Kommunikatoren : Pressesprecher-Ranking 2012: Viel um die Ohren!

Ein fanatischer Fußballfan ist Gregor Waidacher nicht gerade. Trotzdem bleibt er tapfer im Jargon: „Im letzten Jahr mussten wir den Ball nicht oft auf der eigenen Linie retten – wir spielten ja auf Angriff“, lacht der Pressesprecher von Mercedes-Benz Österreich. Die Offensivtaktik liegt dem 37-jährigen Wiener. Der studierte Handelswissenschafter – seit 2007 bei Mercedes-Benz – genießt in der Branche einen tadellosen Ruf. Mit seiner Einstellung, der Presse äußerst gekonnt zuzuarbeiten, schaffte es Gregor Waidacher schon 2011 unter die besten zehn Sprecher im Lande (Rang 6). Heuer steht er ganz oben am Stockerl. „Waidacher ist ein echter Vollprofi seines Fachs“, urteilt ein Journalist. „Er hat noch eine steile Karriere vor sich“, meinte ein anderer Medienvertreter. Glamour und PS? Seien nur ein (kleiner) Teil seiner Welt. Besonders hängt er an der Nutzfahrzeugsparte, wo nackte Verkaufszahlen zählen. Waidacher: „Das schafft in dem Job eine super Balance“. 124 Journalisten stimmten abHinter Waidacher ebenfalls bekannte Gesichter. AUA-Sprecherin Patricia Strampfer – 2011 auf Rang 1 – erreichte neuerlich eine Topplatzierung (alle Wertungen: hier). Mit ihrem Kollegen Peter N. Thier, der im Februar von der Erste Bank kam, wurde sie auf Platz 2 gewählt. „Es ging für mich gleich mit dem vollen Programm los“, blieb Thier angesichts der AUA-Sanierungspläne kaum Einarbeitungszeit. „Ich hörte Thier auf Ö1“, erinnert sich Gregor Waidacher. Mit zum Teil untergriffiger Berichterstattung habe Thier gelernt, „umzugehen“, so der AUA-Sprecher. Denn es gibt auch anerkennende Worte: „Das Team setzt Maßstäbe in der Pressearbeit“, schrieb ein Wirtschaftsjournalist ins Kommentarfeld der Umfrage. Auf Platz Drei wurde diesmal RHI-Sprecherin Elke Koch gerangreiht (Vorjahresrang: 13). „Sie löst die kniffligsten Probleme“, so ein Journalist. In Kooperation mit DER ÖSTERREICHISCHE JOURNALIST wurden auch heuer 240 Kollegen aus Tagesmedien, Zeitschriften, Onlineportalen und Magazinen kontaktiert – 124 haben nach dem umgekehrten Schulnotenprinzip folgende Fragen beantwortet: Was halten Sie vom Informationsniveau, der aktiven Pressearbeit, der passiven Pressearbeit (Rückrufzuverlässigkeit) und den journalistischen Fähigkeiten dieses Pressesprechers? Die Gesamtnote – das Kriterium für das Ranking – ergibt sich letztlich aus den ungerundeten, gleich gewichteten Teilwertungen aller vier Kategorien. Lesen Sie weiter auf Seite 2: Industriesprecher weiter im Vorwärtsgang
Neben einigen handfesten Überraschungen stand die diesjährige Rangreihung zuallererst im Zeichen der Kontinuität: Gleich neun (!) Sprecher der Vorjahres-Top-15 wurden heuer erneut unter die besten fünfzehn Pressearbeiter im Lande gewählt. Das RZB / Raiffeisen International AG-Trio Andreas Ecker-Nakamura, Michael Palzer und Ingrid Krenn-Ditz rückte von dem siebten auf den ausgezeichneten vierten Platz vor. In Schlagdistanz die Kollegen (und Vorjahreszwölften) von der UniCredit Bank Austria AG: Martin Halama und Tiemon Kiesenhofer überzeugten die heimischen Wirtschaftsjournalisten durch ihr hervorragendes Informationsniveau – Rang Fünf. Einen Platz wettgemacht haben unterdessen die Kommunikatoren des Stahlkochers voestalpine – sie schafften es auf Rang Sieben. Die konjunkturelle Entwicklung dürfte auch Palfinger-Pressesprecher Hannes Roither (Rang 13, Vorjahr: 16) Auftrieb gegeben haben: Er kommunizierte in der Krise stark – und durfte heuer Rekordumsätze verkaufen. Einen Riesensatz nach vorne – auch dank seiner starken aktiven Pressearbeit – machte Sigi Kämmerer von der Salzburg AG: Er erreichte heuer Rang sechs (2011: 29). Schwerer Stand mit börsenotierten Firmen Auch eine Vielzahl allgemeiner Kommentare langten heuer ein. Stein des Anstoßes für einige Pressevertreter: Die „Problematik der quiet periods“ in börsenotierten Unternehmen. „Kaum mehr einer darf irgendwas – selbst im Hintergrund – erzählen“, ärgert sich eine Journalistin. Alle würden umfassende "Wir dürfen nix sagen"-Vereinbarungen unterzeichnen. Das mache die Zusammenarbeit nicht einfacher. Großes Verbesserungspotenzial gäbe es auch bei der maßgeschneiderten aktiven Pressearbeit. Eine Journalistin: „Über Pflichtveröffentlichungen kommen viele nicht hinaus“. Lesen Sie weiter auf Seite 3: Viertes Jahr, vierter Chef!
„Viel nachzuholen“. Das hat AUA-Sprecher Peter N. Thier (Bildmitte, mit Co-Sprecherin Patricia Strampfer) an seinem neuen Arbeitsplatz. An seinem Computer klebt ein Spickzettel mit dem Flugalphabet – das lernt der Mann mit 14 Jahren Bankerfahrung dann, wenn medial nicht gerade scharf gegen den Sanierungskurs der Fluglinie geschossen wird. Den Schritt, von der Erste Bank zur AUA zu wechseln, bereut Thier „keine Sekunde“. Das Umfeld sei gut, die Arbeit mit dem neuen Vorstand mache „unglaublichen Spaß“. Einen Chefwechsel hat auch Elke Koch (rechts), Sprecherin der RHI und heuer auf Rang 3 des Rankings, wieder erlebt. „Mein viertes Jahr, mein vierter Chef“, erzählt sie. Personalien werden für die 43-jährige Kommunikatorin langsam zur Routine. Einen Tag nach der Bestellung von Franz Struzl wollten alle Redaktionen im Lande Interviews haben – „natürlich möglichst exklusiv“, war bei Koch Einfallsreichtum gefragt. Gregor Waidacher (links), Gewinner der heurigen Pressesprecherumfrage, spielt seine ganze Routine indes bei den zuletzt immer häufiger gewordenen Modellvorstellungen aus. Sein Ausgleich zu PS und Glamour? Die Nutzfahrzeugsparte.