Veranlagung : Private Banking: Wiederkehr

Seinen Private Banker ruft Markus Buchberger schon seit geraumer Zeit nicht mehr zurück. Viele Jahre ist der Manager eines Kärntner Autozulieferers den Empfehlungen seines Bankers praktisch blind gefolgt und schichtete seine Vermögenswerte auf Zuruf laufend um. Doch nicht nur das allgemeine Kursgemetzel am Höhepunkt der Finanzmarktkrise Ende 2008 setzte den Kapitalanlagen von Buchberger erheblich zu. „Leider habe ich viel zu spät erkannt, dass vom ständigen Hin- und Herwechseln auf meinem Wertpapierdepot nur die Bank und nicht ich profitierte“, resümiert Buchberger. Jetzt lässt der Manager in Eigenregie sein Kapital relativ bieder in vermögensverwaltenden Investmentfonds von der Stange reifen. Derartige Anlagetrends und der kundenseitige Kosten- und Ertragsdruck führten zu einem massiven Umbruch in der heimischen Private-Banking-Szene. Radikale Änderung Besonders radikal hat Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Grazer Capital Bank, sein Geschäftsmodell mit vermögenden Kunden umgestellt. „Versteckte Produktprovisionen gefährden eine unabhängige Betreuung des Kunden und lassen Interessenkonflikte entstehen. Bankeigene Begehrlichkeiten treten plötzlich neben die Bedürfnisse des Kunden und machen den Berater zum Diener zweier Herren“, beschreibt Veyder-Malberg den vermeintlichen Systemfehler. Freilich gibt es in der Capital Bank keine Anlagen zum Nulltarif. Die Bank verlangt pro Jahr zwischen 0,2 und 1,15 Prozent der veranlagten Summe – im Gegenzug werden sämtliche Produktprovisionen und Kosten an die Kunden refundiert. „Neu erfinden“ Zu den Profiteuren des Anlegerwandels zu einfachen und kostengünstigen Komplettlösungen zählt das Frankfurter Investmentunternehmen Veritas Investment GmbH. Der im Jahr 2008 aufgelegte ETF-Dachfonds – ein Investmentfonds, der je nach Marktlage zwischen 0 und 100 Prozent in Aktien bzw. sichere Anlagen investiert – kann trotz Finanzmarktkrise auf ein ansehnliches Kursplus seit Auflage von über 25 Prozent verweisen. Dennoch spricht Dirk Söhnholz, Geschäftsführer Veritas Investment GmbH, dem klassischen Private Banker seine Existenzberechtigung als Anlagemanager nicht ab. „Die klassische Vermögensverwaltung hat nicht ausgedient, aber sie muss sich neu erfinden. Es muss unter anderem mehr auf eine günstige Gesamtkostenquote geachtet und unnötiges, teures Umschichten vermieden werden“, sagt Söhnholz. Lesen Sie weiter: "Trend zur Transparenz"
Völlig diametral nimmt man in der Linzer VKB Bank das Anlageverhalten der vermögenden Klientel wahr. „Wir erarbeiten mit jedem Kunden ein individuelles Konzept, vermögensverwaltende Fonds spielen daher eher eine untergeordnete Rolle. Kunden wollen nun auch wieder genau wissen, welche Werte sie im Depot haben“, sagt Niko Feischl, Direktor VKB Private Banking. Generell sieht Feischl einen starken Anlagetrend zu Transparenz, Vermögenserhalt und weg von reiner Renditeorientierung. Auch im Private Banking der Bank Austria spürt man keine große Nachfrage nach fertigen Fondslösungen. „Vermögensverwaltende Fonds werden in Österreich noch nicht stark nachgefragt, in Deutschland dagegen haben sie einen höheren Stellenwert. Mit unserem Vermögensmanagement 5Invest haben wir aber eine adäquate Alternative zu derartigen Produkten“, sagt Robert Zadrazil, Bank-Austria-Vorstand Private Banking. Firmenanleihen top, Staatsanleihen Flop In selten hoher Eintracht warnen Anlageexperten derzeit vor hohen Engagements in Staatsanleihen von Schuldnern mit Topratings wie etwa Deutschland oder Österreich. „Die Zentralbanken der Industriestaaten halten die Zinsen künstlich tief, um die Staatshaushalte zu entlasten und die Konjunktur zu unterstützen. Deshalb werfen Staatsanleihen kaum noch Renditen ab“, erklärt Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Capital Bank. Sollten sich die Renditenniveaus an den Kapitalmärkten wieder normalisieren, drohen Investoren von betroffenen Staatsanleihen massive Kursverluste. Etwas kräftiger sollte man dagegen nach breitem Expertenkonsens derzeit bei Firmenschuldverschreibungen zugreifen. „Trotz der starken Kursgewinne im letzten Jahr ist zu erwarten, dass Unternehmensanleihen auch in diesem Jahr besser als Staatsanleihen abschneiden“, sagt Niko Feischl, VKB Private Banking. Aktien empfehlenswert? Weiter aufwärts wird es der überwiegenden Mehrheitseinschätzung der befragten Private Banker zufolge auch am Aktienmarkt gehen. Und das obwohl beispielsweise der deutsche Aktienindex in den letzten zwölf Monaten bereits über 20 Prozent zulegen konnte. „Wir bleiben bei Aktien weiter übergewichtet, regional favorisieren wir derzeit Schwellenländer und Japan. Eher vorsichtig agieren wir am europäischen Markt, weil hier immer noch die Schuldenkrise das dominierende Thema ist“, sagt Robert Zadrazil von der Bank Austria. Nicht ganz so positiv steht die VKB Bank den Dividendentiteln gegenüber. „Trotz positivem Aktienmarktumfeld drängt sich nach der Rallye der vergangenen Monate lediglich eine normale Aktiengewichtung auf. Schwellenländer bleiben Thema“, meint Niko Feischl, VKB Private Banking. Gold und Immobilien Ebenfalls unterschiedlich zeigen sich Experten im Zugang zu den stärksten Anlagetrends der jüngsten Vergangenheit in Immobilien und Gold. Niko Feischl: „Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus ist der starke Trend zu Anlegerwohnungen weiter intakt. Aber nicht alle Projekte sind erfolgversprechend, wichtig ist, auf Qualität und Referenzen des Anbieters zu achten. Die Bäume wachsen in diesem Segment nicht in den Himmel.“ Gold wird von der Bank Austria noch nicht abgeschrieben. „Der 12-jährige Aufwärtstrend muss noch nicht vorbei sein, die hohe Unsicherheit im Markt spricht weiter für Engagements in Gold“, sagt Robert Zadrazil von der Bank Austria. Große Positionen in Gold empfehlen Experten aber generell nicht. Eine entsprechende Beimischung im Anlageportfolio sollte unter fünf Prozent liegen. Auch für Anlegerwohnungen gilt ein gewisses Augenmaß. Etwaige für den Ankauf eingegangene Kreditverbindlichkeiten sollten auch aus dem laufenden Einkommen und nicht nur aus Mieteinnahmen bedient werden können.