Werften : Kroatien findet Käufer für seine Werften

Die kroatische Regierung hat die Restrukturierung der maroden Werften, die noch als Hindernis vor dem EU-Beitritt galten, so gut wie abgeschlossen. Für zuletzt noch vier Werften (ursprünglich sechs) wurden noch Käufer und Lösungen gesucht. Laut Auflage der EU-Kommission darf der kroatische Staat die Werften nicht subventionieren und muss sie bis zum geplanten EU-Beitritt am 1. Juli 2013 verkaufen. Der endgültige Sanierungsplan muss jetzt noch von der EU-Kommission abgesegnet werden.Profitable Werft könnte an Arbeiter gehenBei der Werft "Uljanik" bei Pula, die als einzige profitabel arbeitete, weswegen sie aus dem Privatisierungsprozess ausgenommen wurde, können die Arbeiter Anteile erwerben und die Werft übernehmen. Das Angebot steht noch bis 26. Juli. "Uljanik" könnte danach die größte kroatische Werft, "3. Maj" in Rijeka, übernehmen.Die Werft "Brodotrogir" in Trogir geht an die Firma "Kermas energija" des Unternehmers Danko Koncar, beschloss die Regierung am Donnerstag. Koncar, der einem fast undurchschaubaren Firmengeflecht vorsteht, war schon früher als Käufer von gleich drei Werften im Gespräch, aber erhielt in letzter Minute eine Abfuhr. Eine seiner Firmen, über die er damals die Werften kaufen wollte, konnte keine Bankgarantien vorweisen. Auch diesmal legte er nur eine Garantie seiner Firma vor, die auf den Jungferninseln registriert ist. Doch da das Grundkapital 75 Millionen Kuna (9,97 Millionen Euro) betrug, gab sich die Regierung zufrieden. Außerdem waren die Restrukturierungspläne Koncars aus seinen vorigen Übernahmeversuchen schon von der EU-Kommission abgesegnet, berichteten Medien.Ermittlungen wegen SteuerhinterziehungDie Werft "Brodosplit" in Split geht, wie schon vorher bekannt war, an den kleinen kroatischen Schiffsbauer DIV. Gegen den Eigentümer wurden vergangene Woche Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung eingeleitet. Er soll jahrelang keine Abgaben für seine Mitarbeiter gezahlt haben. Das war jedoch kein Hindernis für das kroatische Wirtschaftsministerium, den Prozess um "Brodosplit" abzuschließen.Die Werft "Kraljevica" im gleichnamigen Ort wurde in Konkurs geschickt, an 450 Mitarbeiter wurden Abfertigungen ausgezahlt. Wirtschaftsminister Radimir Cacic fand in einer Pressekonferenz am Donnerstag kritische Worte zu "Kraljevica": Von 450 Arbeitern habe es nur sieben Schweißer gegeben, und nur zwei von ihnen hatten auch eine Lizenz dazu. "So viel zum kroatischen Schiffsbau und wie erfolgreich er war", so Cacic ironisch."Steuerzahler zurecht aufgebracht"Das heiße Eisen Werften, dessen sich keine Regierung vorher ernsthaft angenommen hatte, kostete den kroatischen Steuerzahler seit 1992 knapp 28,5 Milliarden Kuna (3,79 Milliarden Euro). Allein die weitere Verzögerung der Privatisierung um ein Jahr habe 1 Milliarde Kuna an zusätzlichen Belastungen für das Budget gebracht, kritisierte Cacic. Der Wirtschaftsminister beschuldigte die Vorgängerregierung, nach Abschluss der Beitrittsverhandlungen am 30. Juni 2011 nichts mehr getan zu haben. Die "Melkkuh", der kroatische Steuerzahler, sei zurecht aufgebracht, so Cacic.Die Werften werden laut Berechnungen des Ministeriums das kroatische Budget wegen der Restrukturierungen noch bis 2017 mit 2,5 Milliarden Kuna belasten. Im kroatischen Schiffsbau sind 10.300 Menschen beschäftigt, 85 Prozent davon direkt. (APA)