Ergebnisse : Thyssenkrupp kann im europäischen Stahlgeschäft wachsen

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 (per Ende September) schraubte der Konzern seinen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) um mehr als ein Drittel auf 539 Millionen Euro nach oben. Damit übertraf der Industriekonzern die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 491 Millionen Euro gerechnet hatten. Zuwächse verzeichnete das Unternehmen unter anderem im Geschäft mit Autoteilen, in der Aufzugssparte und im europäischen Stahlgeschäft. Vorstandschef Heinrich Hiesinger bekräftigte die Prognose, wonach der operative Gewinn im Gesamtjahr auf 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro klettern soll. Nach neun Monaten hat Thyssenkrupp bereits 1,26 Milliarden Euro in der Kasse.

China ist weiterhin ein Wachstumsmarkt

Thyssenkrupp erwartet in China keine anhaltenden Probleme. "China hat mittel- bis langfristig gute Wachstumschancen", sagte Finanzchef Guido Kerkhoff: "Man darf China nicht komplett nach unten schreiben." Thyssenkrupp selbst fahre rund sechs Prozent seines Umsatzes direkt in der Volksrepublik ein. Im Aufzugsgeschäft erwarte der Konzern in China im Geschäftsjahr insgesamt eine "Seitwärtsbewegung", Aufträge würden letztlich auf Höhe des Vorjahres erwartet. Im Geschäft mit Autoteilen erwarte der Konzern ein reduziertes Wachstum - aber ein Plus.

Thyssenkrupp werde zudem die Entwicklung der Stahl-Exporte aus China aufmerksam beobachten, fügte der Finanzchef hinzu. Doch habe Thyssenkrupp eine gute Position im Wettbewerb. Zudem müssten auch chinesische Stahl-Produzenten Rohstoffe in US-Dollar bezahlen, zudem spielten bei den Exporten auch Transportpreise eine Rolle. China hatte erst die Exportpreise für Stahl gesenkt und damit auf die Abwertung der Landeswährung Yuan reagiert.

Sorgenvoller Blick nach Brasilien

Sorgenkind bleibt das brasilianische Stahlwerk, das auch in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wieder einen Verlust schrieb. Dazu trugen auch Produktionsausfälle bei, weil wegen der Wasserknappheit in Brasilien die Stahlanlagen nicht ausreichend gekühlt werden können. Zusammen mit dem Bau eines mittlerweile verkauften Werks in den USA hatte die Anlage den Konzern in eine tiefe Krise gestürzt und zu Milliardenverlusten geführt.

Das europäische Stahlgeschäft konnte dagegen deutlich schwarze Zahlen schreiben. Zu verdanken hat der Konzern das vor allem den eigenen Sparanstrengungen. Die europäische Stahlsparte konnte dabei ihr operatives Ergebnis im dritten Quartal um 63 Millionen auf 166 Millionen Euro verbessern. Dies war der höchste Wert seit 15 Quartalen. Die Schwerindustrie in Europa kämpft seit Jahren mit Preisdruck, Überkapazitäten und der vorpreschenden Konkurrenz aus China. Die Stahlkocher von Thyssenkrupp haben sich dagegen auch mit einer Verkürzung ihrer Arbeitszeit gestemmt. Von den Einsparungen konnte der Konzern jetzt profitieren. Die stark gefallenen Preise für Rohstoffe wie Eisenerz drücken jedoch auch die Stahlpreise nach unten.

"Die weitere Ergebnisverbesserung belegt die Fortschritte bei der Umsetzung der Maßnahmen zur Effizienz-Verbesserung", sagte Hiesinger. Der Manager hatte in den vergangenen Jahren die Kosten gesenkt, Stellen gestrichen und Beteiligungen wie zuletzt die Tochter VDM verkauft. Aus einer im Internet veröffentlichten Präsentation geht allerdings hervor, dass der operative Gewinn im vierten Quartal unter dem Ergebnis des dritten liegen wird. Unter dem Strich will der Konzern weiter im Gesamtjahr den Vorjahrsgewinn von 195 Millionen Euro deutlich übertreffen. Damit hat Thyssenkrupp erstmals wieder die Gewinnzone erreicht. (apa/dpa/Reuters)