Mineralölindustrie : Shell will sparen, Exxon will erschließen

Der Branche machen vor allem Überkapazitäten bei der Weiterverarbeitung von Öl etwa zu Treibstoffen, dem sogenannten Raffineriegeschäft, zu schaffen. Die flaue Weltkonjunktur und gesunkene Importe der USA wegen des dortigen Schieferöl- und Schiefergas-Booms drücken auf den Preis und damit die Margen. Zudem sind viele Ölvorkommen ausgebeutet und Probleme in Nigeria wegen Diebstählen, Sabotage sowie Streitereien mit den Behörden setzen den Konzernen zu.

Gewinneinbruch bei Shell

Wie bereits vor zwei Wochen angekündigt, fiel der Gewinn von Shell im vierten Quartal um fast 50 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro). Es war damit das schwächste Quartal seit fünf Jahren. In diesem und im kommenden Jahr sollen nun Geschäftsbereiche im Wert von 15 Milliarden Dollar verkauft und die Investitionssumme um neun auf 37 Milliarden Dollar gekappt werden. Unter anderem wird ein umstrittenes Ölförderprojekt in Alaska auf Eis gelegt. Wegen niedriger Gaspreise in den USA könnten auch dort Teile verkauft werden, was wiederum Abschreibungen nach sich ziehen könnte.

Exxon sucht nach Quellen

Dagegen will Exxon in den nächsten zwei Jahren Projekte deutlich vorantreiben, um neue Quellen zu erschließen. Der Nettogewinn des weltgrößten börsennotierten Ölkonzerns ging zum Jahresschluss um 16 Prozent auf 8,35 Milliarden Dollar zurück, weil der Konzern weniger Öl förderte.

Reaktion der Börsen

So unterschiedlich der Umgang mit den Problemen, so unterschiedlich auch die Reaktion der Börse auf die Ankündigungen. Shell-Aktien legten in London 2,4 Prozent zu. "Das ist ein guter Anfang. Sie sagen genau das Richtige - lauter und detaillierter als wir erwartet hatten", sagte Analyst Peter Hutton von der Royal Bank of Canada. Exxon-Aktien gaben dagegen in New York 1,6 Prozent nach. Analyst Edward Jones vom Finanzberater Edward Jones sprach von einem mittelmäßigen Quartal für Exxon, vor allem bei der Ölförderung. "Sie haben schon Schwung verloren."

Der Verkauf von Geschäftsbereichen unter anderem in Algerien verhalf dem kleineren Konkurrenten ConocoPhillips im vierten Quartal zu einem Gewinnanstieg von fast 80 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar. Auch bei Conoco ging die Produktion zurück.

Beim börsenotierten österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV stagnierte sie wegen Lieferausfällen aus dem krisengeschüttelten Libyen. Die Margen im Raffineriegeschäft fielen wegen des harten Wettbewerbs auf historisch niedrige Stände.

BP will am Dienstag Einblick in seine Bilanz gewähren. (APA/Reuters)