Studie : Patente-Weltmeister Bahnindustrie

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Christian Helmensteins Argument ist nicht schlecht. Warum es sinnvoll sei, ausgerechnet in eine „altmodische“ Technologie wie die Eisenbahn zu investieren? Weil es auch jene tun, die für technologische Entwicklungen einen notorischen Riecher haben. Das Economica-Institut, das der IV-Chefökonom leitet, hat sich die Zahl der Patente im Bereich Bahn und Schiene über die vergangenen 15 Jahre angesehen. Wie sich zeigt, ist diese in zwei Ländern geradezu explodiert: in Japan und in China.

Während die Bahn-Patent-Zahl in den USA deutlich zurückging, blieb sie in Österreich sehr stabil – und das auf sensationellem Niveau: Gemessen an der Bevölkerungszahl belegt Österreich in der internationalen Patentstatistik im Bereich Bahn und Schiene mit 41 Patenten pro eine Million Einwohner den Platz eins.

Der Verband der Bahnindustrie lud Mitte Februar zu einer Art Leistungsschau des „Wirtschaftsfaktors Bahn“ und legte hierfür eine ganze Reihe von Zahlen auf den Tisch.

- Die österreichische Bahnindustrie trägt 2,1 Milliarden Euro zur heimischen Wertschöpfung bei und sichert über 20.300 Arbeitsplätze in Österreich. Jeder 142. in Österreich erwirtschaftete Euro ist unmittelbar oder mittelbar auf die österreichische Bahnindustrie zurückzuführen.

- Rund 9.000 Menschen sind in Österreich in den Unternehmen der Bahnindustrie beschäftigt. Sie erwirtschaften 3,1 Milliarden Euro an Umsatz.

- Die Exportquote der Unternehmen liegt im Schnitt bei rund 70 Prozent. Deutschland ist Absatzmarkt Nummer Eins, gefolgt von der Schweiz, Japan und Großbritannien. Wie bei den Patenten ist Österreich auch bei den Exporten im Bereich „Schienenfahrzeuge und zugehörige Ausrüstungen“ – gemessen an der Bevölkerungszahl – die weltweite Nummer Eins. Darüber hinaus, betont Christian Helmenstein, ist Österreich gemessen an objektiven Umsatzzahlen im Export die Nummer Fünf der Welt.

- Aus der Economica-Studie ergeben sich zwei interessante Multiplikatoren: Die Bahnindustrie weist einen Wertschöpfungsmultiplikator von 1,52 und einen Beschäftigungsmultiplikator von 2,26 aus. Ein direktes Beschäftigungsverhältnis führt also zu 1,26 weiteren – woraus sich die insgesamt 20.300 Arbeitsplätze errechnen. Arbeitsplätze übrigens, die laut Jörg Leichtfried überwiegend „sehr gut bezahlte Vollzeitjobs“ sind.

- Das spiegelt sich auch in den Vorhaben der ÖBB – die in der Studie selbst nicht unter „Bahnindustrie“ subsumiert sind: ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä kündigt an, die ÖBB würden in den kommenden Jahren rund 10.000 neue Mitarbeiter einstellen.

- Bezogen auf den Umsatz, haben die heimischen Bahnindustrie-Unternehmen eine durchschnittliche F&E-Quote von knapp sechs Prozent.

- 16,4 Milliarden Euro stehen laut Infrastrukturminister Jörg Leichtfried seitens der Öffentlichen Hand in den kommenden Jahren für Investitionen in die Schienen-Infrastruktur bereit. Der Schwerpunkt wird in der nächsten Zeit auf der Südstrecke liegen. Leichtfried betonte bei dieser Gelegenheit die Notwendigkeit „neuer Spielregeln“ in der EU: „Es muss etwa möglich sein, öffentliche Investitionen abzuschreiben, oder sie per ‚Golden Rule‘ gänzlich aus den Staatsschulden auszunehmen. Denn wenn die EU-Länder in den Ausbau ihrer Bahn investieren, haben unsere Betriebe volle Auftragsbücher.“