Service : So optimieren Sie Ihre Staplerflotte

Tipp 1: Machen Sie Schluss mit Besitzstandsdenken! Für die Mitarbeiter im Lager sind die Stapler das, was die Firmenwagen für die Kollegen im Vertrieb sind: ein prestigeträchtiges Symbol. Entsprechend ausgeprägt ist das Besitzstandsdenken der Lenker. Für die Unternehmen ist diese menschliche Schwäche allerdings problematisch: „Es verhindert die wirtschaftlich sinnvolle Nutzung der Stapler und den effizienten Einsatz innerhalb einzelner Abteilungen“, sagt Markus Derenbach, Berater bei Kreuz & Partner in Köln. Die Folge: In den meisten Unternehmen sind zu viele Flurförderfahrzeuge im Einsatz. Wer die Kosten seines Fuhrparks senken will, sollte sich also intensiv mit der Auslastung seiner Flotte beschäftigen. In der Regel, so der Unternehmensberater, lassen sich 20 Prozent der Fahrzeuge einsparen.

Gerade bei alten Flotten offenbart sich oft ein weiteres Manko: Die Anforderungen an die Fahrzeuge ändern sich über die Jahre, aber der Fuhrpark wird nicht systematisch angepasst. Oft werden Fahrzeuge, deren Tragkraft für eine bestimmte Aufgabe nicht mehr ausreicht, einfach in eine andere Abteilung verschoben, ohne abzuklären, ob dort die Gerätekonfiguration passt. Dadurch sinkt die Effizienz und Umschlagleistung im Lager. Wer seinen Fuhrpark optimieren will, sollte also auch überprüfen, ob tatsächlich die passenden Geräte im Einsatz sind. Ist dies nicht der Fall, sind in jedem Fall auch die Einkäufer für dieses Thema zu sensibilisieren. „Neue Ausschreibungen bieten die Möglichkeit, über neue Spezifikationen nachzudenken“, sagt Thomas Lang, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Stapler Center in Reichenau.

Dass die Stapler im Fuhrpark mit Diesel angetrieben werden, mag Tradition sein. Allerdings stellt das Festhalten an dieser alten Antriebsart ein teures Vergnügen dar. Zwar sind Kostenunterschiede bei der Anschaffung und Instandhaltung verglichen mit einem Elek­trostapler nicht so groß. Aber beim laufenden Betrieb zeigen sich dann doch deutliche Unterschiede: So benötigt ein 2-Tonnen-Stapler rund 2,5 Liter Diesel pro Stunde, bei sechs Betriebsstunden und einem Dieselpreis von einem Euro pro Liter belaufen sich die Energiekosten auf rund 15 Euro. Bei einem 2-Tonnen-Elektrostapler liegen sie hingegen bei nur fünf bis sechs Euro. „Wenn der Stapler nicht im Freien fahren muss und keine Steigungen zu bewältigen hat, ist das batteriebetriebene Modell von der Energieseite durchaus interessant“, sagt Lang.

Viele Unternehmen haben die Größe ihres Fuhrparks bestimmt, als es noch keine Anzeichen eines Konjunktur­einbruchs gab. Dadurch müssen sie heute Staplerflotten handeln, die viel zu groß sind für ihren laufenden Betrieb. Das ist problematisch, da die oftmals per Mietkauf erworbenen Fahrzeuge Kapital binden in einer Zeit, die von Liquiditätsengpässen geprägt ist. Experten empfehlen daher, mit dem Staplerhersteller über die Rückgabe von Fahrzeugen zu reden. „Dafür wird zwar normalerweise ein Auflösungsbetrag verrechnet, aber wir haben sehr wohl in Verträgen regeln können, dass zwei bis drei Geräte kostenlos zurückgegeben werden können“, sagt Lang vom Stapler Center. Auf dem Höhepunkt der Krise haben bereits zahlreiche Unternehmen von der Rückgabeoption Gebrauch gemacht. Der Experte geht von rund 200 retournierten Staplern aus.

Wer mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen hat, für den kann eine Überprüfung seines Finanzierungsmodells sinnvoll sein. Experten empfehlen mittlerweile vielfach eine Abkehr von kapitalbindenden Vertragsvarianten wie Kauf oder Mietkauf hin zu Leasing-, Miet- und Full-Service-Konzepten. Das Gebot der Stunde ist vertragliche Flexibilität, so die Experten unisono. „Immer beliebter werden leistungsabhängige Vertragskonstrukte wie etwa die Abrechnung auf Betriebsstundenbasis“, sagt der Flottenoptimierer Derenbach. Diese Form war bisher vor allem bei Unternehmen mit saisonalen Schwankungen gefragt. Doch auf Grund der aktuellen Wirtschaftslage findet diese Abrechnungsmodalität auch zunehmend bei anderen Branchen Anklang.

