Mineralölindustrie : OMV verkauft Konzernteile - und hofft auf "Basisvereinbarung" mit Gazprom

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Das dritte Quartal sieht für die OMV durchwegs etwas rosiger aus als das bisherige Gesamtjahr.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres brach der Umsatz um ein Fünftel auf 13,85 Milliarden Euro ein. Das Betriebsergebnis verbesserte sich von minus 277 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf minus 190 Millionen Euro, blieb aber weiter im roten Bereich. Das CCS Ebit vor Sondereffekten brach um ein Drittel auf 796 Millionen Euro ein.

Im dritten Quartal dagegen betrug das Ebit 63 Millionen Euro und das CCS Ebit vor Sondereffekten 415 Mio. Euro.

Auf der Suche nach Cash: Milliardendeal mit Siccar Point Energy

Was die OMV derzeit dringend braucht, ist Liquidität in den Finanzen, und die holt sich das Management unter anderem durch Verkäufe.

Zuletzt wurde der Verkauf der hundertprozentigen Konzerntochter in Großbritannien an Siccar Point Energy vereinbart. Die Transaktion ist bis zu eine Milliarde Dollar schwer.

Zusätzliche 600 Millionen Euro bringt der Verkauf von 49 Prozent der Anteile am heimischen Gasnetzbetreiber Gas Connect Austria.

Konzernchef Seele: Einsparungen beginnen zu wirken

Doch in erster Linie führt Konzernchef Rainer Seele die gegenüber den beiden Vorquartalen deutlich verbesserten Kennzahlen auf die Kostensenkungsmaßnahmen zurück, die nun bereits greifen würden. "Die OMV hat ihre Wettbewerbsfähigkeit enorm gesteigert, und das zeigt sich nun auch schon deutlich in unseren Zahlen", so Seele.

"Das sehen Sie daran, dass das Clean CCS EBIT fast doppelt so hoch wie im vorangegangen Quartal war. Die großen Einsparungen, wie wir bei den Investitionen machen, beeinflussen natürlich sehr stark den Cashflow." Schon nach dem ersten Halbjahr habe man die Dividende vollständig aus dem Cashflow bezahlen können. "Jetzt haben wir eine Viertelmilliarde Euro an Free-Cashflow-Zugewinn."

Das berichtete Ergebnis enthalte bereits das Impairment durch den zuvor bekannt gegebenen Verkauf der UK-Tochter, sagte Seele. "Da mussten wir ja die Felder, die wir vor einiger Zeit gekauft haben und die noch mit den hohen Werten in unseren Büchern standen, jetzt nach dem Verkauf alle korrigieren. Bei Rosebank mussten wir diese Korrektur auch machen, das war eine halbe Milliarde Euro, jetzt ist es fast wieder eine halbe Milliarde Euro."

Sondereffekte im dritten Quartal

Das berichtete EBIT betrage 63 Mio. Euro, während das CCS EBIT vor Sondereffekten 415 Mio. Euro betrage. "Also wenn Sie das rein operative Geschäft beurteilen wollen, dann haben wir 415 Mio. Euro operativ erwirtschaftet. Im Quartal davor waren es 214 Mio. Euro."

Die im dritten Quartal verbuchten Sondereffekte betragen laut Seele 350 Mio. Euro, "das ist nämlich im wesentlichen der Verkauf der OMV (U.K.), dann kommen Sie aber immer noch zu einem positiven Ergebnis in diesem dritten Quartal". Der Verkaufsverlust von rund 458 Mio. Euro beim Verkauf der UK-Tochter "passiert nur auf dem Papier". Der Cashflow sei im dritten Quartal mit 239 Mio. Euro positiv.

Verkauf in Großbritannien: Entlastung bei Investitionen

Auf die Produktionsmenge der OMV wird sich der Verkauf der UK-Tochter nicht spürbar auswirken. "Der Beitrag zur Gesamtproduktion ist marginal. Derzeit produzieren wir bei der OMV (U.K.) tausend Barrel am Tag. In Summe sind es über 300.000 Barrel am Tag."

Die OMV (U.K.) sei in erster Linie ein Portfolio von verschiedenen Feldern, die noch entwickelt werden müssen. "Diese Transaktion ist darum in erster Linie eine hohe Entlastung unseres Investitionsbudgets und für den zukünftigen Cashflow eine enorme Stabilisierung. Die Bilanz der OMV wird durch diese Transaktion deutlich gestärkt."

Neben der nun verkauften Upstream-Gesellschaft hat die OMV in Großbritannien nur eine Handelsgesellschaft für den Verkauf von Öl, "die ist aber von dieser Transaktion nicht betroffen".

Etwas mehr Klarheit im Deal mit Gazprom

Der UK-Verkauf bringt auch etwas mehr Klarheit, was den geplanten Asset-Tausch mit dem russischen Gazprom-Konzern betrifft.

"Jetzt, wenn wir das OMV-UK-Geschäft verkauft haben, dann kann der Tausch nur noch sein, dass wir den Einstieg von Achimov IV und V gegen eine Beteiligung an der OMV Norge realisieren können."

Eine "Basisvereinbarung" mit Gazprom 2016 als Wunsch

Ziel sei es, bis zum Ende des Jahres eine Basisvereinbarung mit der Gazprom zu unterzeichnen. Erst danach werde man mit den Behörden in Norwegen und Russland die Gespräche aufnehmen, um die Genehmigungsverfahren zu starten. "Das Closing erwarten wir maximal zwei Jahre nach der Unterzeichnung dieser Basisvereinbarung."

Eines sei aber jetzt schon klar: "Den Verkaufserlös aus der OMV (U.K.) werden wir nicht einsetzen, um in Achimov IV, V einzusteigen."

Einsparungen gehen weiter

Mit dem bisherigen Verlauf des Kostensenkungprogramms zeigte sich der OMV-Chef hoch zufrieden. "Mein Kollege Hans Pleininger mit seinem Team hat im Upstream-Bereich wirklich eine grandiose Leistung hinbekommen, unsere Produktionskosten von 16,6 Dollar pro Barrel auf 11,9 Dollar pro Barrel zu senken."

Darüber hinaus habe man im Administrationsbereich heuer gute 100 Mio. Euro eingespart, im nächsten Jahr sollen es mindestens 150 Mio. Euro sein.

Produktionsmengen: Großteil aus Österreich und Rumänien

Für das Gesamtjahr geht die OMV von einer Produktionsmenge etwas über 300.000 boe/d (Barrel Öl-Äquivalente pro Tag) aus, davon werden 190.000 boe/d aus Rumänien und Österreich kommen. In Norwegen wird die Produktion infolge des Produktionsbeginns des Feldes Edvard Grieg und einer besseren Performance von Gullfaks und Gudrun auf über 65.000 boe/d steigen.

In Libyen wurde vor kurzem die Produktion in zwei Feldern wieder aufgenommen, es wird erwartet, dort im vierten Quartal ein geringes Produktionsvolumen zu erreichen. Im Jemen sei die Sicherheitslage weiter kritisch, dort werde die Produktion heuer voraussichtlich nicht wieder aufgenommen werden können.

Die Raffineriemargen sollen im vierten Quartal über dem Niveau des dritten Quartals liegen, die Kapazitätsauslastung der Raffinerien soll mehr als 90 Prozent betragen.

Überangebot an Erdgas in Europa

Die Erdgas-Verkaufsmengen sollen wegen des Überangebots am europäischen Gasmarkt auf einem ähnlichen Niveau bleiben wie im dritten Quartal. (red/apa)