HR Management : Jungunternehmer leiden unter Bürokratie und ungebildeten Bewerbern

In den ersten drei Jahren müssen Unternehmen demnach nur die Hälfte der Lohnnebenkosten bestreiten, die andere Hälfte wird staatlich gefördert. "Wir sind sehr 'happy' mit dieser Situation, aber das kann nur ein erster Schritt sein, die Lohnnebenkosten langfristig zu senken", sagte die Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft Österreich, Amelie Groß, am Dienstag vor Journalisten in Wien. Als Zielgröße nannte sie eine Verringerung um 5 Prozent.

Über ein Drittel aller Befragten möchte "den Beschäftigungsbonus beantragen und zusätzliche Mitarbeiter einstellen". 55 Prozent wollen den Personalstand in den nächsten sechs bis zwölf Monaten (eher) nicht aufstocken. "Uns persönlich ist wichtig, dass der Beschäftigungsbonus auch von den Klein- und Mittelbetrieben abgeholt wird", betonte die JW-Bundesvorsitzende.

Zwar glauben 34 Prozent, dass sich die Konjunktur für die nächsten Monate verbessern wird - das sind um 13 Prozentpunkte mehr als vor einem halben Jahr; doch nur 1 Prozent der Jungunternehmer beurteilt die allgemeinen Rahmenbedingungen als "sehr gut", 22 Prozent als "gut". 75 Prozent bewerten das regulatorische Umfeld als (eher) schlecht.

"Die jungen Betriebe sind sehr stark besteuert und haben permanent mit bürokratischen Hürden zu kämpfen", so Groß. Die Höhe der Lohnnebenkosten empfinden jedenfalls 90 Prozent als (eher) große Belastung. Für nur 3 Prozent stellt sie (eher) kein Problem dar.

Hohe Sozialabgaben beurteilen 68 Prozent als größtes Hindernis bei der Einstellung neuer Mitarbeiter. Für 57 Prozent ist es grundsätzlich schwierig, überhaupt geeignetes Personal zu finden - 38 Prozent geben Fachkräftemangel als größte Herausforderung an. Groß verwies in diesem Zusammenhang beispielhaft auf einen Unternehmer, für den in Vorarlberg kein Lagerist zu finden war. "Jeder vierte 14-Jährige kann nicht sinnerfassend lesen", sagte sie unter Verweis auf die jüngste PISA-Studie.

Lediglich 9 Prozent der mehr als 800 online befragten Jungunternehmer beurteilen die Qualifikation der Fachkräfte als gut. "Die überwiegende Mehrheit stellt unserem Bildungssystem kein gutes Zeugnis aus", berichtete die JW-Chefin. Nur 1 Prozent hält es für "zukunftsfit", weitere 13 Prozent für "eher zukunftsfit". Drei Viertel geben an, dass die Bundesregierung nicht genügend unternimmt, um für die Zukunft ausreichend Fachkräfte hervorzubringen.

Notwendig seien bessere digitale Kompetenzen, "ein flächendeckend gutes Angebot von ganztägigen Schulen" sowie die Vermittlung von selbstständigem, unternehmerischem Denken in den Lehr- und Ausbildungsplänen. "Wir hoffen, dass es bei der Bildungsreform mehr um Inhalte geht als um Strukturen, damit die Kinder auf das 21. Jahrhundert vorbereitet werden und dass auch Wirtschaftskompetenz vermittelt wird."

Im Grunde sei die Ausgangsbasis insgesamt aber eine gute - "es ist nur jetzt ganz wichtig, dass nun auch wirklich etwas passiert", so Groß. "Das Thema Bildung, Pensionen, Steuersystem, Bürokratie und Arbeitszeitflexibilisierung muss einfach umgesetzt werden", forderte sie. Ihr Wunsch wäre, "dass die Gewerkschaften erkennen, dass sich die Rahmenbedingungen verändert haben und auch, dass sich die Wirtschaft verändert hat". Bei der Arbeitszeitflexibilisierung hielte sie für das Einhalten der durchschnittlichen Arbeitszeit einen Durchrechnungszeitraum von 52 Wochen, also einem Jahr, für sinnvoll. "Es geht nicht darum, Kosten zu sparen, sondern dass man als Unternehmer flexibel reagieren kann", erklärte Groß.