Erneuerbare Energien : Pilotprojekt für Kärntner KPV Solar und Fronius im Iran

Der Iran zählt neben Russland, Venezuela und Saudi-Arabien zu den Ländern mit den größten Öl- und Gasreserven der Welt. Dennoch setzt das Land massiv auf den Ausbau Erneuerbarer Energien wie Wind, Solar, Biomasse und Geothermie. Österreichische Firmen wie der Kärntner Photovoltaik-Spezialist KPV Solar sind auf diesem Gebiet Technologie-Spitzenreiter und sehen im Iran enormes Geschäftspotenzial.

Iran will Erneuerbare ausbauen

"Das iranische Parlament hat beschlossen, dass wir in den nächsten fünf Jahren eine Kapazität von mindestens 5.000 Megawatt an Erneuerbaren Energien errichten müssen", sagt Jafar Mohammadnejad Sigaroudi, der im iranischen Energieministerium für die Erneuerbaren-Entwicklung zuständig ist. "Die dafür notwendigen Investitionen sollen zur Gänze vom Privatsektor kommen und nicht vom Staat", betonte Mohammadnejad vor Journalisten in Teheran.

Während im Iran im letzten Jahrzehnt insgesamt nur 150 MW an Ökostrom-Kapazität installiert wurden, sind allein im vergangenen Jahr 100 MW dazugekommen - davon waren 40 MW Solarenergie. "Bis Ende März 2018 - da endet das iranische Jahr - wollen wir 600 MW haben, davon sollen 60 Prozent Solarenergie sein", sagte Mohammadnejad.

Wichtiges Referenzprojekt für österreichische Hersteller

Eine Tür zu diesem Hoffnungsmarkt hat auch die Kärntner PV-Invest-Gruppe mit einem Referenzprojekt aufgestoßen, das vor kurzem abgeschlossen wurde. Gemeinsam mit einem iranischen Partner hat die PV-Invest-Tochter KPV Solar GmbH in der iranischen Sonderwirtschaftszone Rafsanjan, rund tausend Kilometer südöstlich von Teheran, eine Photovoltaik-Anlage mit einer installierten Leistung von 1,2 MWp (Megawatt peak) errichtet und nun in Betrieb genommen.

Für die PV-Anlage habe man um 170.000 Euro knapp zwei Hektar Wüstenland in der Provinz Kerman erworben, berichtete der Co-Geschäftsführer von KPV, Gerhard Rabensteiner. Er hat die von ihm gegründete KPV Solar in die 2009 von Günter Grabner gegründete PV Invest eingebracht, die sie nun gemeinsam leiten.

Die iranische Anlage hat rund eine Million Euro gekostet und ist mit einer jährlichen Stromproduktion von gut 2 Mio. kWh relativ klein. Zum Vergleich: Das Gas- und Dampfkraftwerk Mellach in der Nähe von Graz hat eine elektrische Gesamtleistung von mehr als 800 MW - und könnte im Gegensatz zu einer Photovoltaik-Anlage ständig Strom erzeugen. Die Leistung der PV-Anlage im Iran entspricht etwa der eines Windrades.

Technologie plus Finanzierung

Für die PV Invest war Rafsanjan aber nur ein "proof of concept", man hat hier Größeres vor. Über ein Photovoltaik-Projekt mit einer Leistung von 10 MW werde derzeit unter anderem mit nordeuropäischen Fonds verhandelt, der Investitionswert betrage rund 11 Mio. Euro.

Während PV Invest die Finanzierung der Projekte aufstellt und KPV Solar das Know-how für die Errichtung der Anlagen mitbringt, kommt die Technik von weiteren österreichischen Firmen. So stammen die Solarmodule von der Kärntner Firma Kioto Solar (Kioto Photovoltaics GmbH). Rabensteiner war Mitgründer und Vorstand der Kioto Clear Energy AG, aus der später die KPV Solar als Spin-off hervorging. Kioto Solar hat im Vorjahr einen Umsatz von 85 Mio. Euro erzielt.

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Die Wechselrichter zur Umwandlung des von den Solarmodulen erzeugten Gleichstroms in Wechselstrom liefert das oberösterreichische Technologieunternehmen Fronius. Die Fronius Solar Energy beschäftigt rund 1.100 Leute und hat eine Exportquote von über 90 Prozent. Solar Energy ist eine von drei Sparten der Fronius-Gruppe, neben "Perfect Charging" und "Perfect Welding". Die ganze Gruppe beschäftigt mehr als 3.800 Leute weltweit und hat letztes Jahr 538 Mio. Euro umgesetzt.

Iran will Energiewende - Deutschland als Vorbild

Die iranische Provinz Kerman hat zurzeit drei Sonderwirtschaftszonen - Bam, Sirjan und Rafsanjan. In Bam befindet sich ein Automobil-Cluster, Rafsanjan ist auch für seine Pistazienplantagen bekannt. Mit mehr als 300 Sonnentagen pro Jahr ist die Region für die Erzeugung von Solarstrom prädestiniert. Investoren wird dort für die ersten Jahre Steuerfreiheit und Zollfreiheit für die Einfuhr der notwendigen Ausrüstung gewährt.

Bei der Förderung der Erneuerbaren Energie orientiert sich der Iran an europäischen Ländern wie Deutschland mit hohen Einspeisetarifen in den ersten Jahren, die später reduziert werden. Das österreichisch-iranische Joint Venture KPV Solar Iran hat einen Fördervertrag für 20 Jahre bekommen, mit einem Tarif von 12 Eurocent pro Kilowattstunde. Höhere Einspeisetarife werden gewährt, wenn auch die Hardware im Land produziert wird.

Strom ist im Iran sehr billig, Konsumenten bezahlen 600 Rial pro kWh, das sind etwa 1,6 Cent. Wer auf seinem Dach Solarstrom erzeugt und ins Stromnetz einspeist, bekommt dafür 7.000 Rial pro kWh. Der Einspeisetarif für Solarfarmen mit eine Kapazität bis zu 10 MW beträgt 4.900 Rial und ist für größere Anlagen etwas geringer. (APA/red)