jenseits aller Konventionen Neues schaffen", heißt es bei Trumpf. Der Schlüssel ist eine offene Geschäftsplattform, die ganzheitlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette ausgelegt ist. Auf die Software zur Steigerung der Gesamtproduktivität sollen Kunden, Zulieferer und Dienstleister sowie Partner gleichermaßen zugreifen. Damit wildern die Deutschen im Segment großer Softwareanbieter, "unter Umständen auch völlig entkoppelt von unseren Maschinen und herstellerneutral", wie Trumpf-Experte Heinz- Jürgen Prokop zu Protokoll gibt: Der Maschinenbauer wird damit zum Betriebssystem-Provider.
Weichen gestellt
Die Weichen, mit Produktionssteuerungstools global noch schlagkräftiger zu werden, stellte der deutsche Maschinenbauer schon vor über einem Jahr. Der Aufbau von Entwicklungskapazitäten in Deutschland wird zunehmend schwieriger, in Indien gilt er als mühsam und risikobehaftet, die Aufgabe hat Trumpf geschickt gelöst: Neben dem Ausbau des Entwicklungsbereichs am Stammsitz Ditzingen fasste Trumpf im indischen Software-Cluster Chennai Fuß. Mit Wirkung zum August übernahm das Unternehmen dort mit 51 Prozent die Mehrheit der Anteile an dem Softwarehersteller India Metamation. Trumpf, selber Anbieter einer solchen Software ("Tru-Tops"), arbeitet mit den Indern schon seit 18 Jahren auf dem japanischen Markt zusammen – jetzt wollen die Deutschen die Produkte zusammenführen und Neuentwicklungen "verstärkt in Indien anstoßen", erklärt Trumpf-Experte Prokop. Die Software werde zum immer entscheidenderen Kaufkriterium für Maschinen. Einfache, weitgehend automatisierte Programmierbarkeit ihrer Maschinen würde den Deutschen Wettbewerbsvorteile schaffen.