Testerurteil : Robotersteuerung: The Next Generation

In einem Trainingszentrum müsste man arbeiten. „Seit gestern ist der neue Roboter da“, erzählt Gerhard Michlbauer, der am WIFI Oberösterreich Schulungen zur Roboterbedienung leitet. Er sagt das mit jugendlicher Freude. Seit 2006 führen die Linzer für den Roboterhersteller Kuka Österreich-exklusive Schulungen durch. Schließlich ist man ein zertifiziertes Trainingszentrum. Damit ist Michlbauer einer der ersten, der hierzulande ein Exemplar der neuen Robotergeneration der Deutschen („Quantec“) ergattern konnte. Noch steht die orangefarbene Maschine, in die der Hersteller so große Hoffnungen setzt, fein säuberlich verpackt in einem Lager. Gleiches gilt für die mitgelieferte Steuerung (Kr C4), die Kuka als „grundlegend intelligenter“ bezeichnet. Ein recht genaues Bild von ihr konnte sich Michlbauer, dessen Kurse im Spätherbst starten werden, aber schon im Schulungszentrum Gersthofen der Deutschen machen. „Zwei Wochen studierten dort Trainer aus der ganzen Welt die neue Steuerung“, sagt der WIFI-Mann. Beste Voraussetzungen also, um ihn nach seinen ersten persönlichen Eindrücken zu befragen. „Wir sind neutral“, stellt Michlbauer zu Beginn des Gesprächs klar. Auch mit ABB gibt es eine langjährige Partnerschaft, seit Anfang des Jahres bietet man Grundlagenschulungen am Gerät der Schweizer an. Zu einem ersten Fazit ist er aber bereit: „Die Bedienung ist um einiges einfacher geworden“, sagt der Roboterexperte. Oberflächenspannung.Mit der neuen Steuerung entfernten die Augsburger „limitierende proprietäre Hardware aus der Systemsteuerung“, heißt es beim Hersteller. Ethernet-basierte Feldbussysteme wie Profinet (Siemens) oder Ethernet/IP (Rockwell Automation) wurden stattdessen als Softwarefunktion integriert. Das vereinfache die Kommunikation mit einer Vielzahl von Steuerungen – etwa einer Safety-Steuerung. Und: Nicht mehr länger sei man „Limitierungen herkömmlicher Schnittstellen“ ausgesetzt, lässt der Hersteller in einem Werbemittel durchblicken. „Der Anwender muss die zentrale Oberfläche des Bedienhandgeräts nicht mehr verlassen“, ist WIFI Oberösterreich-Mann Gerhard Michlbauer die einfachere Handhabung des Programmiertools mit Touchscreen im deutschen Kurszentrum gleich aufgefallen. Bei der bisherigen Steuerungsgeneration (Kr C2) musste die Software noch „per Laptop über eine Schnittstelle konfiguriert werden“, weiß Michlbauer. „Ökonomische Vorteile“ bringe diese Konsolidierung nun mit sich, lautet die Sprachordnung bei Kuka. Die Neuerung dürfte tatsächlich einen schönen Zeitgewinn beim Programmieren bringen. Beziffern will Michlbauer diesen zwar nicht. Doch die Erfahrung mit anderen Steuerungen lehrt, dass der Aufwand des Herstellers nicht umsonst war. „ABB konnte die Bedienbarkeit ihrer Steuerung Irc5 durch eine einheitlichere Programmieroberfläche ebenfalls steigern“, beobachtete der WIFI-Trainer.Der Phantasie, die Steuerung mit der gemeinsamen Architektur („WorkVisual“) modulartig rasch zu erweitern, sind dabei kaum Grenzen gesetzt. „Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung“, geben die Augsburger zu. Michlbauer wagt einen Ausblick. „Auch 3D-Simulationen könnten auf der Oberfläche durchgeführt werden“, meint er. Dafür müsste nur ein entsprechendes Modul dazuprogrammiert werden. „Per Drag and Drop gelangen die benötigten Module in Windeseile an die Oberfläche“, weiß Michlbauer. Keine neue Rechenlogik.90 Prozent des heimischen Robotersektors deckt das WIFI Oberösterreich mit seinen Kursen (zum Beispiel: „Testaufbauten für Roboterapplikationen“) ab. Für 2012 rechnet Gerhard Michlbauer mit der ersten großen Welle an Kursteilnehmern , die mehr über Kukas neue Steuerung und den Roboter erfahren wollen. Und objektiv, wie er sein muss, wird Michlbauer seinen Eleven dann auch kommunizieren, worin sich die neue Kuka-Steuerung kaum von der alten unterscheidet: „Die Rechenlogik beim Programmieren blieb im großen und ganzen die selbe“, sagt er. Zwar wurde die Oberfläche neu gestaltet. Doch beim Abarbeiten der Grundbefehle wie etwa der Erstellung einer Punkt-zu-Punkt-Verbindung oder einer Linearbewegung tat sich wenig. „Hier sehe ich kaum Leistungszuwachs“, sagt der WIFI Oberösterreich-Mann. Kleinerer Steuerungsschrank.Einen Leistungsschub erfuhr die Steuerung aber hardwareseitig. „Der Arbeitsspeicher wurde auf Gigabyte-Niveau aufgeblasen“, erzählt der WIFI Oberösterreich-Trainer. Und Multi-Core-Prozessoren kommen nun zum Einsatz. Ein Umstand, dank dem der Hersteller Hardware aus dem Steuerungsschrank verbannen konnte. Er ist nun ein ganzes Stück kleiner – in Internetforen fand das schon Beachtung. „Schaltschränke werden häufig in Bearbeitungsmaschinen integriert – da ist Platzbedarf immer ein Thema“, bestätigt der Chef eines großen Roboterherstellers. Dafür wurde nun – wie beim Mitbewerber ABB – ein kleiner Rechner zusätzlich im Bedienhandgerät untergebracht. „Das macht die Steuerung insgesamt schneller“, erklärt Michlbauer. Eigentlich ein Grund mehr, den Roboter im WIFI bald schon auszupacken. Daniel Pohselt