Stahlindustrie : Thyssenkrupp-Betriebsratschef: "Minderheitsbeteiligung lehnen wir ab"

Einem Bericht des deutschen Handelsblattes zufolge will Thyssenkrupp vollständig aus dem Stahlbusiness aussteigen: Das Unternehmen will sich bei der Fusion seiner Stahlsparte mit dem Rivalen Tata mit weniger als 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen begnügen. Damit könne Thyssenkrupp das schwächelnde Geschäft aus seiner Bilanz herausbekommen, Industriemagazin berichtete. Unternehmensvertreter von Thyssenkrupp wollte sich am Sonntagabend auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Bei Tata war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Der Betriebsratschef von Thyssenkrupp hat sich jetzt allerdings zu den Plänen geäußert - und er ist nicht glücklich: Ich halte von einer Minderheitsbeteiligung gar nichts. Das lehnen wir ab", sagte Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Das wäre noch schlimmer als ein 50:50-Joint-Venture."

ThyssenKrupp spricht bereits seit dem vergangenen Jahr mit Tata über eine Fusion der Stahlgeschäfte. Laut Betriebsrat hat Finanzvorstand Guido Kerkhoff eine Entscheidung im Sommer in Aussicht gestellt - für oder gegen eine Fusion. Vorstandschef Heinrich Hiesinger verspricht sich von einem Zusammenschluss Synergieeffekte und eine Konsolidierung der Branche, der neben dem Preisdruck und der Billig-Konkurrenz aus Asien Überkapazitäten zu schaffen macht. Die Arbeitnehmervertreter werfen Hiesinger vor, dass es ihm in erster Linie um Bilanzkosmetik gehe. Der Konzern wolle seine Bilanz aufhübschen, indem er Schulden und Pensionsverpflichtungen auf das Joint Venture abwälze, das damit zu einer Art "Stahl-Bad Bank" werde.

"Wieso wird durch eine so unqualifizierte Vorgehensweise die Stahlsparte schlecht gemacht?", kritisierte Betriebsratschef Segerath, der auch im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt. Er forderte den Vorstand auf, für Klarheit zu sorgen. "Es ist ein unerträglicher Zustand für die Beschäftigten. Die Unruhe ist groß. Die Mitarbeiter brauchen eine Perspektive."