Medizintechnik : Siemens Healthineers: Volumen von bis zu 4,65 Milliarden Euro erwartet

Die mit Spannung erwartete Emission der Siemens-Medizintechnik-Tochter fällt mit 3,9 bis 4,65 Milliarden Euro bescheidener aus als erhofft. Der Münchner Technologiekonzern will sich zunächst nur von 15 Prozent an seiner profitabelsten Tochter trennen, wie er mitteilte.

Die Preisspanne, in der die 150 Millionen Papiere der Erlanger Tochter von Dienstag an bis zum 15. März gezeichnet werden können, liegt bei 26 bis 31 Euro. Damit käme Healthineers insgesamt auf einen Börsenwert von 26 bis 31 Mrd. Euro. Analysten hatten bis zu 40 Mrd. veranschlagt und ein Emissionsvolumen von bis zu zehn Milliarden erwartet.

Am 16. März soll Healthineers sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern. Nur am obersten Ende der Preisspanne könnte die Emission mit der RWE-Ökostromsparte Innogy mithalten, die vor knapp eineinhalb Jahren 4,6 Mrd. Euro eingesammelt hatte. Vom bisher größten Börsengang in Deutschland ist Healthineers weit entfernt: Die Deutsche Telekom hatte mit der "T-Aktie" vor 21 Jahren 10,6 Mrd. Euro bei Anlegern erlöst. Auf Rang zwei und drei folgen die Deutsche Post und Infineon, die beide im Jahr 2000 an die Börse gingen und rund sechs Mrd. Euro einsammelten.

Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen

Healthineers mit Arbeitnehmervertretern auf eine Standort- und Beschäftigungssicherung geeinigt. Damit werden betriebsbedingte Kündigungen sowie die Schließung oder Verlagerung von Standorten ausgeschlossen.

"Mit diesem Zukunftspakt übertragen wir die in der Siemens AG erreichten Sicherheiten für die Arbeitnehmerseite eins zu eins auf die Healthineers", erklärte die Gesamtbetriebsratschefin der Sparte, Dorothea Simon. "Damit schaffen wir gute Voraussetzungen dafür, dass der Börsengang weder jetzt noch künftig zu Lasten der Beschäftigungsbedingungen geht."

Gleichzeitig will Siemens in der Kraftwerkssparte tausende Jobs streichen und hatte auch Standortschließungen angekündigt. Derzeit laufen Gespräche dazu mit den Arbeitnehmervertretern. Mehr dazu hier: Machtkampf um Kraftwerksparte bei Siemens: Die 7 wichtigsten Antworten >>

Die interne Vereinbarung namens "Radolfzell"

Bei dem Konzern gilt seit Jahren eine entsprechende Vereinbarung mit der Bezeichnung "Radolfzell". Um den Pakt gab es zuletzt im Zuge der geplanten Einschnitte im Siemens-Kraftwerksgeschäft Diskussionen, weil Arbeitnehmervertreter die Vereinbarung durch die Pläne in Frage gestellt sahen, was die Siemens-Führung zurückwies.

Das Unternehmen will in der Kraftwerkssparte tausende Jobs streichen und hatte auch Standortschließungen angekündigt. Derzeit laufen Gespräche dazu mit den Arbeitnehmervertretern.

Es kommt nicht auf den Erlös an

Auf den Erlös kommt es Siemens beim Börsengang der Tochter aber ohnehin nicht an. Vielmehr soll Healthineers die eigenen Aktien künftig als Akquisitionswährung für weitere Zukäufe auf dem rund 50 Mrd. Euro Jahresumsatz schweren Markt für bildgebende Diagnosegeräte, Laborausrüstung und Operations-Roboter nutzen können. "Wir geben Healthineers die unternehmerische Flexibilität, um den Wandel in der Healthcare-Industrie zu gestalten", hatte Siemens-Vorstand Michael Sen die Emission begründet. Aktuell brauche Healthineers aber kein Geld. Das Geld aus dem Börsengang bleibt daher komplett bei der Mutter, die gleichzeitig die Schuldenlast der Tochter auf gut vier Milliarden Euro halbieren will. Die Mehrheit will Siemens auch auf lange Sicht behalten.

Siemens-Chef Joe Kaeser wollte mit Healthineers auch zeigen, dass die Einzelteile des Konzerns in der Summe mehr wert sind als Siemens insgesamt. Das Industriekonglomerat wird nach dem jüngsten Kursrutsch mit 87,5 Mrd. Euro bewertet. Gemessen an der Preisspanne steckt rund ein Drittel dieses Wertes in Healthineers. Analysten hatten Healthineers zuletzt im Schnitt einschließlich Schulden auf 36 Mrd. Euro veranschlagt. Der Börsengang ist ein Teil der Strategie Kaesers, Siemens in den nächsten Jahren in einen "Flottenverbund" mit eigenständigen und zum Teil an der Börse notierten Töchtern umzubauen.

Healthineers lockt die Investoren mit steigenden Renditen und einer hohen Dividende. 50 bis 60 Prozent des Nettogewinns sollen künftig an sie ausgeschüttet werden. Im Geschäftsjahr 2016/17 (per 30. September) hatte die Sparte mit ihren 47.000 Mitarbeitern den Umsatz um 2,7 Prozent auf 13,8 Mrd. Euro gesteigert. Für das laufende Geschäftsjahr traut Vorstandschef Bernd Montag dem Unternehmen ein um Währungseffekte bereinigtes Plus von drei bis vier Prozent zu. Die operative Rendite soll bei 17 bis 18 (2016/17: 18) Prozent vom Umsatz liegen. (reuters/dpa/apa/red)