Klimawandel : Totalschäden wegen Trockenheit in Vorarlberg - Brände in Nordeuropa

Der Klimawandel kommt viel schneller und schlimmer, als es selbst Pessimisten erwartet hatten. Die Ursache ist bekannt, und um die letzten Leugner des Klimawandels wird es immer stiller. Der zentrale Grund ist der Mensch - und hier konkret die industrielle Produktion, ihre globalen Warentransporte und der enorme, ständig weiter steigende Energiehunger.

Die Folgen werden in diesen Tagen besonders drastisch sichtbar - und zwar nicht etwa nur am südlichen Rand Europas, in Afrika oder der Antarktis, sondern überall in Österreich direkt vor der Haustür. Und während viele Menschen sich einfach über die Hitze beklagen, nimmt sie in der Landwirtschaft Ausmaße an, die zuerst die Existenz der Bauern gefährden und mittelfristig die Versorgung insgesamt. Folgend Beispiele aus vier Ländern.

Vorarlberg: Verfrühte Almabtriebe geprüft

In Vorarlberg kann es bald zu verfrühten Almabtrieben kommen. Grund ist die anhaltende Trockenheit, wegen der es einen Futtermangel und einen Wassermangel gibt. Man versuche gerade, durch die Zufuhr von Wasser und Heu zu frühe Almabtriebe zu verhindern, informiert der zuständige Landesrat Christian Gantner (ÖVP). Eine frühzeitige Rückkehr der Tiere ins Tal könnte die Situation in der Futterversorgung eklatant verschärfen, so Gantner.

Zufuhr von Futter soll noch schlimmere Situation in Tälern verhindern

In manchen Landesteilen - vor allem im Oberland und im Rheintal - zeigten sich nämlich bereits Totalschäden in den Grasbeständen. Ins Tal zurückgekehrtes Vieh könnte somit unter Umständen auch in den Talbetrieben nur spärlich Futter vorfinden, erklärte der Landesrat.

Totalschäden im Oberland und im Rheintal

Das Land erhebe gemeinsam mit Fachleuten der Landwirtschaftskammer derzeit die Ernteausfälle aufgrund der Trockenheit und prüfe - wo notwendig auch in Absprache mit dem Bund - mögliche Unterstützungsleistungen. So könnten unter Umständen Wiesen mit ökologischen Nutzungseinschränkungen und späteren Mähterminen für die zusätzliche Futterproduktion freigegeben werden. Für Landwirte mit massiven Einkommensverlusten werde die zeitliche Aufschiebung von Kreditraten in Erwägung gezogen. Land und Landwirtschaftskammer ließen die Bauern nicht im Stich, so Gantner.

Sachsen: Maispflanzen kaum höher als 20 Zentimeter

Auf diesem Bild vom 18. Juli 2018 steht der Landwirt Matthias Böbel im Ort Wildenhain in Sachsen auf einem Maisfeld. Dort, wo die wichtige Futterpflanze um diese Jahreszeit eigentlich schon höher steht als ein Mensch, konnten heuer nur wenige Pflanzen die Trockenheit überleben - und sie reichen kaum bis zum Knie.

In vielen Teilen Sachsens hat es seit Monaten kaum geregnet. In der Folge fällt bei vielen Landwirten nicht nur die Ernte kleiner aus als sonst. Manchem Bauern fehlt das Futter für seine Tiere ganz. Manche Bauern bringen ihre Tiere in das benachbarte Bundesland Thüringen.

Norddeutschland: Extreme Trockenheit dort, wo es jahrtausendelang genug Regen gab

Hier oben im Bild ein Landwirt im westdeutschen Bundesland Niedersachsen im Ort Wiechendorf, der bei den Löscharbeiten auf einem Getreidefeld hilft. Die Aufnahme stammt vom 21. Juli 2018.

Die extreme Trokenheit in Gegenden, denen es in den vergangenen Jahrtausenden nie an Regen gemangelt hat, erhöht die Brandgefahr auf den Feldern. Ein Funke reiche, so die Nachrichtenagentur dpa, um einen kilometerweiten Brand zu erzeugen.

Schweden: "Das ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe"

Die schwedischen Bauern erleben aufgrund einer Dürre die schlimmste Krise seit Jahrzehnten. Seit Anfang Mai ist so gut wie kein Regen gefallen. Der Juni war in Südschweden der heißeste Monat seit mehr als 100 Jahren. Das Gras ist verdorrt. Die Milchbauern verzweifeln.

"Das ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe", sagt Jacob Gustawson. "Und mein Vater, der 60 Jahre lang Bauer war, hat sowas auch nie erlebt."

"Normalerweise ist das Gras zu dieser Zeit so hoch", sagt der 47-Jährige aus der Gemeinde Norrtälje nördlich von Stockholm und hält seine Handfläche 30 bis 40 Zentimeter über den Boden. Doch diesen Sommer ragen die Halme nur ein paar Zentimeter aus der Erde. "Ich muss meine Kühe drinnen füttern, um sie am Leben zu halten."

Das Heu wächst nicht mehr nach

Das Futter ist eigentlich für den Winter bestimmt. Doch neues Gras für Heu oder Silage wächst nicht nach. "Keine Ahnung, wie wir den Winter überstehen werden", sagt Gustawson, der mehr als 100 Kühe im Stall stehen hat.

Kein Futter - keine Milch: "Sie werden nicht so viel Milch geben, wie ich brauche", sagt Gustawson. Erste Milchbauern im Land haben ihre Kühe schon zum Schlachter gebracht.

Bauernverband bittet die Schweden um Hilfe

Es werde Jahre dauern, die Menge und Qualität an Milchvieh wieder aufzubauen, warnt Ulf Wallin, der Sprecher des schwedischen Bauernverbands. Der Bauernverband wendet sich deswegen bereits an die Bevölkerung und ruft um Hilfe: "Wir bitten die Schweden, schwedische Produkte zu kaufen", sagt Wallin. Denn wenn die Schweden schwedische Nahrungsmittel kauften - vor allen Dingen Fleisch - dann hielten sie die Nachfrage hoch. "So helfen sie den Bauern, ihr Einkommen zu halten", sagt der Verbandsvertreter.

Die Dürre betrifft vor allem die Provinzen Dalarna, Jämtland und Gävleborg in Nord- und Mittelschweden. Auch Dänemark, Südnorwegen und Nordfinnland leiden unter der ungewöhnlichen Dürre. Waldbrände brachen sogar im schwedischen Teil von Lappland am Polarkreis aus. Die Wettervorhersage: sonnig und warm. (APA/AFP/dpa/red)