Bahnindustrie : Stadler Rail bekommt die Coronakrise zu spüren

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© Stadler

Der Zugbauer Stadler Rail hat im vergangenen Jahr die Coronakrise zu spüren bekommen. Das Ostschweizer Unternehmen fuhr weniger Umsatz und Betriebsgewinn ein. Der Reingewinn stieg allerdings. Insgesamt erzielte Stadler einen Umsatz von 3,08 Milliarden Franken (2,59 Mrd. Euro), wie der Bahnhersteller bekannt gab. Das sind 4 Prozent weniger als im Vorjahr.

Damit hat Stadler in den vergangenen Monaten wieder aufgeholt, nachdem das Unternehmen im ersten Halbjahr von der Coronakrise arg gebremst worden waren. Der Umsatz war damals um 16 Prozent eingeknickt, der Betriebsgewinn (EBIT) war gar um 90 Prozent abgestürzt. Im ersten Halbjahr war es aufgrund der Pandemie zu Unterbrechungen in den Lieferketten gekommen. Zudem waren aufgrund behördlicher Vorgaben einzelne Werke entweder temporär geschlossen oder mussten vorübergehend ihre Produktionskapazität reduzieren. Zudem waren die Reisen der Mitarbeiter eingeschränkt, was die Zulassungen und Fahrzeugabnahmen behinderte.

"Die negativen Auswirkungen der Coronakrise aus dem ersten Halbjahr 2020 haben sich im zweiten Semester leicht normalisiert" schrieb Stadler. Insgesamt erzielte der Konzern im Geschäftsjahr 2020 einen operativen Gewinn von 156,1 Millionen Franken nach 193,7 Mio. Franken vor zwölf Monaten. Das ist ein Rückgang von 19 Prozent. Unter dem Strich konnte Stadler indes den Reingewinn auf 138,4 Mio. Franken steigern, nachdem im Vorjahr noch 128,5 Mio. eingefahren worden waren. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 0,85 Franken pro Titel erhalten, nach 1,20 Franken/Aktie.

Der Auftragseingang sei mit 4,33 Mrd. Franken erwartungsgemäß rund 15 Prozent unter dem außerordentlich hohen Vorjahreswert von 5,1 Mrd. Franken gelegen. Es habe keinen Nachfrageeinbruch gegeben. "Es kam weder zu Stornierungen laufender Aufträge noch wurden Ausschreibungen ausgesetzt." Die Auftragsbücher schwollen auf 16,1 Mrd. Franken an.

Heuer will Stadler einen Umsatz von 3,5 bis 3,8 Mrd. Franken erzielen. Der Auftragseingang solle rund 4 bis 5 Mrd. Franken erreichen. Zur Bereitstellung der benötigten Kapazitäten rechnet Stadler 2021 mit Investitionen von circa 200 Mio. Franken.

Stadler-Hauptaktionär Peter Spuhler verzichtet auf seinen Lohn als interimistischer CEO, nachdem er das Steuer des Zugherstellers im vergangenen Jahr wieder übernommen hat. Am 21. Mai hatte der damalige Konzernchef Thomas Ahlburg das Unternehmen verlassen. Grund seien Differenzen über die Weiterentwicklung von Stadler gewesen, hieß es. Danach übernahm Verwaltungsratspräsident und Hauptaktionär Spuhler zusätzlich wieder das Amt des Konzernchefs bis zur Ernennung eines neuen Gruppen-CEO. "Der heutige Verwaltungsratspräsident verzichtet im Berichtsjahr in seiner Funktion als CEO a. i. auf eine fixe und variable Vergütung", heißt es im Geschäftsbericht 2020, der am Donnerstag veröffentlicht worden ist.

Ahlburg hat für seine rund fünf Monate als Konzernchef noch 1,32 Mio. Franken erhalten. Davon sind 715.000 Franken Fixlohn. Die übrigen Konzernleitungsmitglieder bekamen 5,24 Millionen. Für seine Tätigkeit als Verwaltungsratspräsident kassierte Spuhler 300.000 Franken. Der gesamte Verwaltungsrat (inklusiv Spuhler) kam auf 1,28 Mio. Franken. (awp/sda/apa/red)