Roboterautos : "Mehr Geld pro Meile": Google umschwärmt klassische Autokonzerne

Kurz vor Beginn der Automesse IAA wirbt die Google-Schwesterfirma Waymo bei den Herstellern für ihre Roboterwagen-Technologie. Waymo wolle das Geschäft der Autobauer nicht durcheinanderwirbeln, sondern ihre Möglichkeiten erweitern, sagte Firmenchef John Krafcik der Silicon-Valley-Website "The Information".

In der Zukunft mit selbstfahrenden Elektrofahrzeugen werde es nicht mehr darum gehen, mit dem Verkauf der Autos Geld zu verdienen, sondern mit ihrem Betrieb betonte er. Das erste Autounternehmen, das sich auf diesen Wandel ausrichte, "wird gewinnen".

Google hat den Bau eigener Autos gestoppt

Alphabet, der Mutterkonzern von Google, hat im vergangenen Jahr bei Waymo die Arbeit an den bisherigen Google-Roboterwagen gebündelt. Vor einigen Monaten stoppte der Internetriese die Entwicklung des elektrischen Zweisitzers aus eigener Entwicklung: Google dreht seinen Roboterwagen den Saft ab >>

In Zukunft will Waymo keine Autos mehr selbst bauen. Statt dessen wolle man nun alteingesessene Autohersteller "unterstützen", wie es der Manager ausdrückt.

Autofahrer der Zukunft sollen mehr Geld pro Kilometer zahlen

Autobauer verdienten heute nach seinen Worten nur einen US-Cent pro gefahrene Meile. "Das ist die wichtigste Statistik, an die man denken muss." Jetzt will Waymo jedenfalls dafür sorgen, dass die Industrie "einen besseren Deal" bekommt - sprich, dass Autofahrer deutlich mehr Geld zahlen müssen.

Die Roboterwagen-Systeme von Waymo, die bereits seit 2009 Erfahrungen auf der Straße sammeln, gelten als sehr fortgeschritten.

Autoindustrie baut und forscht lieber selbst - und mit Expertise im eigenen Haus

Die meisten Autokonzerne entwickeln aber bisher lieber eigene Technologie für autonomes Fahren, statt auf Waymo zu setzen. Branchenexperten zufolge wollen sie sich nicht sehenden Auges in eine Abhängigkeit von den Internetkonzernen aus dem Silicon Valley geraten - womit die Macht über das Geschäft der Zukunft verloren wäre.

Besonders Konzerne aus Europa erreichen auf diesem Weg offenbar große Erfolge: Patente zu Roboterautos: Bosch und Audi weit vor Tesla und Apple >>

In großem Stil probiert bisher nur Fiat Chrysler eine Kooperation mit Waymo aus und lässt 600 Pacifica-Minivans zu Roboterwagen umbauen. Von den ersten 100 fertigen Fahrzeugen sei aber nur die Hälfte im Einsatz, schrieb "The Information". Und der Umbau der restlichen 500 werde von einer Rückrufaktion bei Fiat Chrysler aufgehalten.

Zur vorherigen IAA vor zwei Jahren war noch der damalige Chefentwickler der Google-Roboterwagen, Chris Urmson, gekommen. Jetzt sind in Frankfurt keine öffentlichen Events geplant. Urmson ist inzwischen ein Waymo-Konkurrent mit seinem Start-up Aurora. (red/dpa/apa)

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