Wer noch vor einer krisenbedingten Verkleinerung seines Fuhrparks zurückschreckt, weil er fürchtet, Auftragsspitzen nicht bewältigen zu können, dem empfiehlt sich ein Blick zu den Handelsunternehmen. Um das Weihnachtsgeschäft bewältigen zu können, greifen diese seit Jahren auf Mietfahrzeuge zurück. Eine andere Variante, um auf saisonale Schwankungen zu reagieren, hat die Baustoffindustrie hoffähig gemacht. Da es dort wetterbedingt von November bis März kaum Geschäft gibt, die Flurförderfahrzeuge also nicht benötigt werden, überlassen die Unternehmen ihre Stapler dem Hersteller in dieser Zeit zur weiteren Verwendung. Der Vorteil: Die finanzielle Belastung für das Unternehmen verringert sich deutlich.

Wer zwischen 300 und 1000 Euro aufzuwenden bereit ist, sollte über die Anschaffung eines Fahreridentifikationssystems nachdenken. Das ist interessant, weil sich dadurch viele Daten erheben lassen, die zur Optimierung des Fuhrparks notwendig sind: Wie ist der Fuhrpark ausgelastet, wann habe ich saisonale Schwankungen und welcher Mitarbeiter ist wann mit dem Stapler gefahren? Insbesondere die letzte Information ist wichtig, denn sie hilft, Gewaltschäden zu reduzieren. Durch das Identifikationssystem lässt sich der Fahrer bestimmen, der die Kabinentür abgefahren hat oder der am Tor hängen geblieben ist. Das führt in der Regel zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit dem Equipment und zu geringeren Kosten. Durch die größere Transparenz ist es leichter, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und Schutzvorrichtungen anzuschaffen.

Was in vielen Firmen-Fuhrparks schon gang und gäbe ist, eignet sich auch für Staplerflotten. Die Rede ist von Fahrtrainings für die Staplerlenker. „Was beim Dieselstapler immer wieder passiert, ist, dass die Fahrzeuge laufen gelassen werden, damit die Kabine warm ist. Dadurch wird einiges an Diesel verbrannt“, sagt Lang. Mehr Betriebsstunden bedeuten häufigere Wartungsintervalle und weniger Geld beim Wiederverkauf. Beim Elektrostapler steht der richtige Umgang mit der Batterie im Vordergrund der Schulung, speziell das Aufladen und die Pflege. Wer hier ansetzt, kann Kosten sparen. Denn bei einem Preis pro Batterie von rund 4000 Euro macht es einen Unterschied, ob ein Gerät vier oder sechs Jahre hält. Experten raten dazu, die Lieferanten bei diesem Thema in die Pflicht zu nehmen und von ihnen Fahrertrainings und Fahrsicherheitstrainings anbieten zu lassen.

Es kann nicht pauschal gesagt werden, für welche Unternehmen sich die Auslagerung der Staplerflotte eignet. Wichtig ist hier eine gründliche Analyse der künftigen Einsatzbedingungen der Fahrzeuge. Hinzu kommt natürlich noch die Frage: Was will ich outsourcen? Will ich nur die Staplerflotte auslagern und mit eigenem Personal betreiben oder will ich, dass ein externer Partner die Flotte betreibt? Hier spielen dann auch noch andere Themen eine wichtige Rolle. Dazu gehören die Arbeitnehmerüberlassung, Haftungsfragen bei Schäden und die Regelung der Weisungsbefugnisse. Outsourcing ist ein Vehikel, mit dem Kosten dramatisch gesenkt werden können – das aber auch zeitintensiv in Vorbereitung und Umsetzung ist. Aber andererseits: Wann, wenn nicht jetzt bestehen dafür Kapazitäten?

Wer seine Kosten nachhaltig senken will, sollte seinen Fuhrpark in jedem Fall regelmäßig unter die Lupe nehmen. Die Hersteller bieten hier in der Regel ihre Unterstützung an. So gibt es mittlerweile Vertragsmodelle, die sehen eine Kostenreduktion durch vom Hersteller durchgeführte Optimierungen von zwei bis drei Prozent pro Jahr vor. Allerdings warnen Experten davor, sich allein auf die Kompetenz des Lieferanten zu verlassen. „Die großen Staplerhersteller bieten mittlerweile alle mehr oder weniger gute Dienstleistungen im Bereich der Warenflussanalyse und Flottenoptimierung an. Doch bei all den schönen Präsentationen und Simulationen sollte immer bedacht werden, dass nur ein einziges Ziel verfolgt wird: Der Verkauf der eigenen Produkte“, sagt Berater Derenbach. Vanessa Voss