In Gegenrichtung : Maschinenbauer Trumpf kauft chinesischen Konkurrenten

Es sei die größte Akquisition in der 90-jährigen Geschichte des schwäbischen Familienunternehmens. Über den Kaufpreis habe man auf Drängen der chinesischen Partner Stillschweigen vereinbart. Trumpf habe für die Übernahme aber keine Kredite aufnehmen müssen.

Die Schwaben stemmen sich mit der Übernahme gegen einen Trend, der im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt hatte: Chinesische Unternehmen hatten sich mehrere deutsche Autozulieferer, Solarunternehmen oder Maschinenbauer wie den Betonpumpenhersteller Putzmeister einverleibt. Diesmal greift ein deutsches Unternehmen im Reich der Mitte zu. Trumpf erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13 (zum 30. Juni) mit 180 Millionen Euro gut acht Prozent seines Umsatzes in China, dem drittgrößten Markt des Maschinenbauers nach Deutschland und den USA. JFY erzielte 2012 mit 680 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von umgerechnet 67 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis von knapp 6 Millionen Euro.

"Wichtigster Maschinenbaumarkt der Welt"

"Der Erwerb der Mehrheit an diesem chinesischen Vorzeigeunternehmen stärkt uns im wichtigsten Maschinenbaumarkt der Welt", sagte Leibinger-Kammüller. JFY sei Marktführer bei Stanz- und Biegemaschinen. Trumpf produziert vor allem Werkzeugmaschinen, aber auch Laserschweißanlagen und Medizintechnik wie OP-Lampen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte das Unternehmen einen Umsatzrekord von 2,34 Milliarden Euro erzielt. Wegen hoher Ausgaben für Forschung und Entwicklung war das Vorsteuerergebnis aber auf 154 Millionen von 211 Millionen Euro im Vorjahr eingeknickt.

Mit JFY dringe Trumpf in das untere Preissegment vor, das in Deutschland weniger als zehn Prozent, in China aber zwei Drittel des Marktes ausmache. Die beste Stanzmaschine des chinesischen Herstellers koste 100.000 Euro, die günstigste von Trumpf dagegen 250.000 Euro, erklärte Leibinger-Kammüllers Ehemann Mathias Kammüller, Trumpf-Geschäftsführer für Werkzeugmaschinen. Diese Lücke werde nun geschlossen, bevor JFY sich künftig selbst auf hochwertigere Maschinen verlege und zum starken Konkurrenten werden könne. Die neue China-Tochter solle durch das Know-how aus Ditzingen leistungsfähiger werden. Umgekehrt könne Trumpf von JFY weitaus billiger hergestellte Komponenten wie Maschinenrahmen einsetzen, denn die Arbeitskosten dort machten nur zehn Prozent der deutschen aus.

Die Schwaben hatten bereits im Frühjahr 2010 die Fühler ausgestreckt, die Verhandlungen zogen sich dann zwei Jahre hin. Danach dauerte es ein weiteres Jahr, bis im April 2013 alle Genehmigungen der chinesischen Behörden vorlagen. Sogar die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel habe während ihrer China-Reise im August letzten Jahres ein gutes Wort beim noch amtierenden Regierungschef Wen Jiabao eingelegt, sagte Leibinger-Kammüller. (APA/Reuters)