Zulieferindustrie : Nach Rekordjahr: Bosch will in einem Jahr "klimaneutral" sein

Der deutsche Autozulieferer Bosch will trotz hoher Kosten für den Dieselskandal und eines verhaltenen Konjunkturausblicks Milliarden in den Klimaschutz investieren. Zwei Mrd. Euro will der Konzern in die Hand nehmen, um seine Standorte energieeffizienter zu machen und kurzfristig Ökostrom einzukaufen, wie das Unternehmen bei der Bilanzpressekonferenz mitteilte.

Auf diese Weise will Bosch bis 2030 eine Milliarde Euro einsparen und mit Hilfe von CO2-Kompensation schon im kommenden Jahr klimaneutral sein. Klimaschutz sei dringlicher denn je, die Folgen des Klimawandels gefährdeten die Stabilität in der Welt. "Wir müssen in kürzeren Fristen reagieren, um die Ziele von Paris zu erreichen", sagte Denner laut Redetext. Nach dem 2015 beschlossenen Pariser Abkommen soll der Temperaturanstieg weltweit in diesem Jahrhundert auf maximal zwei Grad begrenzt werden.

Nach Berechnungen sei es möglich, die 3,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß pro Jahr des Unternehmens mit seinen 410.000 Beschäftigten an mehr als 400 Standorten zu neutralisieren, sagte Denner. "Also machen wir es."

Der Begriff "Klimaneutralität" ist in diesem Fall sehr relativ

Völlig ohne CO2-Ausstoß lassen sich Autoteile wie Zündkerzen, Diesel-Einspritzsysteme oder Maschinen jedoch nicht produzieren. Deshalb soll das Treibhausgas von 40 Prozent des Energieverbrauchs durch das Finanzieren von Klimaschutzprojekten kompensiert werden - zum Beispiel Windkraft in der Karibik oder Waldschutz in Afrika. Weitere 40 Prozent werden durch regenerative Energie abgedeckt über exklusive Verträge mit Wind- und Solarparks oder eigene Photovoltaik-Anlagen, etwa bei Bosch in Indien. Mehr als ein Fünftel des Jahresverbrauchs von 7,8 Terawattstunden - das entspricht dem Stromverbrauch aller Privathaushalte in Berlin und München zusammen - will Bosch durch Energieeffizienz in seinen Fabriken und Verwaltungen reduzieren. Insgesamt koste der Plan zwei Mrd. Euro, gehe aber zugleich mit einer Milliarde Euro Einsparungen an Energiekosten einher.

In einer ähnlichen Größenordnung bewegen sich die möglichen Kosten für den Dieselskandal bei dem Autozulieferer. 1,2 Mrd. Euro hat Bosch bisher zurückgelegt. 2018 war die Summe nicht erhöht worden, weil keine weiteren rechtlichen Risiken bekannt geworden seien, wie es im Geschäftsbericht hieß. Der Zulieferer hatte Komponenten für die problematischen Diesel von VW geliefert. In den USA hatte Bosch Klagen mit millionenschweren Vergleichen beigelegt. In Deutschland laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch.

Bosch muss weiter Stellen im Dieselbereich abbauen

Die sinkende Nachfrage nach Diesel-Pkw wird beim Autozulieferer Bosch heuer zu einem weiteren Stellenabbau führen. "Es wird auch dieses Jahr zu Anpassungen kommen", sso Volkmar Denner in Renningen. Derzeit gehe der Rückgang des Diesel-Marktanteils in Europa ungebrochen weiter, nachdem es zu Jahresbeginn eine Stabilisierung gegeben hatte.

Ein weiteres Rekordjahr

Nach einem weiteren Rekordjahr mit 5,5 Mrd. Euro Betriebsgewinn bei 78,5 Mrd. Euro Umsatz kann Bosch diese Milliarden neben den immensen Ausgaben für Technologien wie elektrisches Fahren oder digitale Gebäudetechnik noch stemmen. Allerdings ist der Konzern wegen des Abschwungs der Weltwirtschaft, die Belastung durch Handelskonflikte oder Brexit für das laufende Jahr skeptisch. Im ersten Quartal habe der Umsatz auf Vorjahresniveau gelegen. Für das Gesamtjahr werde ein leichter Anstieg der Erlöse erwartet, erklärte Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer. Angepeilt werde eine operative Rendite von sechs Prozent nach sieben Prozent 2018.

Die globale Automobilproduktion wird nach Einschätzung des weltweit größten Autozulieferers in diesem Jahr um drei Prozent auf knapp 95 Millionen Fahrzeuge sinken. "Damit werden die Produktionszahlen erstmals seit der Finanzkrise in zwei aufeinanderfolgenden Jahren rückläufig sein." Das Zuliefergeschäft, die größte Bosch-Sparte, verdiente 2018 bei einem Umsatzanstieg um 3,5 Prozent auf 47,6 Mrd. Euro vor Zinsen und Steuern wie im Vorjahr 3,4 Mrd. Euro. Belastet hätte die schwächere Autoproduktion am weltgrößten Markt China sowie die sinkende Nachfrage nach Dieselautos. (reuters/dpa/apa/red)