Hintergrund : Neuer Impfstoff von Astrazeneca: Die 4 wichtigsten Eckdaten

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© Pfizer Corporation Austria

Der britische Pharmariese Astrazeneca hat mit der Universität Oxford positive Ergebnisse zur Wirksamkeit ihres Corona-Impfstoffs gemeldet. Die Wirksamkeit könne bei bis zu rund 90 Prozent liegen, teilte Astrazeneca mit. Das Unternehmen will nun Zulassungsanträge in den Ländern vorbereiten, in denen entsprechende Schnellverfahren möglich sind.

Astrazeneca gehört neben der Mainzer Biotechfirma Biontech und ihrem Partner Pfizer sowie dem US-Konzern Moderna zum Kreis der führenden Unternehmen im Rennen um einen Corona-Impfstoff. Ein solcher wird als entscheidend zur Eindämmung der Pandemie angesehen, an der weltweit 1,4 Millionen Menschen gestorben sind. Es folgen die wichtigsten Details rund um den Impfstoff von Astrazeneca:

1. DER IMPFSTOFF-TYP

Der Kandidat mit der Bezeichnung "AZD1222" oder "ChAdOx1 nCoV-19" ist ein rekombinanter viraler Vektorimpfstoff, der auf einer abgeschwächten Version von Adenoviren von Schimpansen basiert. Er soll Erbmaterial des Virus in menschliche Zellen einschleusen und zielt darauf ab, die Immunabwehr anzusprechen und Infektionen vorzubeugen.

Die Impfstoffe von Biontech und Moderna basieren dagegen auf der sogenannten Boten-RNA (mRNA), die den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Proteinen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln soll. Ein solcher Impfstoff soll schneller in großem Maßstab hergestellt werden können als herkömmliche.

2. DOSIERUNG UND ERWARTETE KOSTEN

Zwei Impfstoff-Dosen sollen wirksamer sein, hatte Astrazeneca im Juli erklärt, aber auch die einmalige Verabreichung wurde getestet. Laut der veröffentlichten Zwischenanalyse zeigt der Impfstoff eine Wirksamkeit von 90 Prozent, wenn er zunächst mit einer halben Dosis verabreicht wurde, gefolgt von einer vollen Dosis im Abstand von mindestens einem Monat.

Ein anderes in der Studie getestetes Dosierungsschema zeigte eine Wirksamkeit von 62 Prozent, wenn zwei volle Dosen im Abstand von mindestens einem Monat geimpft wurden. Die kombinierte Analyse beider Dosierungsschemata ergab eine durchschnittliche Wirksamkeit von 70 Prozent.

Der Impfstoff kann normal gekühlt für mindestens sechs Monate aufbewahrt und transportiert werden. Einen ersten Hinweis auf den Preis gab das italienische Gesundheitsministerium im Juni, als es erklärte, eine Dosis koste rund 2,50 Euro in Europa. Astrazeneca sprach im Juli davon, den Impfstoff für wenige Dollar je Dosis herstellen zu können.

Während der Pandemie will das Unternehmen nach eigenen Angaben keinen Gewinn mit dem Impfstoff machen, will aber reichere Staaten zu einem "geeigneten Zeitpunkt" zur Kasse bitten.

3. ZEITPLAN DES ZULASSUNGSVERFAHRENS

Im November kündigte Astrazeneca an, bis Jahresende Daten einer klinischen Studie der Endphase zu veröffentlichen.

Das Unternehmen will mit den US-Behörden über eine Notfallzulassung verhandeln, wenn es positive Daten von Tests in Großbritannien, Südafrika und Brasilien hat.

Biontech und Pfizer steuern bereits auf eine Notfallgenehmigung in den USA zu. Sie beantragten diese und erwarten sie bis Mitte Dezember.

4. AUSLIEFERUNG DES IMPFSTOFFS

Astrazeneca soll Deals über insgesamt mehr als drei Milliarden Dosen abgeschlossen haben. Astrazeneca hat bereits mehr als ein Dutzend Deals zur Auslieferung des Impfstoffs geschlossen sowie eine ähnliche Zahl von Produktionsvereinbarungen getroffen.

Das Unternehmen lagert den Impfstoff derzeit gefroren in großen Containern und will nur einen Wirkstoff hinzufügen, in Ampullen füllen und gekühlt ausliefern, wenn eine Zulassung absehbar ist. (reuters/apa/red)