Autoindustrie : Lkw-Achsenhersteller SAF-Holland will schwedische Haldex schlucken

Der deutsche Lkw-Achsenhersteller SAF-Holland buhlt um seinen schwedischen Zulieferer Haldex. SAF-Holland bietet umgerechnet 442 Mio. Euro für den Hersteller von Nutzfahrzeug-Bremsen und -Luftfederungen, wie das Unternehmen aus Bessenbach bei Aschaffenburg mitteilte.

SAF-Chef Detlef Borghardt muss vor einer Übernahme womöglich noch einen bisher ungenannten Konkurrenten aus dem Feld schlagen, der ebenfalls bei Haldex vorgefühlt hat. Die Aktionäre von Haldex setzen auf einen Bieterkampf: Die Papiere des Unternehmens aus Landskrona schossen an der Börse Stockholm um 22 Prozent auf 104,25 schwedische Kronen (11,05 Euro) nach oben, SAF-Holland bietet 94,42 Kronen, elf Prozent mehr als den Schlusskurs während der vergangenen Woche. Borghardt schloss eine Aufstockung des Angebots nicht aus: "Wir werden sehen", sagte er vor wenigen Tagen in einer Telefonkonferenz.

SAF-Holland will seine Produktpalette verbreitern

SAF-Holland will mit der Übernahme sein Produkt-Spektrum für das Fahrwerk von Lkw und Anhängern über Achsen und Kupplungen hinaus verbreitern. Immer mehr Hersteller und Käufer verlangten danach. "Gemeinsam können wir einen Komplettanbieter für eine Vielzahl von Bauteilen schaffen, von Bremsen mit elektronischen Bremssystemkomponenten bis hin zu mit Federung kombinierten Achssystemen", erklärte Borghardt.

Erste Gespräche mit Haldex habe es darüber bereits gegeben. "Haldex passt extrem gut zu uns." Die Schweden liefern Scheibenbremsen an SAF-Holland. "Hier geht es um Wachstum und mehr Umsatz, nicht um Entlassungen oder Fabrikschließungen", sagte Borghardt. Kostensenkungen seien aber etwa im Einkauf möglich.

Die Schweden haben sich aber noch nicht festgelegt. Haldex-Aufsichtsratschef Göran Carlson, der zugleich einer der größten Aktionäre ist, sagte zu Reuters: "Zufällig gibt es einen zweiten Bieter, so dass wir das und auch das andere prüfen werden." Die Gespräche mit beiden Interessenten seien mit wenigen Tagen Abstand aufgenommen worden. SAF-Holland ließ sein Vorgehen bei einer Ablehnung aus Landskrona offen. "Das ist in jeder Hinsicht freundlich", betonte Borghardt.

Ein großer Schritt für die Aschaffenburger

Für SAF-Holland wäre der Zukauf ein großer Brocken. Das fränkische Unternehmen ist an der Börse nicht mehr wert als Haldex. Dabei setzten die Schweden im vergangenen Jahr mit 511 Mio. Euro nur halb so viel um wie SAF-Holland (1,06 Mrd. Euro). Haldex ist aber etwas profitabler. Das liegt unter anderem daran, dass sie im Ersatzteilgeschäft stärker sind, das lukrativer ist und weniger stark schwankt als das Geschäft mit den Lkw-Herstellern. Mit der Übernahme würde Borghardt sein eigentlich erst für 2020 angepeiltes Ziel, den Umsatz auf 1,5 Mrd. Euro zu schrauben, vorzeitig erreichen.

Die Finanzierung sei kein Problem, erklärte Finanzvorstand Wilfried Trepels. SAF-Holland habe 320 Mio. Euro auf der hohen Kante, bis zu 164 Mio. Euro ließen sich zudem durch eine Kapitalerhöhung aus dem genehmigten Kapital finanzieren. Trotz der dadurch drohenden Verwässerung stieg die SAF-Aktie leicht. SAF-Holland stellt die Übernahme unter die Bedingung, dass 90 Prozent der Haldex-Aktionäre - vor allem schwedische Fonds - ihre Aktien abgeben. Mit 3,6 Prozent haben sich die Franken bereits eingekauft. (APA/Reuters/red)