Palmers Filialschließungen : Palmers Insolvenz: Rettet ein chinesischer Investor den Traditionshändler?

Der kriselnde Wäschehersteller Palmers ist insolvent.
- © APA/ROLAND SCHLAGERDer Wäschehändler Palmers hat am Donnerstag Insolvenz angemeldet. Laut der Arbeiterkammer Niederösterreich wurden die 515 Beschäftigten in den derzeit 113 Filialen größtenteils bereits am Freitag und Montag per Online-Betriebsversammlung über die Lage informiert. Das Unternehmen befindet sich derzeit aktiv auf Investorensuche, um eine Sanierung in Eigenverwaltung zu ermöglichen.
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Die Insolvenz wurde laut Unternehmensangaben notwendig, „weil erforderliche Kapitalzuflüsse nicht zeitgerecht erfolgten“. Im Insolvenzantrag wurden die Passiva mit 51 Millionen Euro und die Aktiva mit 11,5 Millionen Euro beziffert. Werden die besicherten Außenstände berücksichtigt, steigt die Gesamtverschuldung auf etwa 69 Millionen Euro. Ein 14,4-Millionen-Euro-Kredit, der zu 90 Prozent von der COFAG (COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH) besichert wurde, zählt dabei nicht zu den besicherten Außenständen. Stattdessen tritt das Austria Wirtschaftsservice (AWS) als Insolvenzgläubiger auf, erklärte Gerhard Weinhofer von Creditreform.
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Investorensuche läuft – Hoffnung auf Sanierung bleibt
Palmers erklärte weiter: „Für eine positive Fortbestandsprognose per Ende Jänner 2025 wären zeitnahe erhebliche liquide Mittel notwendig gewesen.“ Aktuell laufen offenbar Verhandlungen mit potenziellen Investoren. „Man hört von einem chinesischen und einem türkischen Investor“, merkte Weinhofer an. Genauere Informationen sollen bei der Gläubigerversammlung Anfang März bekanntgegeben werden. Da eine Sanierung angestrebt wird, geht der Gläubigerschützer davon aus, dass das Management mit der Sanierungsverwalterin Maria-Christina Nau kooperieren wird.
Von der Insolvenz nicht betroffen sind die 35 Franchise-Filialen, die weiterhin unabhängig operieren.
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Im Geschäftsjahr 2023/24 verzeichnete der österreichische Wäschehersteller Palmers einen Umsatzrückgang von 71,5 Millionen Euro auf 66,6 Millionen Euro, was einem Minus von knapp sieben Prozent entspricht. Gleichzeitig stieg der Jahresverlust von 4,48 Millionen Euro im Vorjahr auf 14,7 Millionen Euro an und hat sich damit mehr als verdreifacht.
Der erhöhte Verlust resultiert aus operativen Einbußen in Höhe von 6,1 Millionen Euro sowie Abschreibungen und Wertberichtigungen von 8,6 Millionen Euro, die unter anderem durch den Rückzug aus Osteuropa bedingt sind. Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung plant Palmers, sich künftig auf die Kernmärkte in Österreich, Deutschland und Kroatien zu konzentrieren.
Die finanzielle Lage des Unternehmens bleibt angespannt, da bis Mitte 2025 Kredite in Höhe von 14,418 Millionen Euro refinanziert werden müssen. Zudem wurde berichtet, dass es bereits zu Verzögerungen bei der Auszahlung von Gehältern gekommen ist.
Palmers: Noch ausständige Gehälter sollen zeitnah ausgezahlt werden
Laut Unternehmensangaben arbeite Palmers derzeit an einer schnellen Auszahlung der noch offenen Gehälter seit Januar für die mehr als 500 Beschäftigten. „Das dauert in Österreich keine Monate, sondern Wochen“, erklärte Weinhofer. Die Zahlung solle über den Insolvenz-Entgelt-Fonds erfolgen. Das Unternehmen betone, dass an einer raschen Lösung gearbeitet werde, um die finanziellen Engpässe der Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten.
Neben den bereits geplanten 20 Filialschließungen sind derzeit keine weiteren Standortschließungen vorgesehen. Auch ein Personalabbau ist momentan nicht geplant, obwohl Palmers Anfang Februar vorsorglich Kündigungen beim AMS angemeldet hat.
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Die Zahlungsunfähigkeit von Palmers zeichnete sich bereits seit längerer Zeit ab. Anfang Februar habe der Wäschehersteller vorsorglich Kündigungen im AMS-Frühwarnsystem gemeldet. Damals sei jedoch noch unklar gewesen, ob und in welchem Umfang Entlassungen tatsächlich erfolgen würden. Mittlerweile scheine ein Stellenabbau unvermeidlich, wobei die genaue Anzahl der betroffenen Mitarbeiter noch offen sei.
Bereits im Herbst habe Palmers angekündigt, 20 Filialen in Österreich zu schließen, um Kosten zu senken. Laut den Kreditschützern vom KSV 1870 seien vor allem der starke Wettbewerb in einem gesättigten Markt, steigende Zinsen sowie die hohe Inflation und der damit verbundene Kaufkraftverlust ausschlaggebend für die jetzige Insolvenz gewesen.