Manager-Autotest : Privattermin: Norbert Haslacher und der BMW 5 Gran Turismo

„Der Schuss ist nur ein Teil der Jagd“, sagt Norbert Haslacher, „selbst wenn man keinen Anblick hat, ist die Zeit am Hochsitz ein idealer Ausgleich.“ Hätten wir das geahnt, wir hätten am Morgen einen anderen Autoschlüssel vom Brett genommen. So richtig zur weidmännischen Freizeitgestaltung unseres Autotesters will unser Testwagen nicht passen. Auch der von BMW xDrive genannte Allradantrieb bringt ihn einer Verwendung als Revierfahrzeug kein Stückchen näher. Ob man den dunkelblauen Gran Turismo nun für elegant oder sportlich hält, ist eine Frage des Blickwinkels. Auf jeden Fall ist der 5er mit seinem fließenden Heck dynamisch, und dieses Attribut kann auch Haslacher niemand absprechen. Der 39jährige hat innerhalb des IT-Dienstleistungsunternehmens CSC schon beachtliche Sprossen auf der Karriereleiter erklommen. Seit Juli 2009 ist Haslacher für die Österreich-Gesellschaft verantwortlich. Er leitete bereits vier Jahre lang das Bankengeschäft von CSC in Deutschland – das ist auch in einem Konzern, der weltweit 95.000 Mitarbeiter beschäftigt, ein nicht übersehbares Geschäftsfeld.Reisswolf statt Fleischwolf.Eher zufällig führt uns unser Weg in das Revier, das Haslacher gemeinsam mit zwei weiteren Pächtern bejagt. Die Frage, ob er auch mit seinen Kunden auf die Pirsch geht, findet er eher befremdlich. Nein, Gesellschaftsjäger sei er keiner. Sein Großvater war Metzger, und die Jagd immer schon ein Thema in der Familie. Um ein Haar hätte es auch für Haslacher Fleischwolf statt Reisswolf geheissen. Mit 14 begann er eine Fleischerlehre, die Frau Mama befand schließlich, dass aus Norbert doch etwas anderes werden sollte. Er studierte Immobilienwirtschaft in Deutschland, absolvierte seinen Master in Dänemark, betreute dann für CSC Kunden aus der Immobilienbranche, machte beruflich Station in England und Deutschland. Heute ist er viel unterwegs, und der Kilometerzähler seines Audi A6 Avant ist in steter Rotation. Seine Neigung zu schnellem Gerät versucht er gar nicht erst zu verbergen. „Der liegt der sehr satt auf der Straße“, sagt Haslacher über den BMW, als er auf einer ansteigenden Strecke in Alland das Gas durchdrückt. Den Hinweis, dass sein A6 mit dem Sechszylinder TSFI „schon besser abzieht“, verknüpft er mit der Frage nach der Motorleistung: der Reihensechsylinder schnurrt mit soliden 245 PS dahin. Umgesetzt werden seine 540 Newtonmeter Drehmoment über eine 8-Gang-Automatik auf alle vier Räder. Das Ambiente eines Rolf Benz-Wohnzimmers wirkt ein bisschen dämpfend auf die gefühlten Leistungswerte. 6,9 Sekunden braucht der große Tourist bis er mit 100 km/h dahin gleitet. Das macht auch an der Tankstelle noch Freude. Mit allerhand durststillenden Maßnahmen brachten die Konstrukteure den 2-Tonner auf einen untadeligen Durchschnittsverbrauch von 6,9 Litern. Lesen Sie auf Seite 2: Haslachers Ansprüche an den Job - und an sein Auto.
