Strategien nach Corona : Traktionssysteme-Austria-Chef Eichhübl: „Eine massive Rückverlagerung nach Europa schließe ich aus“

Günther Eichhübl, Porträt
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Herr Eichhübl, vielerorts hört man dieser Tage von empfindlichen Preisausschlägen nach oben bei Halbprodukten und Rohstoffen. Gibt es eine Teuerungswelle?

Günter Eichhübl: Wir im Projektgeschäft finden aktuell gute und günstige Kapazitäten im Zukauf, soferne Zulieferer nicht geschlossen haben. Wie es nun aber genau weitergehen wird, steht in den Sternen. Wir haben jedenfalls vorgesorgt. Der Trend bei Rohstoffpreisen wie etwa Kupfer oder Aluminium ging ja zuletzt scharf nach unten. Wir kaufen im Regelfall zu Tagespreisen ein und decken uns dann gleich ein. Es gibt auch eine Zeit nach Corona und die Planbarkeit unseres projektgetriebenen Geschäftes erlaubt entsprechende Dispositionen.

Bei Halb- und Fertigprodukten war bei den von uns zugekauften Produkten wie Stahlwellen, Lager und bearbeiteten Gussteilen vor Corona kein Preisdruck spürbar. Im Gegenteil: Es war ein guter Zeitpunkt, um zumindest Konditionen wie Zahlungsziele und Skonti aufzufrischen. So haben sich unsere durchschnittlichen DPO’s im letzten Jahr um 12 Tage verbessert. Und erfreulich: Der Strompreis war die letzten Wochen rückläufig, daher haben wir uns für 2022 schon eingedeckt.

Wann springt die Konjunktur wieder an?

Eichhübl: Ich schätze, dass sich die verarbeitende Industrie gegen Ende des Jahres wieder erholt haben wird. So schnell Automotive abspringt, springt diese Branche auch wieder auf. Kapazitäten können sich freilich auch schnell wieder verflüchtigen. Meine Einschätzung: Es geht seitwärts.

Haben Sie Ihre Sourcing-Strategie in den letzten Wochen adaptiert?

Eichhübl: Wir werden handeln, wie bisher. In der Beschaffung dran bleiben, drauf drücken, auf verlässliche Partner setzen. Ob Corona was an unserer grundsätzlichen Beschaffungsgeografie ändern wird, ist damit eher in Zweifel zu ziehen. Eine Rückverlagerung der einst in den Osten outgesourcten Beschaffungen im großen Stil schließe ich aus. Dazu ist die Arbeitsteilung weltweit zu sehr fortgeschritten und die Stückkostendifferenzen sind noch zu groß.

War die Lieferkette aus China unterbrochen?

Eichhübl: Der gefürchtete Corona-Einbruch unserer Beschaffung aus China hat zumindest bei uns nicht stattgefunden. Immerhin kaufen wir 10 Prozent unseres Beschaffungsvolumens in China zu und bis auf ein paar wenige Produkte kommt das Bestellte pünktlich an. Der zeitlich eingepreiste Transportweg per Schiff wurde auf die Schiene - Stichwort neue Seidenstraße - verlagert. Das hat den Corona bedingten Stillstand unserer Lieferanten in China fast gänzlich ausgeglichen.

Vielen Dank für das Gespräch!