Stahlindustrie : ThyssenKrupp-Chef Schulz bringt Edelstahlpläne auf den Weg
In den USA will er den Druck auf die Konkurrenz erhöhen. Gegen die Schließung des über 100 Jahre alten Werks im Düsseldorfer Süden waren seit Wochen die rund 550 Beschäftigten auf die Barrikaden gegangen. Nach Angaben aus Arbeitnehmerkreisen will ThyssenKrupp im Zuge der Verlagerung 400 Stellen streichen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatten der Vorstand von ThyssenKrupp Nirosta und der Betriebsrat sich auf Eckpunkte für eine Vereinbarung zum Schutz der Mitarbeiter verständigt und damit den Weg für die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat geebnet. "Die Zustimmung zum Budget war einstimmig", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Der Konzern lehnte eine Stellungnahme dazu ab Demo abgeblasen Die Beschäftigten aus Benrath hatten ursprünglich geplant, zur Aufsichtsratssitzung am Freitag vor der neuen Konzernzentrale in Essen zu demonstrieren. Nach der Einigung auf die Eckpunkte hatten sie den Protest kurzerhand abgeblasen. Den Benrathern sollen nun bei einer Verlagerung der Produktion in Krefeld oder ähnlicher Entfernung zumutbare Arbeitsplätze angeboten werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind für die Zeit der Vereinbarung ausgeschlossen. Ein Sozialplan muss noch beschlossen werden. Markt mit Überkapazitäten Das Edelstahlgeschäft, in dem ThyssenKrupp mit der spanischen Acerinox, ArcelorMittal und dem finnischen Outokumpu-Konzern konkurriert, leidet unter Überkapazitäten und den schwankenden Nickel-Preisen. In den USA will ThyssenKrupp seinen Marktanteil von derzeit rund zwölf Prozent mit einem neuen Werk ausbauen, von dem erste Teile Ende September in Betrieb gingen. Nach Reuters-Informationen soll der in der Wirtschaftskrise verschobene Bau des dazugehörigen Schmelzwerks vorgezogen werden. Damit könnte dies 2013 statt wie zuletzt geplant 2014 in Betrieb gehen. Die Edelstahlsparte ist die letzte große Baustelle, die Konzernchef Schulz noch vor der Amtsübergabe an den ehemaligen Siemens-Vorstand Heinrich Hiesinger aufräumen will. Schulz soll in den Aufsichtsrat wechseln. Der im Konzern als "eiserner Ekki" bezeichnete Manager will am Dienstag in Essen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2009/10 (per Ende September) präsentieren. Von Reuters befragte Analysten erwarten, dass ThyssenKrupp einen Vorsteuergewinn von gut einer Milliarde Euro eingefahren hat nach einem Verlust von 2,4 Milliarden Euro im Vorjahr. (APA/red)