Schier beeindruckend ist das Raumangebot im GT. Die zweite Sitzreihe erscheint durch den Rückspiegel in so weiter Ferne, dass man geneigt ist, an der Verzerrung durch den Spiegel zu glauben. Die Passagiere im Fonds genießen soviel Beinfreiheit wie in der 7er-Reihe – schiebt man die Rücksitze nach vorne (!), bleibt immer noch soviel Platz wie in einem normalen 5er. Haslacher findet für den Komfort im BMW nur lobende Worte – alles andere hätte eine schwere Themenverfehlung der Bayern bedeutet. „Sehr bequem und man hat wirklich viel Platz zum Nachbarn“, so Haslacher. „Insgesamt ein tolles Auto, nur ein paar PS mehr würden nicht schaden, um damit richtig Freude zu haben.“ Dem kann mit dem Topmodell des GT abholfen werden. Der Achzylinder im 550i leistet fulminante 407 PS. Stichwort Freude: „Ich habe an jeden Job zwei Ansprüche: Erstens Spaß haben, zweitens etwas verändern können“, sagt Haslacher augenzwinkend – und lässt dabei offen, ob er es mit der Reihenfolge wirklich so genau nimmt. Seine ersten Taten als CSC-Geschäftsführer: er startete eine Ausbildungsinitiative im Unternehmen, richtete ein Bildungskonto ein und nahm seine Mitarbeiter stärker an die Kandare. Indem er ihnen mehr Urlaub verordnete. „Wir haben eine Art Qualitätssicherung für die Work-Life-Balance unserer Mitarbeiter eingeführt“, so der Manager. Mit Altruismus hat das wenig zu tun: „Als reines Dienstleistungsnehmen leben wir vom Engagement unserer Mitarbeiter.“ Deshalb wird regelmäßig der Gallup Engagement-Index erhoben, der die emotionale Bindung ans Unternehmen misst. Stolz ist Haslacher darauf, dass er die Werte seines Vorgängers übertroffen und damit auch deutlich über den Branchenschnitt gehoben hat. Für ihn korreliert die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter mit jener seiner Kunden. CSC macht je ein Drittel des Umsatzes mit der Industrie und dem Gesundheitsbereich, der Rest teilt sich auf die Finanzbranche und Telekom-, Infrastrukturbetriebe und den öffentlichen Sektor auf. Künftig steht auf dem Programm, den Dienstleister auch stärker als Outsourcing-Partner bekannt zu machen. „Wir sind in den vergangenen fünf Jahren sehr stark gewachsen, jetzt steht mehr die Steigerung der Profitabilität an.“Haslacher verkörpert sehr glaubhaft einen kooperativen Führungsstil. Einmal pro Quartal gibt es einen „Open Friday“, an dem sich Mitarbeiter mit der Lösung eines Management-Problems befassen. Kluge Klappe. Mittlerweile hat uns unsere Ausfahrt zum Schloss Mayerling in Niederösterreich geführt. Ein passendes Motiv für den Fototermin meinen wir und Haslacher nimmt sich Zeit, den Wagen auf seine Alltagstauglichkeit zu prüfen. Der schmale Kofferraumeinlass sorgt für Stirnrunzeln – bis wir den zweiten Knopf im Griff entdecken. Mit ihm lässt sich die automatische Heckklappe öffnen und ein kleines Raumwunder entfaltet sich. Den Entwicklungsaufwand für das, was früher einmal Kofferraumdeckel hieß, ruft Ehrfurcht hervor. Man gab sich in München alle Mühe, in ein eigentlich nicht von Notwendigkeit getragenes Fahrzeugkonzept möglichst viel Nutzwerk zu packen. Nur eines können wir uns im GT nicht vorstellen: die Schweisswanne, die man als Jäger so gerne im Auto hat, um die erlegten Stücke zu verstauen. Der BMW 530d xDrive Gran TurismoDie fünftürige Limousine treibt ein 3-Liter-Reihensechszylinder mit 245 PS an. Der Selbstzünder bringt schon bei 1750 Umdrehungen pro Minute ein Drehmoment von 540 Nm auf die Welle. Die Kraftübertragung erfolgt über ein 8-Gang-Automatikgetriebe. Mit an Bord sind ABS, DSC und Traktionskontrolle. Der Grundpreis für den Grand Turismo beträgt 64.509 Euro, der Testwagen kam mit viel Sonderausstattung auf 83.647 Euro.