Autohandel : Mehr als 100.000 Haushalte in Österreich nutzen Carsharing

In Österreich nutzen bereits mehr als 100.000 Haushalte Carsharing. Nach Angaben des Verkehrsclubs (VCÖ) sind 889.000 heimische Haushalte gänzlich autofrei. 1,2 Millionen Lenker fahren selten. Das Potenzial zum Carsharing ist laut Angaben des Clubs noch um ein vielfaches höher. Der VCÖ forderte bei einer Pressekonferenz in Wien ein entsprechendes Gesetz nach deutschem Vorbild.

"21 Prozent der heimischen Pkw-Lenker nutzten nur selten ein Auto", sagte VCÖ-Experte Markus Gansterer. Ebenso ein Fünftel verwendet überhaupt nie einen Pkw. In Wien - wo es das größte Carsharing-Angebot gibt - geben gleich 42 Prozent der Lenker an, nur mehrmals im Monat oder noch seltener mit ihrem Auto zu fahren. Österreichweit gibt es 100.000 Haushalte, in denen es eine Carsharing-Mitgliedschaft gibt. 380.000 Österreicher teilen Autos mit Verwandten oder Freunden. In Haushalten mit Zweit- und Drittwagen sind "höchstens zehn Prozent der Pkw gleichzeitig unterwegs", berichtete Gansterer aus der Untersuchung des VCÖ.

Studien hätten ergeben, dass ein Carsharing-Fahrzeug etwa drei bis 15 private Pkw ersetzten kann. Durch das Prinzip des gemeinsamen Nutzens eines Autos "verändert sich das Mobilitätsverhalten und die Umweltbilanz wird besser", sagte Gansterer. Dank der Digitalisierung ist Sharing heute viel einfacher einem größeren Personenkreis zugänglich. Neben stationsbasierten und free-floating Modellen, zu zweiterem zählen beispielsweise Car2go oder DriveNow, gibt es mittlerweile auch Carsharing bei gewissen Punkten wie etwa Wohnhausanlagen oder auch über Firmen, die einen Teil ihres Fuhrparks zur Verfügung stellen. Free-Floating-Angebote sind am stärksten verbreitet. In Wien haben die großen Anbieter Car2go und DriveNow bereits mehr als 140.000 Nutzer, hieß es bei der Pressekonferenz. Dazu kommen Plattformen wie carsharing 24/7 oder drivy, bei denen Private ihre Autos zur Verfügung stellen können.

Mit den mehr als 1,3 Millionen Zweit- und Drittautos werden durchschnittlich nur 7.190 Kilometer pro Jahr gefahren. Die rund 3,1 Millionen Erst-Pkw kommen laut Statistik Austria auf je rund 13.150 Kilometer im Jahr. Um das Sharing-Potenzial in Österreich nutzen zu können, braucht es laut VCÖ verbesserte Rahmenbedingungen. Der Club forderte ein eigenes Gesetz, das es beispielsweise Gemeinden und Städten erleichtert, öffentliche Parkplätze für Carsharing zu reservieren.

Der VCÖ wies darauf hin, dass in Deutschland Carsharing-Nutzer im Schnitt um 40 Prozent seltener mit dem Auto fahren, aber um 19 Prozent öfters mit öffentlichen Verkehrsmittel und um 14 Prozent häufiger mit dem Fahrrad. Ebenso in Deutschland ergab eine Carsharing-Mitgliederbefragung, dass mehr als die Hälfte der Nutzer vor ihrem Beitritt ihr eigenes Auto abgemeldet haben. Auch in Wien hat sich das Mobilitätsverhalten durch diese Angebote geändert und die Zahl der Autofahrten reduziert. Nutzer von stationsbasierten Systemen fahren in der Folge häufiger mit Öffis und dem Fahrrad und gehen mehr zu Fuß. Jene, die free-floating Carsharing nutzten, fahren dann deutlich weniger mit dem Taxi, etwas weniger mit öffentlichen Verkehrsmittel und gehen mehr zu Fuß.

Carsharing ist laut VCÖ kein städtisches Phänomen, sondern auch für Regionen sehr gut geeignet. Diese brauchen darüber hinaus mehr Mobilitätsdienstleistungen wie Anrufsammeltaxis und Gemeindebusse, forderte der Club. Immer wichtiger wird in Österreich auch Bike-Sharing. Der VCÖ kritisierte, dass es noch nicht in allen Landeshauptstädten Leihradsysteme gibt. Insgesamt sind hierzulande laut dem Club mehr als 550 Verleihstationen und rund 3.000 Fahrräder verfügbar. (apa/red)