Flottenmanagement : Nutzfahrzeug-Leasing: Ende der Schnäppchenjagd

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Für Wolfgang Strobach ist die Sache klar. Er muss mit seinem Firmenfuhrpark vorgehen wie Michael O’Leary, Chef der Billigfluglinie Ryanair, mit seiner Flugzeugflotte: Eine einheitliche Type, ein Rahmenvertrag mit einem einzigen Hersteller bei der Beschaffung. Nur dass der Geschäftsführer der TVG, Generalimporteur von Hitachi-Klimaanlagen, auch gleich Finanzierung und Verwaltung seiner 70 Firmenfahrzeuge (überwiegend Montagebusse bis 3,5 Tonnen) an den Fuhrpark- und Leasing-Dienstleister Leaseplan ausgelagert hat. Die Vorteile liegen für Strobach auf der Hand: „Früher war es komplizierter. Wir hatten Eigenfahrzeuge verschiedenen Alters und verschiedener Typen. Mit dem Fuhrparkmanagement waren intern mindestens zwei Leute beschäftigt.“ Der sukzessive Umstieg von Kaufen auf Leasing beschert Strobach im ersten Takt zwar höhere Finanzierungskosten, schont aber seine Liquidität: „Die Kosten kann ich direkt zuordnen und habe keine Afa-Geschichten.“ Vereinfachte Abläufe mit einer einheitlichen Flotte sollen nach ein bis zwei Jahr Flotten-Umstellungszeit durch die Vereinfachung deutliche Einsparungen bringen: „Ziel ist, dass jeder Monteur sein Fahrzeug hat und nicht mehr wie bisher hin- und hergetauscht wird“, sagt Strobach.Mittelständische Unternehmer mit Auslagerungsgelüsten wie der TVG-Chef sind das Hoffnungsgebiet der Leasinggesellschaften, denen in der Krise ein Gutteil des Nutzfahrzeuggeschäfts weg gebrochen war, weil die Kunden bei Neuanschaffungen kräftig auf die Bremse traten und ihre geleasten LKW und Transporter einfach länger fahren ließen. Besonders bei schweren Nutzfahrzeugen knickte der Markt komplett weg: Wurden 2008 noch knapp 6500 LKW und Busse über 3,5 Tonnen neu verleast, waren es 2009 nur mehr 2400. Rudolf Fric, Verbandspräsident der Leasinggesellschaften, sieht nach einem leichten Anstieg 2010 bestenfalls eine verhaltene Erholung „Das Vorkrisenniveau werden wir heuer noch nicht erreichen.“ Markt krabbelt zurück.Walter Beran von der Bawag P.S.K. Fuhrparkleasing beobachtet ebenfalls große Zurückhaltung bei Neuinvestitionen: „Angeschafft wird nur das absolut Notwendigste. Teilweise greifen die Firmen auf junge Gebrauchtwagen zurück.“ Nutzfahrzeuge werden zudem bevorzugt auf kürzere Laufzeit geleast. Auch bei Dienstautos geben es die heimischen Betriebe billiger: Nach Zahlen der Bawag P.S.K. Fuhrparkleasing zahlten die Kunden für ein neu angeschafftes Firmenauto 2010 im Schnitt 23.280 Euro, um 1,9 Prozent weniger als im Jahr davor und um 3,2 Prozent weniger als 2008.Für Renato Eggner, Operations Director von Leaseplan, bleibt das Marktbild durchwachsen: „Die längere Nutzungszeit der Fahrzeuge ist noch nicht revidiert. Auf dem Gebrauchtmarkt steigt die Nachfrage – noch sind die Preise dort in Ordnung, aber auf mittlere Frist wird das ein Thema.“ Wenn schon Neuanschaffungen, dann unter regulatorischem Zwang: Josef Fleischhacker, bei Raiffeisen-Leasing für Absatzkooperationen verantwortlich, sieht den Aufholbedarf hier normengetrieben, etwa durch regionale Fahrverbote wie in Tirol: „Auf gewissen Touren braucht man einfach die schadstoffarmen LKW.“ Umgerüstet wird gezielt auf ökologisch anspruchvollere LKW der Euro V/EEV-Klasse, die weniger Kraftstoff verbrauchen und Maut und Steuern sparen. Sie machen, so Eggner, mittlerweile fast eine Drittel des Neugeschäfts aus. Mehr Mautfluchtfahrzeuge.Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich auch „Mautfluchtfahrzeuge“ mit langem Radstand, hohem Aufbau und mehr als 17 Kubikmeter Nutzraum. Auch auf die Innenausstattung der Fahrzeuge wird mehr Wert gelegt, weiß Leaseplan-Experte Renato Eggner: „Die Unternehmen achten jetzt auch bei Transportern auf Ergonomie und mehr Komfort für den Fahrer. Klimaanlagen sind mittlerweile Standard.“Der Trend zur Auslagerung erfasst vor allem KMU, die sich auf ihr jetzt wieder besser laufendes Kerngeschäft konzentrieren, beobachtetet Eggner: „Die Kunden wollen ein Kilometer-Leasing, eine einzige Rate, in der alles enthalten und möglichst viel garantiert ist.“ Die Krise rückte auch bisherige Nebenthemen in den Vordergrund. „Restwert-Garantien sind jetzt sehr gefragt, weil jetzt alle wissen, wie stark die Preise von Gebrauchtfahrzeugen einbrechen können.“Den Kunden sitzt das Geld jedenfalls nicht mehr so locker in der Tasche wie früher, weiß Raiffeisen-Leasing-Experte Fleischhacker: „Viele weichen aus Verunsicherung in vergleichsweise teure Kurzfristmiete aus und warten mit dem Kaufen oder Leasen, bis sie sicher sind, dass der Auftragszuwachs auch hält.“ Ende der Schnäppchenjagd.Noch haben die steigenden Zinsen wenig Einfluss auf die Finanzierungskosten einer geleasten Firmenflotte. Aber nicht mehr lange, warnt Josef Fleischhacker: „In ein bis zwei Jahren werden jetzt noch günstige Raten spürbar teurer sein.“ Schon jetzt gewinnt die Bonität des Leasingnehmers zunehmend mehr Einfluss auf die Leasingkosten: „Die LKW-Finanzierung wird nicht einfacher. Jetzt ist es wichtig, sich eine stabile Kundenrelation zur Bank zu sichern.“ Müssen Leasinggesellschaften ihre Risiken mittlerweile genauso kalkulieren wie Banken: „Risikoadäquates Pricing wird wichtiger, wenn man jedes Fahrzeug mit 8 Prozent Eigenmitteln unterlegen muss.“ Blick ins Firmenbuch inklusive: „Kunden, die gut auf ihre Bank-Verbindung achten, bilanzieren wahnsinnig schnell. Darauf schauen wir.“ Gefragt sind da auch Eigenleistungen der Leasingnehmer: „Wir wünschen uns 15 bis 20 Prozent Anzahlung – größere Unternehmen leisten die auch ungefragt.“Schnäppchenjäger könnten draufzahlen. Fleischhacker rät KMU, dem Beispiel vieler größerer Flottenbetreiber zu folgen – und notfalls auch etwas höhere Kosten in Kauf nehmen: „Wenn einer bei jedem Transporter zehn Angebote einholt und immer nur zum günstigsten Anbieter geht, kann das schiefgehen: Der billige Jakob könnte weg brechen.“