Stahlhandel : Marcel Javor, Frankstahl: "Ab Februar geht's los"
Eigentlich wollte Frankstahl-Eigentümer Marcel Javor nur Maschinen und Lager der insolventen Bogner Gruppe übernehmen. Doch nun zieht er am Gelände in Wels ein Edelstahlkompetenzzentrum hoch, Industriemagazin berichtete. Im Interview erklärt Javor wie es zu diesem Überraschungscoup kam - und was dies für die Branche bedeutet. Herr Javor, völlig überraschend haben Sie Mitte Januar das ehemalige Bogner-Lager in Wels übernommen. Wie kam’s? Marcel Javor: Wir haben nach der Insolvenz der Bogner Edelstahl die Waren und Maschinen gekauft. Das riesige Lager in Wels sollte an einen Investor gehen. Doch wie sich herausstellte, war das riesige Hochregallager im Objekt – das wir übrigens mit dem Asset Deal mit erworben haben – nicht wirtschaftlich zu entfernen. Daher kam die Masseverwalterin auf uns mit einem Angebot zu. Was bedeutet das für Sie? Das ist natürlich ein unglaublicher Glücksfall für uns. Alleine die Wabenregallager, die in Wels zur Verfügung stehen zu planen, zu installieren und fehlerfrei zum laufen zu bringen, würde 2 Jahre dauern... Was planen Sie auf dem Gelände in Wels? Dort soll das Frankstahl Edelstahlkompetenzzentrum entstehen. Wir hatten zwar auch schon bisher Rostfreiartikel im Sortiment, aber bei Bogner war das Kernkompetenz. Und wir werden zukünftig sämtliche hunderte Artikel die Bogner jemals geführt hat, ins Sortiment aufnehmen. Zusammen mit den Rostfreiwaren die wir bisher in Guntramsdorf gelagert haben, werden die jetzt in Wels gelagert. Wann soll es denn losgehen? Wir wollen ab Ende Februar das Lager in unser Organisations- und Logistiknetzwerk inkludiert haben. Das bedeutet, wer bis 16 Uhr bestellt kann auch im Edelstahlbereich mit einer exakt planbaren Lieferung am nächsten Tag rechnen. Teil 2: Die Sache mit der "Branchenkonsolidierung"
Die 16.500 Quadratmeter Lagerfläche in Oberösterreich sind also wieder im Spiel. Wie verhält es sich diesbezüglich eigentlich mit der auch von Ihnen beklagten Überkapazität am Stahlhandelsmarkt und der erhofften Konsolidierung, die durch die Insolvenz von Bogner angestoßen wurde? Natürlich werden wir trotz Wels jetzt weniger Edelstahl auf Lager haben als ehemals Frankstahl und Bogner zusammen. Insoferne ist eine Konsolidierung schon eingetreten. Und: Wir werden sicher nicht mitmachen bei den Dumpingrunden, wie sie zuletzt von den Konzerntöchtern großer Stahlhersteller angestoßen wurden. Wie wollen Sie denn dann die Marktanteile von Bogner-Stahl aufsaugen? Unsere Philosophie ist: Wir nehmen uns nicht andere Stahlhändler sondern erfolgreiche Handelshäuser zum Vorbild. Wie etwa Amazon. Von den amerikanischen Onlinehändlern haben wir uns Serviceorientierung abgeschaut. Wir bieten elektronische Dokumentation. Wer bei uns bis bestellt, erhält ein Email mit dem exakten Lieferzeitpunkt am nächsten Tag, LKW-Nummer und Fahrername inklusive. Oder nehmen Sie unsere Werkzeugnis-App: Sie bietet unseren Kunden die Möglichkeit bis zu 15 Jahre zurück alle Werkszeugnisse der gekauften Stahlsorten jederzeit auf den Bildschirm zu holen. Mit diesem Service wollen wir Marktanteile gewinnen, nicht über den Preis. Wir danken für das Gespräch. Interview: Rudolf Loidl