Blockchain : Pay per Use: Das kann die Blockchain

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Mit der Abrechnung der Fronius-Geräteleistung pro Laufmeter bemühten die Pettenbacher vor wenigen Jahren ein ziemlich großes Bild. Mutig setzte man ein solches Geschäftsmodell auf die Zukunftsagenda. Erstaunlich schnell wurde die Lösung präsentabel: „Wir prüfen das entwickelte Pay-per-Use-Modell aktuell auf Funktionstüchtigkeit mit ausgewählten End- Usern“, heißt es im Unternehmen. Die hoch schlagenden Wellen, für die neue digitale Geschäftsmodelle sorgen können – auch bei Fronius können sie gerade im eigenen Unternehmen beobachtet werden.

Bestandsgeschäft ausgehebelt

Längst nicht mehr nur einzelne Digitalpartisanen schlagen sich zu den neuen Businessmodellen von morgen durch. Weite Teile der Industrie setzen dazu an, das Bestandsgeschäft kulturalistisch auszuhebeln – oder zumindest ein einträgliches digitales Pay-per-Use-Zusatzgeschäft auf die Beine zu stellen. In diese Logik lässt sich die Blockchain eingliedern. Das deutsche Start-up Xain arbeitet mit dem Autobauer Porsche an einem sicheren Blockchain-Betriebssystem. Nicht nur das Autonome Fahren ist ein Hoffnungsfeld. Auch in der produzierenden Industrie, so heißt es bei Xain, sollen Interaktionen und Transaktionen auf den künftigen Marktplätzen für Technologiedaten sicherer werden.

Automatisierter Datenfluss

Ein solcher schwebt etwa dem Maschinenbauer Trumpf vor. An automatisierten Daten- und Zahlungsflüssen von Unternehmen zu Unternehmen, die es erst gar nicht erforderlich machen, manuell Daten in die Cloud zu schaufeln, arbeitet das deutsche Start-up Contractus. „Ist eine Leistung erbracht, meldet die Maschine dies und gibt die Zahlung auf das Konto des Partners automatisiert frei“, heißt es bei den Dresdnern. Mit an Bord eines gemeinsamen Projekts ist der Industrieautomatisierer Festo, der sich Anregungen für die Automatisierung von Industriedienstleistungen erhofft.

Forscher rücken auf den Plan

Entsprechend rege wird die Technologie erforscht. Ein Netzwerk aus nationalen und internationalen Wissenschaftlern will Österreich gar an die Weltspitze für Blockchain-Forschung führen. Anfang Mai wurde bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG ein Antrag auf Bewilligung des „ABC Austrian Blockchain Centers“ eingebracht. Erklärtes Ziel: einen heimischen „One-Stop-Shop“ für Blockchain- und Blockchain-nahe Technologien und Anwendungen für unter anderem den industriellen IoT-Bereich – aber auch andere Felder wie Finanzen, Energie oder Logistik – zu schaffen. „Wir wollen Anlaufstelle für internationale F&E-Projekte für Blockchain sein“, heißt es im Konsortium. Der wissenschaftliche Gesamtlead soll beim Institut für Kryptoökonomie, WU Wien liegen.

Sollen sich die WU-Forscher unter anderem mit volkswirtschaftlichen Implikationen, Spieltheorie und Bezahl- und Belohnungsmechanismen beschäftigen, wollen Forscher der TU Wien auch der Frage nachgehen, wie IoT-fähige Maschinen autonomer wer- den: „Das schließt auch ein, Fertigungsaufträge selbständig anzunehmen, als wären die Maschinen Entrepreneure“, heißt es am Institut für Fertigungstechnik.

Big Player als Treiber

Auch die Big Player der Industrie outen sich als Fans der Technologie. „Für uns ist die Blockchain von hoher strategischer Bedeutung“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner. Der Zulieferer Bosch erforscht zahlreiche Nutzungsansätze. Vor allem in der Lieferkettenlogistik sei der Einsatz sinnvoll, heißt es im Konzern. Dort lassen sich mit kryptografischen Signaturen die Identität von Gegenständen in jeder Transport- und After-Sales-Phase bestätigen. Der Nutzen: Qualität und Effizienz steigen, die Kosten sinken.

Die Energiedienstleister machen es vor. Anfang Februar tätigte die Energie AG Oberösterreich ihr erstes Blockchain-Geschäft im Stromgroßhandel. Es wurde mit den Stadtwerken Leipzig abgeschlossen und entspricht dem Energievolumen von rund 2.000 Haushalten im Monat. Generaldirektor Werner Steinecker kann sich vorstellen, die Technologie künftig verstärkt einzusetzen.

DMG mischt mit

Anfang des Jahres machte auch der Maschinenbauriese Dmg Mori mit einem Vorstoß in die Blockchain-Welt aufmerksam. „Wir bündeln unser Know-how“, kommentierte das Unternehmen die Zusammenarbeit mit der Advanced Blockchain AG. Gemeinsam wolle man die Entwicklung innovativer Digitalisierungslösungen beschleunigen. „Ziel ihrer Technologie-Partnerschaft ist es, die Distributed Ledger Technologie in der Industrie zur Anwendung zu bringen“, heißt es in den Unternehmen. Beide hätten in diesem Bereich eine Reihe von Anwendungen identifiziert. Ein erstes Pilotprojekt ist bereits initiiert.

Weitere Projekte, die auch andere industrielle Partner einbeziehen können, werden folgen. Michael Geike, Vorstand der Advanced Blockchain AG: „Mit der Kooperation haben wir eine tolle Basis geschaffen, um die Distributed Ledger Technologie zur Industriereife zu bringen.“ Gerade der Maschinenbau sei für industrielle Anwendung der DLT prädestiniert – insbesondere in den Bereichen Dokumentation, Zertifizierung und Leasing.

Stichwort Blockchain

So funktioniert’s: Blockchain wurde als das „Betriebssystem“ hinter der Kryptowährung Bitcoin erdacht: Eine dezentral aufgebaute Datenbank, die laufend aktualisiert wird und jede Aktualisierung in einer Kette von Datenblöcken speichert. Jeder Block hat alle Informationen über den vorigen Block. Jeder Teilnehmer im Netzwerk hat eine Kopie der gesamten Blockchain. Eine Transaktion ist erst gültig, wenn sie die Mehrheit der Teilnehmer bestätigt.

Darum ist es fälschungssicher: Ohne zentrale regulierende Instanz stellt ein dezentrales Protokoll sicher, dass Manipulationen ausgeschaltet werden. Das funktioniert so: Rechner A tätigt eine Transaktion mit Rechner B, beide weisen sich mit einer Signatur aus. Ein komplexes Rechensystem verschlüsselt diese unumkehrbar in einer Zahl. Weltweit verteilte Rechner, sogenannte „Miner“, müssen die Endung der Zahl erraten. Erst dann gilt die Transaktion als bestätigt.

Darum interessiert es die Industrie: Blockchains können nicht nur Geldwerte übertragen, sondern auch Vereinbarungen, sogenannte „Smart Contracts“: Flexible Vereinbarungen, die jeder Knoten im Netzwerk bekommt. Der menschliche „Chef“ dieses Knotens – also etwa der Betreiber einer Fabrik – stellt die Parameter in seinem „Smart Contract“ genau nach seinen Bedürfnissen ein.